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Corona, alle zu Hause – wieviel müssen wir Kinder jetzt beschäftigen, und womit?

Liebe Eltern,
lange kam ich nicht dazu, hier zu schreiben, denn ich war selbst angeschlagen, eher nicht mit Corona, wohl eher mit einer hartnäckigen Grippe. Aber heute endlich kann ich Ihnen hier wieder einen kleinen Beitrag schreiben zu dieser Zeit, in der viele Familien sehr viel gemeinsame Zeit zuhause verbringen und sich fragen, wie Sie diese sinnvoll und kindgerecht füllen können. Wie immer mein Credo, bleiben Sie möglichst gelassen, es braucht nicht viel …

Was mich ehrlich gesagt erstaunt und überaus freut – nachdem in den Medien oft berichtet wird, WIE anstrengend es alles für jene mit Kindern sei – dass mir, kaum zurück bei der Arbeit, viele Eltern berichten, dass es ihnen selbst und auch ihren Kindern erstaunlich gut tue, dass sie alle weniger Termine außer Haus hätten.
Das sonst übliche, dauernde Organisieren und Termine-Checken strengt offensichtlich alle auch an! Wenn es auch traurig sei, dass es durch diese schwerwiegende Corona-Pandemie ausgelöst sei, so habe dieses „Wir bleiben viel zu Hause“ auch Gutes: Die Tage wären ruhiger, die Kinder verträumter. Manche Eltern erzählen mir, es gäbe einfach weniger „Trotz“ bei den Kleinen, aber generell weniger Konflikte, weil die ganze Familie weniger gestresst sei. Eine Mutter erzählte mir begeistert, ihr Kind spielte endlich wieder, intensiv und hingebungsvoll wie schon lange nicht mehr.

Ich weiß, dass dies Positive nicht für alle Familien zutrifft; dass die Zeit zu Hause für einige Familien schwieriger ist, wenn sie nicht viel Wohnraum zusammen haben, oder wenn die Eltern zwar zu Hause sind, aber durch die Corona-Krise schwere existentielle Sorgen haben.
Dennoch freut es mich, dass offensichtlich auch viele Familien dieses Weniger an  „Alle müssen morgens für den Tag los“ als wohltuend empfinden und ihre Kinder in ihrer Verträumtheit von neuen Seiten kennen lernen.

Manche Eltern geben sich große Mühe, dass ihre Kinder nur ja keine Langeweile haben und vielfältig von ihnen Anregungen bekommen. Sie schauen viele Bilderbücher mit dem Kind an, sie legen mit ihm ein Puzzle nach dem anderen, sie basteln und malen mit Kindern was das Zeug hält und – sie sind dann abends ziemlich erschöpft.

Das Alltägliche – oft das spannendste Spiel!

Wenn ich frage, was das Kind (plus minus drei Jahre alt) denn mache, wenn der Papa/die Mama weniger anbietet – dann kommen oftmals erstaunliche Antworten: „Unser Kind spielt dann am liebsten mit den Plastikschüsseln und -Bechern und sonstigen Utensilien aus der Küche.“  „Unser Kinder spielt (natürlich ohne Strom!) mit dem Staubsauger“ oder „Die letzte Zeit hat unser Kind sich mit allen Teilen unserer Küchenmaschine (bei gesicherten Steckdosen in der Küche!) stundenlang beschäftigt – die Teile auseinander genommen und wieder zusammengesteckt – immer und immer wieder!“ oder „Ich bin am Nähen – mein Kind schneidet begeistert und stundenlang mit der Schere die Reste, die Stofffetzen klein“. Oder „Unser Kind quengelt wenn ich das Baby versorge – aber dann kann ich doch gerade nicht vorlesen!“ Meine Frage: Und wenn das Große mithelfen darf?  „Ja, dann bringt es ganz ernst und ganz genau alles herbei, was wir brauchen – aber dann hat es doch nichts Richtiges gespielt, nur mir geholfen, das geht doch nicht, weil nicht kindgerecht, oder?“
DOCH – all das geht!

Kinder wollen groß und geschickt und vor allem immer dabei sein

Bei alledem, was Eltern mir erzählen, was ihre Kinder tun, wenn man sie weniger aktiv anregt und „bespielt“ ist eines auffallend: Sehr viele Kinder beschäftigen sich liebend gerne und intensiv mit den Dingen, mit denen sie uns beobachtet haben.
Warum denn das – wenn man doch so viele Spielsachen im Kinderzimmer hat?
Ein Kind will groß und geschickt werden und „wie in echt“ mit seinen Händen hantieren – und liebt es daher (so logisch verhalten sich Kinder!), wenn es genau mit den Dingen üben darf, mit denen es uns Erwachsene hat geschickt hantieren sehen. Es ist fantastisch, wie genau und hochkonzentriert Kinder beobachten und dann genau das üben und üben und üben, wobei sie uns täglich sehen. Kinder sind, gerade im Alter von 2 oder 3 Jahren, wenn sie noch so unmittelbar in unserer Nähe sein wollen, begeisterte Lehrlinge. Wenn man sie lässt, geben sie ihrer Beobachtung nach und üben hoch konzentriert ihre Geschicklichkeit. An uns ist es, die gefährlichen Seiten unserer Alltagsdinge zu entschärfen (natürlich ist Elektrizität TABU!), aber ansonsten ihnen was zuzutrauen und sie behutsam machen zu lassen. Wenn Kinder mit „Richtigem“ hantieren dürfen, sind sie oft stundenlang sehr beschäftigt. In unserer Nähe, aber doch so, dass wir auch konzentriert etwas mit den Händen in Küche, im oder am Haus, in Ruf-und Reichweite des Kindes an Arbeit erledigen können.

Es sind Kleinigkeiten, die Kinder glücklich (und klug 🙂 machen!

Und wissen Sie was? Diese Art konzentriertes Hantieren mit unseren, mit den „richtigen“ Sachen des Haushalts und unseres Alltags, das macht das Kind auch noch klug. Denn dieses kindliche genaue Beobachten und aus sich selbst heraus begeisterte Üben und Nachmachen unserer Handgriffe löst Botenstoffe im Gehirn aus, die das Gehirn in gewisser Wiese „düngen“. Durch den „Dünger“ der Begeisterung (mehr dazu lesen Sie bei Gerald Hüther „Jedes Kind ist hochbegabt“) wird optimal die gesamte Elastizität und Entwicklung des kindlichen Gehirns angeregt.

Haben Sie Mut! Sie werden es erleben: Sie sind weniger erschöpft abends, weil Ihr Kind sein Spiel-Programm selbst macht und Sie nicht dauernd sein Entertainer/in sein müssen.
Viel Freude und Vergnügen beim Entdecken dabei, wo das begeisterste Hantieren und Üben Ihres Kindes liegt.
Bleiben Sie gesund und bis nächsten Mal, herzlich
Ihre Ingrid Löbner

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Warum spielt denn unser Kind nicht alleine?

Liebe Eltern,

ich hoffe es geht Ihnen trotz der besonderen Situation in Zeiten von Corona den Umständen entsprechend gut! Ich möchte mich heute für Sie mit einer Frage befassen, die aktuell sicherlich viele von Ihnen beschäftigt, nicht nur während des Homeoffices 🙂 – Warum spielt unser Kind nicht alleine oder beschäftigt sich auch mal eine Zeit in Ruhe ohne uns? 

Muss man eigentlich immer mit seinem Kind spielen?

Kann ein kleines Kind nicht endlich selbst und alleine spielen?
Vor kurzem wurde ich das, wie schon öfter, von Eltern eines dreijährigen Kindes gefragt. Die Mutter schilderte mir, dass sie ihr Kind von jeher viel mithelfen lasse bei aller Arbeit, aber sie es dann doch ganz gerne hätte, wenn ihr Junge mal ab und zu alleine vor sich hin spielte. Aber nein, ständig läuft ihr Kind ihr überall hin hinter her und will dann auch immer, dass sie jetzt mitspielt. Mal etwas alleine malen tue er schon gleich gar nicht, keinesfalls, immer nur mit ihr oder unbedingt in ihrer unmittelbaren Nähe.
Sie fragte mich, ob er nicht mehr üben müsse, Dinge alleine zu tun, auch alleine in seinem Kinderzimmer. Dazu, ob sie üben müsse, dass sie ihn seiner Langeweile einfach überlässt? Was solle sie machen und wie sei es richtig?

