Die meisten Eltern kennen es: Kleine Kinder brauchen oft ewige Zeit bis sie schlafen. Was tun? Immer zur gleichen Zeit schlafen legen, damit es besser klappt? Hilft nur ein bißchen und nur manchmal… Oder immer an den selben Ort legen? Hilft auch nur ein wenig… Oder immer ganz konsequent und streng sein, was bedeutet: „Jetzt muss geschlafen werden..!“ Führt oft zu Anstrengung und viel Schreien.Welchem Rat und welchem der vielen Bücher soll man denn nun glauben?
Was helfen kann ist, zunächst mehr zu verstehen, warum kleine Kinder sich mit dem Einschlafen so schwer tun: Schlafen ist ein Zustand des Alleinseins – man verliert sein Bewusstsein und ist für sich. Alleinsein – genau das ertragen Menschen eher schlecht und kleine Menschen wollen überhaupt gar nicht allein sein. Außerdem sind kleine Menschen unbändig neugierig. Beides zusammen, die Angst vor dem Für-sich-Sein, Alleinsein und die Neugierde sind starke Energien, die Kinder davon abhalten, abzuschalten und das Wegdämmern in den Schlaf zuzulassen. Was also hilft Kindern, dass Schlafen eher klappen kann?
Wenn man sich für das Einschlafen anstrengen soll, ist das ein Widerspruch in sich – das heißt:
Nichts mit kleinen Kindern für ihr Schlafen machen, was Stress und Anstrengung für Eltern oder Kind erhöht. Schlaf ist ein scheues Reh – er kann nur kommen, wenn wir ruhig werden und Stille zulassen können. Beides geht mit Kindern nur, wenn es für sie gemütlich wird – nur dann lassen Kinder Entspannung zu und werden ruhiger. Das heißt auf alle Fälle: Immer Wege suchen, die eine entspanntere Atmosphäre ermöglichen, die mehr Gemütlichkeit und „Runterkommen“ von allem Stress zulassen, die weggehen und wegführen von allem „Du musst jetzt…“ . Denn es ist bei Kindern wie bei Erwachsenen, bei allen gleich: Sie kennen es auch, wenn Sie nachts aufwachen und wieder einschlafen wollen- das geht gar nicht, wenn man sich dabei ärgert oder anstrengt oder mit sich selbst schimpft. Nein, Einschlafen geht bei allen Menschen nur, wenn sie sich ruhig fühlen, wohlig, so dass alle Gedanken abschalten können und man in einen entspannten Zustand fällt. Nur dann kommt der Schlaf wieder über einen. Genau diesen Zustand von entspanntem Loslassen brauchen Kinder und bekommen ihn nicht durch Anstrengung der Eltern oder durch große Appelle oder Schimpfen (bei den größeren Kindern) – sondern immer nur durch Ruhe und Gemütlichkeit.
Bei den ganz Kleinen entsteht Gemütlichkeit über das Stillen – also getrost ein Baby beim Stillen einschlafen lasssen und die damit verbundene Entspannung und die Gemütlichkeit aller gleich für den Schlaf nutzen.
In dem Maße in dem Kinder dann wachsen, etwas mehr Speck auf die Knochen bekommen, bekommen sie auch etwas mehr „Speck“ auf die Seele. Überhaupt erst dann und in sehr kleinen Schritten kann man mit ihnen dran gehen, dass sie zwar in der Nähe, aber nach und nach, in winzigen Schritten mit etwas weniger Körperkontakt selbst einschlafen können. Ab etwa sieben, acht Monaten kann das dann heißen: Sich zunächst immer mehr neben das kleine Kind legen und es sich als Eltern selbst an einem Ort (den darf man auch immer mal wechseln, also immer da schlafen, wo es allen gerade wohl ist!) es sich äußerst gemütlich machen; selbst ins Entspannen und Tagträumen und ins ruhige „Dasein mit Kind“ gehen – und durch diese Gemütlichkeit, Geborgenheit und diese „Vormachen“ ein Kind spüren lassen, wie man zur Ruhe kommt und wie man durch menschliche Nähe zueinander immer mehr innerlich loslassen kann.
In der (gemeinsamen) Ruhe liegt die Kraft – wie Kinder Schlafen lernen
Ein kleines Kind kann eben auf gar keinen Fall durch Anstrengung schlafen, sondern nur durch „Vormachen“ der Eltern – dann geht ein kleines Kind intuitiv, allmählich, ganz langsam, auch in diesen Modus des Loslassens. Überhaupt nur dann kommt das scheue Reh Schlaf – gemächlich. Man kann es auch so beschreiben: Eltern gehen gewissermaßen vor in den „Dschungel des Schlafs“ – und dann, indem man spürt wie die Eltern das machen, kann man als kleines Kind ihnen hinterher gehen; weil die Eltern das Loslassen wagen, wagt das Kind es auch. Nur so betritt ein Kind den ängstigenden „Dschungel“ Schlaf, das damit verbundene Alleinsein und das innere Loslassen.
Noch etwas hilft für den „Dschungel“ Schlaf sehr, und das ist der Effekt, den man ab dem zweiten Kind deutlich spürt: Menschen sind – weil sie nicht gerne allein sind und sie alles weiter spüren und „mitkriegen“ wollen- einfach „Herdenwesen“. Man beobachtet oft bei kleinen Menschen, und das meist ab dem zweiten Kind: Je mehr die „Herde“ da ist, allgemeine Geselligkeit und Gemütlichkeit entstehen, umso einfacher schläft ein Kind nebenbei ein. Genau! Weil Gemütlichkeit UND Geborgenheit in der Anwesenheit aller spürbar ist, daher kann ein Kind dann getrost und ganz nebenbei einschlafen.
Mit diesen genannten Aspekten haben Sie nun die Devise, wie Schlafen überhaupt nur funktionieren kann:
Erlauben Sie Kindern immer, so in der Nähe der „Herde Familie“ zu bleiben, dass sie an einem gemütlichen Ort, wo sie die Anwesenheit aller noch spüren, hören, fühlen können, einschlafen dürfen. Machen Sie kleine „Schlafkojen“ (wie immer die in Ihrem Fall aussehen – bei den noch recht kleinen Kindern ist es das Sofa oder das Bettchen im Wohnzimmer, bei etwas größeren Kindern kann es die offene Tür zum Kinderzimmer in der absoluten Nähe zum Wohnzimmer sein, oder eine etwas abgeschirmte Schlafecke im Wohnzimmer, oder eine Hängematte in der Nähe aller, oder, oder, oder – was immer der Entspannung eines Kindes hilft) und verführen Sie ein Kind durch gut gemütliche Atmosphäre dazu, dass es schön ist, zur Ruhe zu kommen und ins Tagträumen, Trödeln und schließlich Loslassen zu finden. Sie haben keine ewigen Prozeduren des Herumtragens oder Vorlesens oder Abwartens mehr – Ihr Kind ist spürbar so in Ihrer Nähe, dass es sich geborgen und gemütlich fühlt, dass es immer weiß „Meine Herde ist um mich“ – und hat so in sich die seelischen Voraussetzungen, um innerlich loslassen zu können und dann – zu schlafen! Genau das, was alle, auch die Erwachsenen nachts, brauchen, um das scheue Reh Schlaf in die Nähe kommen zu lassen.
Für das jeweilige Lebensalter genauer habe ich es in „Gelassene Eltern – glückliche Kinder“ , nach den jeweiligen Altersabschnitten von Kindern, beschrieben.Viel Spaß beim Nachlesen, und für heute herzlich
Ihre Ingrid Löbner