Liebe Eltern,
Ein weiteres Mal wird dieser Tage in den Medien gelobt, dass das Elterngeld Wirkung zeige: Beide Eltern arbeiten früh wieder VOLL – trotz Kindern – und verlieren so den Anschluss an die Arbeitswelt nicht. Ein Erfolg, vermeintlich. Aber wer denkt hier eigentlich an den Stress der Familien und vor allem an die Kinder selbst?
Als Beraterin, die tagaus tagein nahezu nichts anderes tut, als mit Eltern über die Unruhe (angefangen bei den Babys, die exzessiv schreien, bis zu den noch kleinen Kindern, die nicht in den Schlaf und auch nicht ins Spielen finden) ihrer Kinder zu sprechen, geht mir bei solchen Nachrichten immer als erstes durch den Kopf: „Ist das wirklich was Familien brauchen – egal wer von beiden wieviel arbeitet – wer denkt hier wirklich an die Kinder?“
Mein klare Empfehlung dazu liebe Eltern: Lasst Euch nicht so antreiben! Vertraut Eurem Gefühl mehr als allen Proklamationen der derzeitigen Politik!
Nahezu alle Eltern, mit denen ich die Schwierigkeiten ihrer kleinen Kinder bespreche, sagen mir, dass ihr Gefühl ihnen sagt, dass sie mehr Ruhe und noch viel mehr Zeit tagsüber für ihr kleines Kind brauchen. Väter und Mütter gleichermaßen sagen mir so oft, dass ihr Gefühl sagt, dass es unter einem Jahr für sie noch zu früh ist, ihr Kind schon früh morgens, oftmals für viele Stunden außer Haus in eine KiTa zu bringen. Dass ihr Gefühl so ist, dass ihre Kleinen eigentlich noch größer werden müssten. Das Schöne daran: Dieses elterliche Gefühl passt genau zu dem, wass wir zu den Entwicklungsschritten kleiner Menschen wissen. Kleine Kinder müssen sich stark gebunden fühlen, müssen bei den nächsten Lieben (das sind in aller Regel, logisch, ihre Eltern) verwurzelt fühlen und sich stark geliebt fühlen; langsam nabeln sie sich dann von diesen „Haupt-Bindungs-Personen“ ab, bekommen erste, kleine „Flügel“ und gehen dann gerne, ohne Unruhe und nächtliche Schlaflosigkeit, ins Spiel zu anderen Kindern. Aber diese Prozesse brauchen ZEIT!
Es geht offensichtlich nicht um die Bedürfnisse kleiner Kinder, sondern um die Bedürfnisse der Wirtschaft.
Derzeit werden Eltern, Väter wie Mütter gleichermaßen, möglichst früh wieder an die Arbeitsplätze zurück geholt, weil der Fachkräftemangel hoch ist. Es geht bei all dieser Politik nachweislich nicht um die Bedürfnisse kleiner Kinder, sondern nachweislich um die Bedürfnisse der Wirtschaft. (Mehr und sehr Genaues hierzu finden Sie im Buch von H.Renz-Polster: „Die Kindheit ist unantastbar“, Beltz-Verlag)
Kinder werden vor allem dann klug und im Leben wohl orientiert, wenn sie sehr geliebt werden (das machen meist die Eltern sehr gut), wenn sie in Ruhe und mit gutem Gespür für sich selbst und ihr aktuelles Lebensgefühl beantwortet und ernst genommen werden. Dann sind sie in ihrer Kleinkind-Ruhe und gleichzeitig voller Neugierde. So entstehen im Menschen beides: Psychische Stabilität und die Freude am Entdecken, das heißt bei Kindern: Freude am Spielen.
Reiner Effizienzgedanke statt echter Flexibilität, positivem Wandel und wirklich familienfreundlicher Arbeitspolitik
Anstatt dieses Wissen zur menschlichen Entwicklung ernst zu nehmen und für Menschen, die Kinder haben, Arbeitsverträge einzuführen, die ihnen Zeit geben und lassen (die Beamten bekommen solche Verträge, dort geht es!), werden die Eltern auf das Drängen der Wirtschaft eingestimmt und angetrieben, sich entgegen allem Gefühl früh von ihren Kindern zu trennen. Das gilt für Väter und Mütter gleichermaßen.
Liebe Eltern, seien Sie mutig, wehren Sie sich, widersprechen Sie dieser überall angepriesenen Entwicklung. Sie finden Details und viele Tipps zum Alltag im Leben mit kleinen Kindern in meinen beiden Büchern: „Gelassene Eltern-glückliche Kinder“ und „Erziehen mit Mut und Muße“. Vielfältigste Hintergrund-Informationen zur derzeitigen Politik finden Sie wie oben beschrieben bei Herbert Renz-Polster, außerdem bei Rainer Stadler „Vater, Mutter, Staat“, zu finanziellen Nöten von Familien, zur extrem ungerechten Besteuerung von Familien bei Jürgen Borchert: „Sozialstaatsdämmerung“.
Diese Autoren sind durchweg Menschen, die politisch eher links und keinesfalls in der rechten Ecke stehen, die aber die derzeitige Entwicklung mit bestem Fachwissen und mit Kenntnis ihres Fachgebiets deutlich hinterfragen, die konsequent die Frage stellen: Wo ist die Quelle all dessen, was derzeit überall proklamiert wird? In jedem der Bücher wird die Frage gestellt: Warum sollen sich die Eltern und ihre kleinen Kinder plötzlich so sehr beeilen? Was ist eigentlich los? Wem wird hier gedient? Warum wird so dermaßen aufs Tempo gedrückt? Wessen Interessen werden gestärkt? Die der Kinder sicher nicht.
Hören Sie nur auf sich, auf Ihre Familie, auf Ihr Gefühl – nur das zählt!
Machen Sie sich kundig und bleiben Sie Ihrem Gefühl treu: Machen Sie mit Ihren Kindern langsam und genießen Sie Ihr Zusammensein. Und seien Sie sicher: Das genau macht Ihr Kind bleibend ruhig und in seinem Innern sicher und stark, außerdem, das ist das Tolle: Genau so werden Kinder auch noch intelligent. Klasse, oder?
Herzlich
Ingrid Löbner
Alex L.
4. Juli 2018Sehr schöne Worte, wir brauchen keine Kitas für alle Kleinen in Deutschland. Wir Eltern wollen mehr Zeit mit unseren Kindern verbringen können und nicht gezwungen sein, so schnell wie möglich wieder zu arbeiten, weil das Geld nicht reicht. Ich bin Papa und habe 2 Monate Elternzeit in Anspruch genommen. Es war eine wunderschöne Zeit, doch nun muss ich wieder täglich früh morgens aus dem Haus wenn die Kleine noch schläft und Abends wenn ich Glück habe sehe ich sie noch eine Stunde bevor ich oder meine Frau sie ins Bett bringt. Das wichtigste für uns und auch für Deutschland ist unser Nachwuchs. Gebt den Eltern mehr Zeit für ihre Kinder ohne das sie kaum Finanziell über die Runden kommen.