Sie hatte mir geschrieben, mit ihrer Erlaubnis gebe ich hier meine Antwort wieder, weil genau das eine häufige Frage ist und ich denke, dass meine Antwort anderen Eltern mit zwei-, dreijährigen Kindern auch weiterhelfen könnte:

Liebe Frau W.,
mit 3 Jahren ist Ihr Sohn noch etwas zu jung, um alleine szenisch, symbolisch zu spielen. Es ist generell so, dass Kinder eher lange gerne in der Nähe der Eltern spielen, keinesfalls alleine in einem Zimmer und sich auch noch nicht unbedingt alleine Spiel-geschichten ausdenkt; denn ein Kind mit 3 Jahren ist noch so (erst recht, wenn keine anderen Kinder in der Nähe sind), dass es unbedingt jemanden in der Nähe spüren will und Dinge noch gar nicht gerne alleine tut, sondern bei allem ein Gegenüber haben will.  Ideal daher, wenn Ihr Sohn Ihnen gerne bei der Hausarbeit mithilft, sehr typisch in dem Alter! Damit übt er schlicht und einfach seine Geschicklichkeit in den Händen; Mitarbeit bei allem ist in diesem Alter der Weg voller Begeisterung, um sehr geschickt zu werden. Generell muss all das, was viele Eltern meinen, was alleine gehen solle, in diesem Alter noch gar nicht alleine gehen. Wenn andere Kinder in der Nähe wären, dann würden viele dreijährige Kinder jetzt eher den Absprung machen, sich etwas lösen von Mama/Papa und bei den anderen Kindern mitspielen.
Aber wenn ein Kind mit einem Elternteil alleine ist, dann geben Sie als Mutter (als Vater) getrost Anregungen, was und wie Ihr Kind spielen könnte, am besten fangen Sie Geschichten oder Szenarien mit Ihrem Kind an. Binden Sie am besten Puppen, Teddys oder andere Tiere in Ihre Vorschläge mit ein. Dann werden diese meist vom Kind belebt und dann fühlt ein Kind sich plötzlich doch nicht mehr alleine, sondern spielt mit den Lebewesen, dem Teddy, mit der Puppe / dem Spieltier. Wenn Sie wieder etwas tun müssen im Haus, dann arbeiten Sie weiter, dann soll  Ihr kleiner Sohn einfach hinter herkommen mit den Spiel-Sachen und soll in Ihrer unmittelbaren Nähe einfach weiter spielen. Oder, wenn er mehr mit Ihnen zusammen machen will, dann soll er wieder mithelfen bei dem, was Sie gerade zu tun haben. Machen Sie sich keine Sorgen, die Nähe zu Ihnen ist für 3 Jahre ganz normal, ganz und gar im Rahmen.

Helfen Sie Ihrem Kind ins Spiel!

Mein Credo für Eltern immer :
Mithelfen lassen, einem Kind hinein helfen in eine Spiel-Geschichte und jetzt noch keinesfalls erwarten, dass es woanders, alleine, womöglich allein  im Kinderzimmer, vor sich hin spielt, das wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit jetzt noch nicht mögen, denn es braucht das Gefühl: In-Beziehung-zu-Sein.

Ich hoffe, die Anregungen helfen Ihnen weiter.
Bleiben Sie gesund und schaffen Sie alles gut!
Herzlich, Ihre Ingrid Löbner

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Diskussionen, Diskussionen, Diskussionen! Wieviel Hin und Her mit Kindern tut noch gut?

Liebe Eltern,

Streit, schon wieder Streit und endloses Diskutieren ….Sie kennen das auch?
Man gerät mit seinem Kind in Streit über irgendeine kleine Angelegenheit und – schwuppdiwupp – entspinnt sich wieder eine ewige Diskussion, es geht zwischen Eltern und Kind hin und her mit endlos langen Argumenten und womöglich steigert sich das Ganze im Nullkommanix in gegenseitiges Anschreien … !

Szenen aus dem Alltag einer fast jeden Familie heutzutage.
Gut ist: Wir sind dazu übergegangen, mit Kindern mehr zu sprechen als früher.
Aber  Zweifel daran sind ebenfalls berechtigt, denn manchmal denkt man: Ist das immer gut und jedes Mal richtig so?
Denn man kann häufig beobachten: Kinder haben oftmals die größere Power, die heftigere Energie – und leider ist das für den gemeinsamen, freundlichen Gesprächsfaden zeitweise auch hinderlich. Wirklich?

Kinder streiten emotional, weniger rational – Argumentieren hilft oftmals kaum weiter

Ja. Warum? Häufig viel schneller als Erwachsene  ereifern sich Kinder und schrecken keinesfalls davor zurück, ihre Eltern mit heftigsten Argumenten zu überhäufen; Kinder sind emotionaler im Streiten und womöglich ganz schnell beleidigt, wenn alles Hin und Her nicht zu ihren Gunsten ausgeht. Immer wieder schrecken Kinder aufgrund ihrer starken Gefühle auch nicht davor zurück, als erste die Eltern anzuschreien. Was tun?
Es bleibt richtig, dass Kinder heute mehr Mitspracherecht haben. Es bleibt aber ebenso richtig, dass Kinder im Alltag oft genug noch akzeptieren müssen, dass die Erwachsenen an wichtigen Punkten des Lebens, in bestimmten Momenten alltäglicher Notwendigkeiten den größeren Weit- und Überblick haben, Eltern also in diesem Moment, jetzt aktuell wichtige (oder auch mal unwichtigere) Dinge des täglichen Lebens entscheiden müssen; die Entscheidung der Eltern dann nicht immer zur Diskussion stehen kann.
Man muss manchmal zu Kindern sagen: „Es ist jetzt so, tu bitte, was ich jetzt sage. Keine Diskussion.“

Wenn ein Kind dann sofort mit heftigem Beschweren,  vielleicht auch schnell mit Schreien, auch Anschreien reagiert, ungehalten und pampig wird, dann bleibt man als Mutter/Vater dennoch bei seinem Standpunkt und besteht darauf, dass es jetzt so richtig ist, weil man sich als Mutter/Vater sehr wohl alles gut überlegt habe. Und schnell empfiehlt es sich zu sagen: „Schrei mich nicht an. Ich schreie Dich nicht an, schreie Du jetzt auch keinesfalls mich an. Ich bemühe mich um Respekt Dir gegenüber, ich bestehe drauf, dass Du auch respektvoll mit mir redest.“

Lassen Sie sich in keine Diskussion verwickeln aber auch: verwickeln Sie Ihre Kinder nicht in Diskussionen!

Diese wenigen Sätze reichen, beenden Sie alles weitere Argumentieren.
Am besten ist es, sofort, in weiterhin normal gutem Ton zu den Notwendigkeiten des Alltags überzugehen. Sich definitiv in keine Diskussion verwickeln zu lassen. Und keinesfalls dazu überzugehen, jetzt über die schlechte Stimmung des Kindes, über die heftige schlechte Laune, die Kinder in ihren starken Gefühlen dann oft genug zum Ausdruck bringen, darüber infolge in Diskussion und Argumentieren zu fallen. Denn dann ist die nächste Diskussion garantiert – nicht mehr über die Entscheidung der Eltern, sondern jetzt über die Befindlichkeit des Kindes, es fallen dann von den Eltern z.B. diese Sätze: „Maul jetzt nicht so, weil ich habe das und dies und jenes überlegt  …!“ Oder „Warum bist Du jetzt so eingeschnappt, schau es ist so …“ usw. usw. Den älteren Beobachtern fällt auf: Nur zu schnell sind Eltern heute langmütig dabei, mit dem Kind über Stimmungen zu argumentieren und Kinder fast schon anzuflehen, doch wieder beste Freunde mit ihnen als Eltern zu sein.

Tun Sie das nicht. Es führt zu neuen Argumenten, Diskussionen und Ausenandersetzungen und das Hin und Her nimmt abermals kein Ende.
Machen Sie an wichtigen Punkten klare Aussagen und machen Sie mit wenigen Sätzen klar, dass Sie jetzt meinen, was Sie sagen. Gehen Sie zu den ganz normalen Ereignissen des Tages über. Sie tun, was jetzt gerade gerade getan werden muss. Sie bleiben respektvoll und warmherzig in Ihren Worten und gehen nicht weiter auf die sehr heftigen Stimmungen des Kindes ein.

Statt zu streiten und zu argumentieren – zurück zur Tagesordnung!

Sie werden erleben: Es hilft Kindern schneller, wieder zur Tagesordnung überzugehen, schneller wieder normal, ruhiger, weniger empört, erbost oder beleidigt zu sein. Das Kind erlebt durch Ihr nicht argumentierendes Verhalten eindeutig: Die Dinge sind jetzt wie sie sind, Eltern übernehmen immer wieder als die letztlich „Weitsichtigeren“die Führung und sagen, was jetzt an Notwendigkeit dran ist.

Ein Kind erlebt durch Ihr normal freundliches Weitermachen außerdem: Bei klaren Ansagen geht es nicht darum, wer jetzt die Macht hat oder dass eine Seite das Gesicht verliert, sich nur unterwerfen muss, sondern dass es jetzt um Notwendigkeiten des täglichen Lebens geht, dass jetzt Dinge, die „laufen“ müssen, ohne ewige Diskussion schnell genug auch wirklich getan werden können.  Wir als Erwachsene sorgen durch  „Weiter im Text“ bei ganz normal freundlicher Sprache dafür, dass langen Streitereien jetzt überhaupt keine Bühne geboten wird, dass diese jetzt schlicht überflüssig sind.

Wenn wir nicht ins Argumentieren und ins ewige Reden über Befindlichkeiten einsteigen, im Ton  normal freundlich zu den normalen Tätigkeiten des Tages übergehen, findet ein Kind schnell wieder ins Lot und macht dann doch zügig, was jetzt gerade für alle dran ist. Manches Kind schmollt vielleicht zunächst noch eine kleine Weile vor sich hin, wenn man aber darauf nicht weiter eingeht, macht es dann doch mit. Warum? Weil es eben gerne beim ganz normalen Familien-Alltag wieder bei allen, bei der Familie als Gruppe, gerne wieder richtig dabei sein will, an allem Anteil haben will.

Ablenken, Weitermachen, mit Kleinigkeiten weitermachen!

Wenn man den Bogen besonders gut raus hat als Eltern, dann hat man in solchen Situationen schnell noch eine gute Idee, was ein Kind als nächstes noch tun könnte, irgendein guter Vorschlag, von dem man weiß, dass dies eine Tätigkeit ist, die dieses Kind gerne tut; gute Vorschläge helfen einem Kind, dass es sich schnell wieder „einfädelt“. Beispiele aus dem Alltag?  Zum Beispiel etwas Wichtiges für alle in der Küche für das gemeinsame Essen machen, etwa die Salatsoße noch anrühren dürfen, oder die Gurke ganz alleine aufschneiden und schön anrichten; oder etwas im Bad noch zusätzlich erledigen, wovon man weiß, dass es einem Kind schnell Freude macht, z.B. den Bad-Spiegel aus der Fensterputzmittelflasche ansprühen dürfen und ihn richtig super blank reiben; gute Ideen sind immer irgendwelche Dinge, die erledigt sein sollten, die zum Zusammenleben aller beitragen, die  aber etwas an sich haben, was Kinder besonders gerne tun, weil es in irgendeiner Weise einem Kind auch Freude macht.
Werden Sie also klar, bleiben Sie freundlich, gehen Sie zügig zu den Notwendigkeiten des Zusammenlebens als Familie über.
Auseinandersetzungen werden kürzer, schneller wieder ruhig; Diskussionen werden weniger und sind schnell beendet.

Nur Mut!

Nur Mut! Bei klaren Überlegungen und klaren Entscheidungen Ihrerseits sind Sie als Eltern berechtigt, in Ihrer Weitsicht von Ihrem Kind Einlenken und Respekt einzufordern. Das ist keine falsche Ausübung von Macht, sondern oft genug schlichte Notwendigkeit des Alltags. Allen in der Familie geht es dann schneller wieder besser und Kinder erleben, dass die Erledigungen des Alltags für alle schnell getan sind, weniger Mühe machen, oft genug sogar dann doch noch Freude bringen.

Bis zum nächsten Mal,
herzlich
Ingrid Löbner

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Schule geht los? Stress lass nach ….

Liebe Eltern,
für viele Familien geht jetzt oder in den nächsten Wochen die Schule (wieder) los.  Nach – hoffentlich – erholsamer Ferienzeit ist der ganze Alltag wieder da, mit täglichen Anforderungen und womöglich auch täglichen Anspannungen, weil die Frage mitläuft: Meistert unser Kind die Schule gut genug?
Ein kleiner Beitrag dazu was hilft, dass Schule nicht zu schnell zu einer zu hohen Anforderung wird …

Meistens lieben Kinder in den ersten Klassen ihre Lehrerin, ihren Lehrer sehr und mögen es daher nicht, wenn die Eltern sich zu sehr in Schul-Dinge einmischen. In die Schule zu gehen ist für Kinder der ersten, zweiten Klasse die erste richtig große Ablösung vom Elternhaus.

Lassen Sie Ihr Kind selbstständig werden und sein!

Lassen Sie daher die Kinder am allermeisten selbst und ganz eigenständig ihre Schul-Dinge meistern. Erinnern Sie sich, wie es uns allen selbst auch peinlich war, wenn unsre Eltern zu dominant in der Schule auftraten, wenn sie in der ersten, zweiten Klasse sich mit der Lehrerin, dem Lehrer anlegten? Uns allen war das als einstigen Schülerinnen und Schülern meist ziemlich unangenehm.
Also – lassen Sie Ihr Kind in der Schule erstmal das machen, was die Lehrerin, der Lehrer sagt, auch wenn Sie manches nicht nur gut finden. Ihrem Kind ist es wohler, wenn es die Schule so nimmt, wie Lehrerin oder Lehrer es gestalten.
(Eine Ausnahme davon würde ich nur machen, wenn Sie das eindeutige Gefühl haben, dass eine Lehrerin, ein Lehrer echt grobe Fehler macht, also Kindern Angst einflößt oder ernsthaft tagaus tagein viel zu viel von den Kindern verlangt, so dass Kinder morgens schon Bauchschmerzen bekommen – dann MUSS man natürlich mit Lehrern sprechen).

Vor lauter Schule das Spielen nicht vergessen

Ausgleich zur Schule: Sorgen Sie dafür, dass neben allem Schul-Alltag her Ihr Kind noch reichlich Zeit fürs Spielen findet. Spielen bringt das Gehirn von uns Menschen in einen ausgeglichenen Zustand, und Kinder brauchen diesen Zustand unbedingt, um sich später in Sachen Schule wieder konzentrieren zu können. Das Allerbeste wäre außerdem, wenn Kinder beim Spielen viele Stunden draußen sind. Das Spiel unter offenem Himmel sorgt in uns für Hormon-Ausschüttungen, die uns ruhiger werden lassen, die ganz besonders auch den erholsamen Schlaf nachts optimal begünstigen, was wiederum die Konzentrations- und Aufnahme-Fähigkeit von Kindern deutlich stärkt; nicht zuletzt braucht das kindliche Auge reichlich das Draußen-Sein, damit der Augapfel sich optimal entwickeln kann, damit ein Kind nicht kurzsichtig wird. Also, lassen Sie richtig häufig Verabredungen mit anderen Kindern zu und unterstützen Sie die Kinder darin, dass sie draußen spielen. Vermeiden Sie zu viel an Kursen für den Nachmittag Ihres Kindes, denn kindliches Spielen ist jetzt noch DER WICHTIGE GEGENPOL, damit ein Kind sich in der Schule konzentrieren kann.

Kleine Pausen, große Wirkung

Treiben Sie die Hausaufgaben nicht sofort an, lassen Sie Kinder nach der Schule Pausen machen. Oft kann ein Kind seine Hausaufgaben besser erledigen, wenn es zunächst eine Runde draußen war, vor allem eine Runde (ob nun drinnen oder draußen) gespielt hat. Oder lassen Sie zu, dass ein Kind ein Stück seiner Hausaufgabe macht, dann erstmal reichlich spielt, und danach die zweite Runde Hausaufgaben macht. Je nachdem wie Ihr Kind geartet ist, klappen Hausaufgaben leichter, wenn sie erst vor dem Abendessen statttfinden, oder mit besagten Spiel-Pausen erledigt werden. Unser Gehirn arbeitet besser, wenn wir Zeiten der Entspannung zulassen. Menschen können dann wieder „aktiv“ denken, wenn sie genug „passiv“ getrödelt haben. Das kennen wir alle. Wenn wir bei gedanklich aktiver Arbeit eine Pause einlegen, eine Tasse Tee trinken und ins Grüne  schauen, oder erstmal die Spülmaschine ausräumen oder die Wäsche aufhängen – also etwas tun, wobei wir unsre Gedanken laufen lassen, vor uns hin träumen – dann haben wir danach meist die besten Einfälle, die stärkste Kraft, um wieder gedanklich aktiv zu arbeiten. Wenn Kinder das zulassen dürfen, dass sie eben nicht stur sitzen bleiben müssen, bis alle „Hausis“ fertig sind, sondern solche Trödel-Pausen machen können, dann geht es danach wieder viel leichter.

Hirnforschung zeigt, machen Sie abstrakt Gelerntes für Ihr Kind konkret!

Abstraktion des Schul-Lernens:  noch ein Hinweis: Mancher Schulstoff ist recht trocken und für die Lebenswelt eines Kindes noch zu abstrakt, fühlt sich an wie „Stroh“, das das Kind  irgendwie in sein Gehirn reinpacken soll – und solch trockenes, abstraktes Zeug will in ein kindliches Gehirn einfach nicht rein. Das ist so.
Wir wissen heute aus der Hirnforschung (Sie können es sehr gut verständlich in den Büchern von Prof.Dr.G.Hüther nachlesen, z.B. in „Jedes Kind ist hochbegabt“), dass das menschliche Gehirn überhaupt nur solche Themen bleibend aufnehmen und behalten, also lernen kann, die uns in unserer Wesensart wirklich faszinieren. So ist jedes menschliche Gehirn eingerichtet.  Wenn also ein Kind sich mit den abstrakten Ebenen des Unterrichtsstoffes abmüht und seine Hausaufgaben  wie „trockenes Stroh“ erlebt, dann können Sie Ihrem Kind dadurch helfen, dass Sie das „trockene Stroh“ umwandeln in Geschichten, die Ihr Kind wirklich interessieren.

Schulpflichten in Geschichten und Spiele „verpacken“

„Verpacken“ Sie z.B. die anstehenden Rechen-Aufgaben in Geschichten, die Ihr Kind in seinem Spiel derzeit faszinieren und interessieren. Wenn Ihr Kind mehr mit Autos oder Technik spielt, machen Sie alle Rechen-Aufgaben zu Aufgaben, in denen  Autos oder die Ihr Kind faszinierende Technik vorkommt. Wenn Ihr Kind von Dinosauriern, anderen Tieren, von Teddys, oder von Puppen oder Babys fasziniert ist, „verpacken“ Sie die Aufgaben so, dass Tiere, Puppen, Babys darin vorkommen. Immer dann, wenn eine Aufgabe etwas in sich hat, was ein Kind spürt, wovon es begeistert ist, was es in seinem Inneren wirklich beschäftigt, dann wird eine Aufgabe für Ihr Kind „lebendig“, dann füllt sich eine Aufgabe mit seiner Begeisterungs-Welt an, und erst dann sind Lern-Schritte für ein Kind gut möglich. Ohne  diese Begeisterung geht leider nichts, wird alles Lernen mühsam, wird alles Gelernte auch gleich wieder vergessen. Also, nehmen Sie die Spiel- und Begeisterungswelt Ihre Kindes immer wieder und stetig in das mit rein, was Ihr Kind an Lernschritt bewältigen soll – und Sie werden sehen, Begreifen und Behalten gehen plötzlich wie von selbst. Dann klappt auch danach der Schritt zur abstrakteren Ebene wieder eher.

Alles Gute für Sie mit dem Start in den Alltag – und bei alledem noch genug Zeit für Spiel, Muße und Entspannung in Ihrem Familienleben.
Bis später, wieder hier
herzlich
Ingrid Löbner

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„Elternschule“ – ein Film, der uns zeigt, wie es wirklich nicht geht – so darf man Kinder nicht behandeln

Liebe Eltern,
in wenigen Tagen, am 3.7.19 kommt in der ARD der Film „Elternschule“.
Ich habe den Film vor wenigen Monaten im Kino gesehen und kann Ihnen hier berichten: Ich habe es kaum durch gestanden zuzuschauen, was hier gezeigt und empfohlen wird, wie Kinder behandelt werden, um sie zu „therapieren“. Für mich ist diese Art, gegen Kinder hart und gnadenlos zu sein, schlicht und ergreifend seelische Misshandlung von Kindern; diese „Therapie“-Methoden sind vollkommen unnötig und verletzen Kinder von Neuem. Sie helfen außerdem den Eltern der Kinder nicht, zu verstehen, was eigentlich los ist, was hier bei allen Beteiligten an Ängsten und Befürchtungen seelisch vorgeht; und wie man schließlich ohne solche Härte zu einem guten, gemeinsamen Alltag kommt, in gegenseitigem Respekt, in Fürsorge für die Kinder und in guter Ruhe mit den Kindern; denn klar und wirklich verständlich ist, dass Eltern sich auch mit jüngeren Kindern nach Ruhe sehnen, das ist ein berechtigtes, elterliches Anliegen – aber es gibt sehr gute und menschlich liebevolle Wege zu mehr Ruhe und Gleichmaß mit Kindern im tägloichen Zusammenleben.

Ich mache so dermaßen gute Erfahrungen in der Beratung von Eltern (und ihrer auch kleinsten Kinder), dass wirklich alles gut wird, wenn man die eigentliche Not von Kindern versteht und man dann, mit den etwas größeren Kindern (sobald sie keine Säuglinge mehr sind), auf sinnvolle, gute Kooperation setzt. Ich erlebe seit zwanzig Jahren in meiner täglichen Beratung von Eltern und ihrer (schwierigen) Kinder: Alle Kinder sind so dermaßen loyale Verhandlungspartner! Wenn sich KInder im Kern in ihrer Not verstanden fühlen, machen sie bei Problemlösungen so klasse mit. Und jegliches Weinen bei den noch wirklich Kleinen braucht schlicht und einfach Trost. Seit 20 Jahren berate ich täglich mehrfach Eltern mit ihren (teils auch sehr jungen, teils sehr aus dem Lot gepurzelten) Kindern und ich habe wirklich kein einziges Kind erlebt, das grundlos weinte, zeterte oder sich bei diesem oder jenem sträubte; immer fanden wir Gründe und konnten diese ausräumen – mit dem Kind und nicht gegen das Kind. Und kein einziges Mal habe ich erlebt, dass ein kleines Kind grundlos weinte, und in keinem einzigen Fall, dass es weinte,  um seine Eltern zu terrorisieren.

Sehr ausführlich und mit den  diversen Details der Diskussion zm Film eingehend beschäftigt hat sich der Kinderarzt und Autor vieler , sehr guter Bücher zum besseren Verständnis von Kindern,  Dr.Herbert Renz-Polster.
Lesen Sie seine fundierten Kommentare zum Film und zur Diskussion über den Film unter

https://www.kinder-verstehen.de/aktuelles/elternschule-ein-rueckblick/

Sollten Sie den Film je anschauen, dann nur, um zu wissen, wie man mit Kindern KEINESFALLS umgehen sollte, denn von Anfang an ist ein kleiner Mensch ein voll und ganz fühlendes menschliches Wesen, das auf Bindung und Verstanden-Werden angewiesen ist. Manchmal, klar, brauchen Eltern und Kinder Hilfe, um besser zusammen ins Lot zu kommen;  diese Hilfe gibt es, aber viel liebvoller und dabei dennoch gut klar, aber sehr viel menschlicher und freundlicher als es in diesem Film gezeigt und empfohlen wird – mit wirklichem Verständnis für die Not von Eltern und Kindern, und mit der Suche nach Lösungen, die alle Not ernst nimmt, dann ann werden Tage und Nächte ruhiger – und die Beziehungen zueinander werden liebevoll und kooperativ stabil.
Trauen Sie Ihrer Mitmenschlichkeit und im Zweifelsfall den Erfahrungen jener Fachleute, die Ihnen mit Herz, Verstand und Gefühl zur Seite stehen.

Herzlich
Ingrid Löbner

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„Man sollte immer konsequent sein, damit ein Kind klar weiß, wo es lang geht -oder?“

Zunächst noch einmal ein paar Worte dazu, warum kleine (und auch größere) Kinder nicht sofort und immer alles genau so machen, wie wir Eltern es gerne hätten:
Sie erinnern sich, dass Sie damals als Kind auch nicht immer gehorchten? Dass Sie ungehorsam waren? Dass Sie Unfug machten? Dass Sie eigensinnig Ihre und nicht die Wege Ihrer Eltern gingen?

Jeder von uns hatte als Kind (und als Jugendliche, junge Erwachsene) seinen eigenen Kopf und machte, was ihr/ihm in den Sinn kam, ignorierte Vorgaben und Gebote der Eltern. Wenn Erwachsene davon erzählen, spüren sie oft die damalige Freude am Unfug und bekommen leuchtende Augen …

Der ‚eigenen Kopf‘, wichtig für das Selbstbewusstsein

Ungehorsam ist und bleibt ein wesentliches Prinzip unsres Abnabelns von unseren Eltern. Die deutsche Sprache beschreibt es: Kinder, die keinen eigenen Willen entwickeln werden „Schoßkinder“ genannt, oder auch „Mama-Kindchen“ oder auch „Kind, das immer weiter am Rockzipfel hängt“ – alles Bezeichnungen, mit denen man selbst nicht gerne beschrieben werden will, weil sie ausdrücken, dass man keine eigene Persönlichkeit entwickelt hat.
Ab einem Alter von etwa 1,5 Jahren (exakter: ab dem Tag, an dem Kinder -auch durch kleine Anlässe – unglaubliche Wutanfälle bekommen können) nimmt ein Mensch bewusster wahr, dass er einen eigenen Kopf und damit seinen eigenen Willen hat und dass dieser sich deutlich vom Willen der Hauptbindungsperson(en) unterscheidet. Man nennt es auch „Die zweite Geburt“ – das „Ich“ wird geboren. „Selber!“ ist ein Wort, das das Kind dann oft sagt, „Nein!“ und „Selber will!“ sind für viele elterlichen Ohren die ersten Worte ihres Kindes.
Deutlich macht ein Kind bemerkbar, dass es eine ganze Person ist.

Wenn man etwas gerade erst entdeckt, dann sorgt man dafür, dass man diese Entdeckung erlebt, dass man sie begeistert ausleben kann – und dafür sorgt ein Kind mit seinem vehementen Protest. Jetzt ist der Wille da und die eigenen Hände und Füße werden geschickt – entsprechend will ein Kind das spüren. „Auf eigenen Füßen stehen“ – so beschreibt es die deutsche Sprache genau, was geschieht: Mit Aufstehen und Laufen eines kleinen Kindes kommt der eigene Kopf ins Spiel.
Warum so deutlich, mit Wut, so vehement? Dazu fällt mir immer ein Bild aus der Pflanzenwelt ein: Kinder stehen neben uns Erwachsenen wie ein kleiner Baum neben einem großen Baum. Auf mich wirken Protest, Wut, Geschrei eines Kindes als riefe der kleine Baum: “Hey, lass mir Platz, damit ich Luft und Licht bekomme, um neben Dir wachsen zu können. Ohne Luft und Licht, nur in Deinem Schatten kann ich nicht groß werden!“  Ein Kind verschafft sich Raum, auch durch Geschrei, um mehr, bessere Bedingungen für eigene Erfahrungen zu bekommen, um selbst ein standfester, großer Baum zu werden.

Selbstwirksamkeit und die eigenen Bedürfnisse kennenlernen

Wenn man es mit diesem Hintergrund sieht,  dass jetzt ein kleiner Mensch sich selbst und sein Können erfahren will, dann kommt man als Eltern auf neue Ideen, denn dann –  so anstrengend es auch immer wieder ist – entdeckt man, dass es weniger nur um Gehorsam und Konsequenz geht, sondern mehr um Kompromisse, um  diplomatisches Miteinander und Nebeneinander.  Damit ist die zentrale Antwort auf  obige Frage klar: Sie müssen niemals immer nur konsequent sein, sondern Sie dürfen gut in Beziehung sein und im Klären von Kompromissen, so dass neben Ihnen eine kleine Persönlichkeit den eigenen Stand erleben kann.
Wann und was entscheiden Eltern, und was kann ein Kind entscheiden?
Alles, was Leib und Leben eines Kindes gefährdet, darüber entscheiden die Eltern, weil sie mehr Weitblick haben.
Beispiele:
– Wärme: Über die Wärme der Kleidung entscheiden die Eltern, denn ein Kind kann nicht einschätzen, ob es sich heute erkältet und krank wird; also MUSS es warme Schuhe und warme Jacke anziehen – bei der Frage, welche warme  Jacke und welche warme Schuhe kann ein Kind etwas Auswahl haben, damit es etwas Mitbestimmung hat.
– Am Leben bleiben: Wo und wann man an der Hand gehen muss (stark befahrene Straßen, zu hohe Mauern zum Klettern) entscheiden die Eltern, so lange ein Kind noch nicht übersehen kann, dass es sonst sein Leben riskiert.
– Essen: Dass man ab und zu und am besten in familiärer Gemeinschaft etwas essen sollte – das ist ebenfalls lebensnotwendig (denn wenn jeder irgendwann irgendwas isst, tut es dem Bauch nicht gut und dem Immer-Weiter-Beschäftigt-Sein der Eltern auch nicht). Einigermaßen regelmäßig gemeinsam zu essen, das hilft dem Körper und unserem Zusammenleben, dass wir körperlich und seelisch alle gesund bleiben. Gemeinsame Mahlzeiten, an denen es für alle eine Mahlzeit zu essen gibt, auf die alle Appetit haben, es also ein Gericht gibt (mit kleinen Abwandlungen – wenn jemand keine Rote Bete mag, darf er/sie die heute weglassen), so dass der (die) der (die) das Essen zubereitet, nicht zu viel Arbeit für zu individuelles Essen hätte;  auch das entscheiden die Eltern, weil nur sie übersehen, was es an Aufwand bedeuten würde, für jeden Extras zu kochen, ebenso, weil sie besser als ein Kind wissen,  was es für den kindlichen Körper bedeutet, wenn er je ausschließlich ungesundes Essen bekäme (zu viele Süßigkeiten, zu viel Chips oder Cola etc.).
– Schlafen: Dass man immer wieder (einigermaßen regelmäßig) schlafen muss, das entscheiden im Wesentlichen auch die Eltern. So lange Schlafen mit Gemütlichkeit und Geborgenheit verbunden wird, sollten Eltern entscheiden, sobald ihr Kind Müdigkeitszeichen zeigt, dass es jetzt zur Ruhe und ins Dösen kommt, also nicht weiter mit seiner Neugierde aufdreht, sondern ins Tagträumen findet und damit eine Chance hat, in den Schlaf zu fallen. Klare Situationen des Zur-Ruhe-Kommens also, ja– darüber entscheiden die Eltern. Dass ein Kind, um sich in den Schlaf fallen lassen zu können, tiefe Gefühle der Geborgenheit braucht, das darf Ihr Kind zeigen und wo es schlafen kann, das darf es entsprechend mitentscheiden. (mehr hierzu siehe die Fragen zum Schlafen weiter oben). Denn: der Stress des Alleinseins ist für viele Kinder ein Schlaf-Killer.

Friedliche Kompromisse und kleine Lösungen

Bei allen anderen Dingen und Angelegenheiten des Alltags suchen Sie reichlich Kompromisse, so dass die kleine Persönlichkeit neben Ihnen wachsen kann im Gefühl, dass sie „Luft und Licht“  bekommt. Keiner, große Menschen die Kleinen nicht, kleine Menschen die Großen nicht, sollte den anderen beschämen, demütigen oder zum Lakaien machen. Am besten gelingt Zusammenleben, wenn man sich gegenseitig in seiner Würde respektiert. Wenn kleine Menschen sich in ihrer Würde respektiert fühlen (aus Kindersicht:  „Ich darf hier in meiner Familie die Person sein, die ich in mir fühle“), dann sind sie zu vielen kooperativen Kompromissen bereit. Ich beobachte es im Zusammensein mit Kindern täglich und mit größter Begeisterung. Kinder haben wie die Eltern ein starkes Interesse, dass Zusammenleben gelingt.

Wenn Sie für das Nicht-Einhalten von wichtigen Abmachungen den Kindern Konsequenzen in Aussicht stellen müssen, dann bleiben Sie in Ihren Konsequenzen maßvoll, logisch und gnädig. Kinder haben einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Kleine logische Konsequenzen leuchten ein, werden auch akzeptiert. Maßloses Ausleben unserer elterlichen Macht empfinden Kinder als entwürdigend – und entsprechend verdirbt das Androhen maßloser, auch unlogischer Strafen und Konsequenzen das Zusammenleben in der Familie. Beispiel? Strafen Sie nicht damit, dass Sie heute nicht mehr Gute-Nacht sagen, oder dass ein Kind die ganze Woche überhaupt gar nichts in den Medien anschauen darf, weil abends Ihr Kind nicht schnell genug alles gemacht hat, was Sie ansagten.
Besser:  Melden Sie frühzeitig, also für das Kind etwas langfristig und einschätzbar an, wenn Ihr Kind zu extrem mit allen abendlichen Vorbereitungen trödelt, dass infolge das gemeinsame Gute-Nacht-Ritual heute nur kurz ausfallen kann. Bleiben Sie bei dieser Ankündigung,  seien Sie klar, sagen Sie warmherzig, was logisch ist, aber ebenso warmherzig immer Ihrem Kind Gute Nacht.
Bei allen Auseinandersetzungen  schadet nicht, gute Kompromisse zu finden – das schult unser aller Problemlösung und lässt Kinder tagaus tagein erleben, dass es schöner ist im Zusammenleben, wenn es nicht um Unterwerfung geht, sondern um Respekt, aller gegenüber allen; der Jüngeren gegenüber den Älteren,  der Älteren gegenüber den Jüngeren.

Übrigens, damit Sie selbst trotz aller Anstrengung im Alltag wieder leuchtende Augen bekommen: Nicht nur bei  A. Lindgrens eigensinnigstem Geschöpf „Pippi Langstrumpf“,  auch in „Wir Kinder aus Bullerbü“ finden wir Erwachsene unendlich viele Episoden, in denen Kinder erproben, ob alles so ist und sein muss, wie wir Erwachsenen behaupten. Im Bilderbuch „Lotta zieht um“ finden Sie den für jüngere Kinder so unglaublich typischen Eigensinn und Erwachsene, die auch ärgerlich sind, aber kluge Kompromisse finden.
Bei „Ronja Räubertochter“ erleben Sie das Abnabeln größerer Kinder mit – tja, da ist es wieder : wir brauchen mehr Räubertöchter und -söhne … das schrieb ich hier doch schon ?
Noch weitere, konkrete Anregungen zu Ihrem Alltag heute und jetzt, zu täglichen Kompromissfindungen mit jüngeren Kindern finden Sie in meinen Büchern. Ganz regelmäßig taucht diese so häufige Eltern-Frage auch hier wieder auf.

Bis zum nächsten Mal,
herzlich
Ingrid Löbner

Allgemein

Unser Kind macht nicht was wir sagen – was tun, wenn es wieder Streit gibt?

Schon wieder – Streit, Auseinandersetzung! Unser Kind, das nicht macht, was man sagt – soll man strafen, und wie?
In Gesprächen mit Eltern ist das eine häufige Frage.

Ungehorsamkeit gehört zum Kindsein

Zunächst ein kleiner Hinweis, mit Augenzwinkern: Kinder, die nur gehorsam wären, würden keine eigenständige Person werden. Kinder brauchen auch den Ungehorsam, um sie selbst zu werden. Wenn Sie sich erinnern: Auch wir heutigen Erwachsenen  haben einst als Kinder nicht dauernd nur das gemacht, was die Eltern und andere Erziehende von uns wollten. Es ist wichtig, dass Kinder sich auch widersetzen, denn sie zeigen damit deutlich, dass sie einen eigenen Willen, einen eigenen Kopf haben – beides braucht man auch und unbedingt, will man auf eigenen Beinen durchs Leben gehen.

Aber klar, natürlich müssen Kinder auch immer wieder das machen, was man ihnen als Erwachsener sagt, sonst würden sie ihren Eigensinn nicht ohne Weiteres überleben  (wenn wir ihnen Dinge natürlich nicht erlauben, die für ihr Leben gefährlich werden) oder – der zweite wichtige Grund, warum wir Erwachsenen ihnen manches sagen – wenn Kinder das soziale Zusammenleben zu wenig berücksichtigen, denn dann würden sie eher rücksichtslos, wenig hilfsbereit, wenig umsichtig für die Bedürfnisse anderer, nicht tatkräftig, nicht tüchtig im Helfen und Zupacken. Womit hier auch schon die Gründe genannt sind, weswegen wir Kinder ermahnen – dass sie eben lernen, im Zusammenleben nicht nur an sich selbst zu denken, ebenso, dass sie etwas durchhalten lernen, dass man man auch mal Schwieriges bewältigen kann, etwas durchsteht,  was nicht nur angenehm ist.

Um weniger Streit mit Kindern zu haben, fallen mir in  Gesprächen mit Eltern folgende Punkte als hilfreich auf:
Zum einen: Dass wir Erwachsenen in unserer heutigen, sehr hektischen, sehr verplanten Zeit IMMER dran denken, dass Kinder wirklich ausgeglichener sind, wenn sie jede Menge Zeit für ihr freies Spiel unter Kindern haben. Wenn Kinder spüren, dass wir für ihr Spielbedürfnis jeden Tag viel Sinn haben, dann sind Kinder generell ausgeglichener und damit überhaupt erst in der Lage,  ihnen schwerer fallende Aufgaben zu bewältigen.
Als nächstes sollten wir überprüfen, ob eine Aufgabe für ein Kind altersentsprechend bewältigbar ist. Zum Beispiel ist es bis zum Alter von sechs, sieben Jahren generell sinnvoll, etwas mühseligere Aufgaben MIT Kindern gemeinsam zu tun – so lange Kinder noch viel ins Tagträumen gehen (und Tagträumen ist wichtig, weil sich so starke Strukturen im kindlichen Gehirn bilden können), fällt es einem Kind leichter, MIT jemandem zusammen eine Aufgabe zu erledigen als etwas ganz und gar alleine tun zu müssen.

Kompromisse und kleine Lösungen statt großer Konflikte

Dann ist es hilfreich, gute Kompromisse zu finden – also zum Beispiel zu sagen: „So und so lange darfst Du (ihr) noch spielen, danach erledigen wir dies (oder jenes ) zusammen, danach kannst Du/ könnt ihr nochmal wieder spielen.“ Wenn Kinder unser Kompromiss-Angebot mit Sinn für ihr Spiel bekommen, sind sie – so meine tägliche Erfahrung – sehr viel kompromissbereiter, etwas mit uns zu erledigen.  Außerdem redet und ermahnt man auf diese Weise nicht das Soziale Leben und Verhalten herbei, sondern man ERLEBT Soziales zusammen: Indem ich als Erwachsener  Empathie für die Bedürfnisse des Kindes habe und ihm Kompromisse anbiete, kann ich vom Kind erwarten, dass es Sinn für meine Bedürfnisse hat, nämlich dass die eine oder andere Arbeit erledigt werden muss, die eine oder andere Regel im Zusammenleben befolgt werden muss. Alles, was wir wirklich zusammen ERFAHREN, ERLEBEN klappt viel besser und hinterlässt nachhaltig Spuren, als wenn wir an Kinder so vieles hinreden, so viel mit Worten auf sie einreden.
Wenn Kinder sich an Abmachungen gar nicht halten, dann gibt es auch Konsequenzen (denn klar, die Erfahrung, dass es Folgen hat, was ich tue, ist eine wichtige Erfahrung im Leben, wenn man eine eigene, verantwortungsvolle Person werden will); aber Konsequenzen sollten für Kinder nicht maßlos, nicht sinnlos, nicht völlig willkürlich sein, sondern in Maßen und einigermaßen logisch. Wenn Konsequenzen überschaubar bleiben und einschätzbar bleiben (Beispiel: „Nur wenn das Helfen beim Tischdecken oder Tischabräumen nicht ewig dauert, sondern JETZT stattfindet, wenn das Zähneputzen oder Schlafanzug-Anziehen nicht ewig hinaus getrödelt wird, nur dann könnt ihr nachher auch eine längere Gutenacht-Geschichte bekommen; sonst aber ist die Geschichte heute ganz kurz und knapp“), haben Kinder nicht das Gefühl, unserer erwachsenen Macht sinnlos ausgeliefert zu sein. Konsequenzen also ja, aber keinesfalls unlogisch und nie so hart, dass sich ein Kind unsinnig und unmäßig bestraft fühlt. Unsinnige und maßlose Strafen heizen den Zorn eines Kindes auf die mächtigen Erwachsenen an – eine Tatsache, die die Bereitschaft, im Konfliktfall für beide Seiten gute Lösungen zu finden, im Kind niemals erhöht. Also nicht willkürlich und entwürdigend strafen, ebenfalls niemals mit Allein-Sein-Müssen bestrafen (dieses „Ab mit Dir in Dein Zimmer“ ist niemals hilfreich), denn Entwürdigung und aus dem Zusammen-Sein mit der Familie ausgeschlossen zu werden, beides ist Höchststrafe. Kinder sollen lernen, dass Konflikte nicht zu Entwürdigung und nicht zu Allein-Sein-Müssen führen, sondern dass Konflikte gemeinsam, in Beziehung zu den wichtigsten Menschen in gegenseitigem Respekt gelöst werden.
Gute Kompromisse sind generell das Wichtigste, denn gute Kompromisse helfen, dass Kinder ERLEBEN, wie soziales Miteinander besser, konstruktiver funktioniert, heißt alltäglich: Dass beide Seiten ein Gespür dafür entwickeln (der Erwachsene für das Kind, das Kind für den Erwachsenen), was für jeden jetzt im Moment für ein gutes Zusammenleben wichtig ist.

Empathie, klare Ansprache und Konsequenz helfen

Seien Sie also im Gefühl gut in Kontakt zueinander, klar in Absprachen und auch in ausgemachten Konsequenzen, aber bleiben Sie in respektvoller Beziehung, und strafen Sie nicht maßlos und nicht mit Wegschicken des Kindes.
Wir alle wollen später im Zusammenleben und Zusammen-Arbeiten mit Erwachsenen, dass man gemeinsam gute Lösungen findet in schwierigen Situationen. Unsere Kinder lernen das im Umgang mit und in der Beziehung zu uns als Eltern  – durch gegenseitigen Respekt, durch respektvolle Kompromisse.
Nicht zuletzt gehört hierzu, dass wir alle (Kinder und wir Erwachsenen) im Ton, in den Worten, im Reden miteinander, nicht ausfällig werden, Erwachsene nicht gegenüber Kindern, Kinder nicht gegenüber Erwachsenen. Der Ton macht immer die Musik …
Sicher schreibe ich zu Konflikten hier immer wieder mal etwas.
Bis dahin und für heute,
herzlich Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Trödeln, Zeit, Ruhe – warum brauchen Familien so viel davon?

Liebe Eltern,

ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein frohes, gesundes und hoffentlich gelassenes Neues Jahr 2019! Ich habe etwas länger hier nichts mehr von mir lesen lassen, da ich kaum zum Schreiben kam in den vergangenen Wochen. Auch wegen Weihnachten und Neujahr, aber vor allem auch weil meine Familie zur Zeit einfach mehr meine Zeit braucht. Und so schreibe heute etwas auf, was wir Erwachsenen im Grunde alle wissen:

Krankheiten und schwierige Situationen kommen unverhofft in jede Familie – und diejenigen, die davon betroffen sind, wünschen sich nichts sehnlicher, als dass vertraute Menschen dann Zeit haben. Es kann für jeden von uns von einem Tag auf den anderen so sein: Plötzlich ist man lange Zeit schwach – es reicht ein tägliches Ungeschick oder ein Unfall verbunden  mit Komplikationen und schwierigen Behandlungen – und wie einst als kleines Kind braucht man plötzlich bei allem Hilfe. Und genau wie einst als Kind will man, dass einem diejenigen helfen, die man gut kennt, die auch Kleinigkeiten körperlicher Notwendigkeiten verstehen und, nicht zuletzt,  bei denen man das alles beklagen, man auch weinen darf.

In solchen Zeiten macht es uns ja alle nachdenklich, wie zentral wichtig es für jeden von uns ist, dass wir nicht immer nur stark sein und funktionieren können, sondern dass wir auch schwach sind; dass wir alle Zeiten haben, manchmal viel länger als gedacht haben, in denen es Grund für Unbehagen, manchmal auch für wirkliches Jammern gibt; dass man sich dabei dann manchmal dafür schämt, und weil man sich schämt, man dieses ganze elende Schwachsein nur jemandem sagen will, dem man vertraut.

Mutter und Tochter Hand in HandWorüber  in solchen Zeiten eine wie ich dann gleich auch noch nachdenkt:
Kinder machen diese Erfahrung ständig, sie habend dauernd auch Schwächen und brauchen dauernd bei diesem und jenem Hilfe. Und wenn wir ein Ohr und feines Gespür dafür haben, dann geht es ihnen eben genauso, eben einfach menschlich:  Je mehr sie noch Hilfe brauchen, je kleiner sie sich fühlen (wie wir Großen bei plötzlich harten Krankheiten), umso mehr schreien, rufen sie nach denen, denen sie vertrauen, bei denen sie sich fallen lassen können, weil die körperlichen und seelischen Notwendigkeiten des Versorgtwerden- Müssens sich mit diesen Menschen vertraut anfühlen.

Es ist und bleibt wichtig, dass Kinder so sein dürfen: bedürftig; dazu mit ihrem unbestechlichem Gespür, wem sie sch überlassen, wessen Hilfe ihnen vertraut ist. Kinder sind in diesem klaren Verlangen „Du sollst das machen“, „Bei Dir will ich bleiben“ zwar für uns immer auch anstrengend. Wir alle sind in unserer hochaktiven Gesellschaft gar nicht mehr darauf gefasst, dass Kinder uns so sehr zwingen, da zu sein, nicht zu viel unterwegs und woanders aktiv zu sein. Aber Kinder üben dabei und zwingen uns als ihre Eltern dazu, wahrzunehmen, was Vertraut-Sein und Nähe ausmachen: Ja, genau – dass man sich nicht jedem überlässt. Kinder nötigen uns, feiner zu werden, Mitgefühl zu haben, genau zu spüren, was geht und was gerade zu viel ist. Ja klar, natürlich ist das manchmal auch nervig und natürlich bringt uns das alle immer wieder an den Rand unserer Geduld und unserer Kräfte. Aber letztlich macht uns dieses Genaue eines Kindes, dieses „Nein, ich will bei Dir sein, Du sollst mir helfen“ weicher, und damit menschlicher. Kinder nötigen uns, einfühlsam zu werden – und das ist etwas, was wir alle in Zeiten eigener Schwäche und Hilflosigkeit ausdrücklich wohltuend empfinden.

Ich habe die letzten Wochen wochenlang, viele Stunden Abläufe im Krankenhaus miterlebt. Unsere Krankenhäuser sind finanziell in der Pflege so eng versorgt, dass alle, die dort arbeiten nur noch schnell und wie im Akkord funktionieren müssen. Da erlebt man dann hautnah mit, was es heißt, wenn unsere Gesellschaft für Pflege bei Schwäche, für dafür wichtige Zeit und das nötige Mitgefühl, nicht ausreichend Geld bereit stellt: Pflegekräfte werden dann – auch bei größten Schmerzen und starkem Angewiesensein der Patienten wie bei Nahrungsaufnahme und Ausscheiden – angestrengt, sind wortlos in ihrer Hektik und sind aus lauter Stress keinesfalls mehr empathisch. Schon mal erlebt, was es heißt, wenn man plötzlich nicht mehr alleine essen, noch schwieriger, nicht mehr zur Toilette gehen kann? Da ist jeder von uns dermaßen froh, wenn jemand Zeit hat für diese Hilflosigkeit, Zeit hat für diese plötzliche Langsamkeit auch ein tröstendes Wort findet, für all die beschämende Ungeschicklichkeit; jemand freundlich bleibt und Verständnis hat für Kleinigkeiten, wie z.B. notwenige Hilfe beim Zudecken, weil der Hilflose sonst die ganze Nacht wegen Frieren gar nicht schlafen kann.

Girl walking on the slingWenn wir Kinder ernst nehmen, dann bringen sie uns all das bei. Auch wenn das tatsächlich sehr anstrengend ist, ist das letztlich doch gut so, oder? Weil Kinder uns zwingen – und das kommt uns dann allen in Zeiten der Schwäche zugute – dass wir wahrnehmen, was jemand, der Hilfe braucht, ernsthaft und wirklich braucht, um körperlich und seelisch im Lot zu bleiben. Das Tolle ist – und hier unterscheiden sich gesunde Kinder von Zeiten des schweren Krankseins – dass wir ganz sicher sein können, dass Kinder größer werden und einen unbändigen Drang haben, alles selbst zu können, also raus zu kommen aus ihrer hilflosen Lage. Super, oder? Nehmen Sie sich also jetzt mehr Zeit – denn eines ist ganz sicher: Es wird besser mit kleinen Kindern. Und das besonders Tolle: Kinder, die uns als Eltern warmherzig und empathisch und mit genug Zeit für Langsames und ihre kindliche Hilflosigkeit erlebt haben, sie sind eines Tages genau so warmherzig und empathisch, sollten wir eines Tages plötzlich solche Zeiten der Schwäche haben – weil sie es dann gar nicht anders kennen, es ihnen körperlich und seelisch ganz vertraut ist. Dann darf man sich fallen lassen –   das ist doch ein gutes Gefühl, oder?

Herzlich, bis zum nächsten Mal, wenn ich (hoffentlich bald!) wieder hier Zeit finde, Ihre
Ingrid Löbner

Allgemein

Ist der Grund, dass unser Kind schlecht schläft – weil wir in keinen guten Tagesrhythmus kommen?

Eltern kleiner Kinder bekommen heutzutage von vielen Fachleuten ans Herz gelegt, manchmal auch streng verordnet, mit ihren Babys/Kleinkindern unbedingt einen immer gleichen Tagesrhythmus zu leben. Das sei wichtig, damit das kleine Kind bald und leichter lerne, wann es Nahrung gibt, wann geschlafen wird und damit es zügig verstehe, sich leicht und klar in diesen Tagesablauf einzufügen. Außerdem sei Rhythmus ein wesentlicher und entscheidender Weg zu besserem Einschlafen und tieferem Schlaf eines kleinen Kindes.

Geborgenheit viel wichtiger als strikte Regeln

Eltern, die in unserer Sprechstunde beratende Hilfe suchen bezüglich leichterer Nahrungsaufnahme und besserem Schlaf ihrer kleinen Kinder erzählen dann oft, mit deutlich schlechtem Gewissen im Unterton, tja, sie würden nicht so ganz richtig regelmäßig leben, und wahrscheinlich sei das ja die Ursache aller Probleme. Die Eltern schämen sich oft, dass sie den Tag mit kleinem/n Kind/ern einfach nicht klarer strukturiert bekommen, dass jeder Tag etwas anders sei als der vorherige, dass mal das Kind lang, dann wieder kurz schlafe, dass ihr Kind mal früher Hunger zeige, mal später – und sie das nicht ändern könnten; man hört an ihrem Unterton, dass sie über sich selbst denken, sie würden schon jetzt darin versagen, ihr Kind ordentlich zu erziehen.
All den Eltern sage ich (mit Trost) dass es sehr normal sei, dass mit kleinen Kindern nicht jeder Tag gleich „rund“ laufe, dass kleine Kinder keine Uhrwerke seien, deren Glocke zur immer gleichen Stunde anschlägt, mal mit dem „Ton“ Hunger, dann mit dem „Ton“ Schlaf. Und vor allem: Dass Rhythmus nur in gewissem Maß, eher weniger stark der Grund sei, der guten Schlaf ermögliche oder ihn verhindere.
Immer und immer wieder bleibt zu wiederholen: Besser schlafen zu können hängt mit einer allgemeinen guten Entspannung zusammen, außerdem – für kleine Menschen zentral entscheidend  – von starken Gefühlen ihrer innerer Sicherheit und Geborgenheit.

Hören Sie auf Ihr Gefühl – und auf das Ihrer Kinder

Weit mehr als an immer gleichen Tagesabläufen hängt das gute Schlafen daran, ob ein Kind nah genug bei seinen Lieben schlafen kann. Das heißt für unsere modernen Wohnformen:  Dass ein kleines Kind also gerade nicht  allein in einem Zimmer, womöglich noch weiter weg in der oberen Etage schläft, während die geliebten Eltern (und Geschwister) unten im Wohnzimmer sind; dass also das Leben unten spielt, während das kleine Kind aber oben, mutterseelenallein in einem Zimmer, schlafen soll. Wie erzählen viele Eltern: „Kaum ist unser Kind eingeschlafen und ich schleiche aus dem Zimmer, ist das Kind schon wieder wach …“  Ja genau, weil kleine Kinder auch im Halbschlaf schärfste Antennen dafür haben, ob sie in Geborgenheit und Sicherheit, in der Nähe von jemandem schlafen.
Machen Sie es anders: Gehen Sie getrost dazu über, Ihr noch sehr kleines Kind an Ihren Körper zu binden und es am Körper schlafen zu lassen, dort schläft es meist am tiefsten und am längsten, weil es sich -ganz genau!- sicher und geborgen fühlt. Wenn Sie es mit Tragetuch oder Tragesystem an sich binden, haben Sie die Hände frei und können manche Arbeit erledigen.
Oder Sie sind selbst müde, dann legen Sie sich getrost mit Ihrem Baby hin, dösen oder schlafen mit ihm ein und holen sich getrost diese fehlende Mütze Ihres Nachtschlafs nach.
Oder, Ihr Kind ist schon etwas größer und Sie können/mögen es nicht mehr so viel tragen, dann richten Sie eine gemütliche Schlafecke im Wohnzimmer ein.

Mit Ruhe und Gelassenheit kommt der Rhythmus von ganz alleine

Ich nenne das: „Das uralte Prinzip: Schlafen, wie einst am Feuer“. Was einst die Feuerstelle war, um die herum das Leben der Familie sich abspielte, ist heute das Wohnzimmer/ die Wohnküche, wo das Leben mit Kindern tobt, spielt, sich abspielt. Hier darf auch geschlafen werden, denn hier hört man noch im Schlaf die murmelnden Geräusche des Alltags, hört, dass alle da sind, dass man nicht alleine ist, dass man – durch die Nähe der geliebten Bindungs-Personen –  sicher und geborgen ist.
Dass ein Kind mal früher, mal etwas später Zeichen der Müdigkeit zeigt, ist ganz normal. Wichtig ist, dass man als Mama/Papa Zeichen der Müdigkeit wahrnimmt, man spürt, dass das Quengeln des Kindes nicht Langeweile oder Mangel an Unterhaltung bedeutet, sondern Quengeln und Unruhe bedeuten, dass die Energie des Kindes nachlässt und es Ausruhen, Dösen, Schlaf braucht.  Wenn Ruhe, Dösen, Schlafen für ein Kind nicht gleichbedeutend mit Allein-Sein-Müssen ist, dann ist etwas Zur-Ruhe-Kommen, Dösen und Einschlafen mit Nähe, mit Gemütlichkeit und wohligem Loslassen verbunden – und gerade nicht mit Stress, Alleinsein und dadurch mit Anspannung.

Bei den meisten Kindern stellt sich mehr oder weniger ein „In-Etwa-Tagesrhythmus“ schließlich nahezu wie von selbst ein.
Ja, stimmt schon, in etwa die Tage gleich zu strukturieren hilft uns Menschen allen, uns Großen wie den Kleinen, dass unser Körper deutlicher Hunger und Müdigkeit zeigt, dass durch etwas Rhythmus in den Tagen unser Körper uns darin unterstützt, auch innerlich leichter im Lot zu sein. Mal mehr, mal weniger.
Aber wenn wir daraus eine strenge Anforderung machen, dann entsteht doch schnell wieder Anspannung und Stress – beides sind Gegenspieler für Hunger und Appetit, Müdigkeit und Schlaf.
Also, glauben Sie es getrost: Am ehesten ist es die Sicherheit und Geborgenheit des Zusammen-Seins, die die Freude an Appetit und Essen beflügeln, und die das Loslassen ins Dösen und Einschlafen ermöglichen. Bei Stress und Anspannung geht der Magen eines Kindes zu und jegliches Loslassen in Richtung Müde-Werden und Einschlafen wird unmöglich. Das alles kennen wir doch auch von uns selbst.
Und wenn ihr Kind beim ersten Versuch nicht gleich einschlafen kann, dann darf es  noch einmal, nein, nicht Aufdrehen und Toben; aber durchaus noch ein Weilchen versonnen vor sich hin spielen, bis die Müdigkeit sich bei ihm wieder heranschleicht und ihr Kind sich – auch übers verträumte Spielen –  leichter fallen lassen und einschlafen kann. In Ihrer Nähe – dann wird Einschlafen wohlig, und das Schlafen klappt, durch die gespürte Geborgenheit, länger.

Und wie immer: Jedes Kind ist anders, bleiben Sie bei sich!

Dabei nicht vergessen: Bei allem, was uns Menschen im Allgemeinen betrifft, gibt es immer manche Menschen, die es ganz anders mögen: Manche kleine Kinder schlafen tief und fest an einem ruhigen Plätzchen, weiter weg von allen Alltags-Geräuschen. Auch das ist natürlich möglich und auch das respektieren wir – logisch schlafen diese Kinder dann getrost dort, wo sie sich am besten entspannen und am tiefsten träumen; wenn sie es lieber mögen, dann auch in einem Bettchen etwas weg von allem Trubel.

Wenn ich dieses Prinzip des „Schlafen in der Nähe der Lieben“ empfehle, melden die meisten Eltern erleichtert zurück: „Die ewigen Schlafprobleme entspannten sich zügig – unser Kind schläft mehr, ruhiger und länger.“
Übrigens, auch zum Thema Schlafen finden Sie in Astrid Lindgrens Erzählung „Die Kinder aus der Krachmacherstraße“ eine liebenswerte kleine Episode; denn auch bei den Kindern aus der Krachmacherstraße kann – ganz typisch- ein kleines Kind nicht einschlafen. Warum? Seine Cousine weiß die Lösung: Weil es allein, in der Dunkelheit, ganz woanders, zu Besuch bei der Verwandtschaft, in fremdem Zimmer, sich nicht wohlig und geborgen fühlt. Lesen Sie selbst  – Sie werden, schmunzelnd, Ihr(e) Kind(er) wiedererkennen.
Bis zum nächsten Mal, herzlich
Ingrid Löbner

Allgemein

Hilfe, unser Kind nervt und bleibt nie lange bei einem Spiel – was tun?

Liebe Eltern,
eine Frage, die mir von Eltern kleinerer Kinder oftmals gestellt wird: „Unser Kind nervt, ist umtriebig, geht von einem Spielzeug gleich zum nächsten, bleibt bei nichts lange – ist es schon hyperaktiv? Was tun, damit sich das ändert?“

Es ist berechtigt, sich darum zu kümmern, weil es Sie als Eltern und ebenso Ihr Kind anstrengt, wenn durch Spielen nie mehr Ruhe entsteht.
Wenn ich Eltern kleinerer Kinder erlebe, fällt mir auf, dass heute sehr viel mit Kindern gesprochen wird, es wird auch kleinen Kind sehr vieles erklärt; oder wenn ein Kind nicht so spielt, wie es gut täte, dann wird das Kind reichlich mit Worten ermahnt – aber es hilft nicht.
So sehr ich dafür bin, mit Kindern zu sprechen und so sehr ich beobachte, dass sie früh wirklich alles verstehen, so sehr denke ich dennoch darüber nach, warum die vielen Worte von Eltern an ihre kleinen Kinder meist nichts nutzen. Mir scheint, oft verstärkt das viele Reden eher die Anstrengung auf beiden Seiten, denn Sie als Eltern haben das Gefühl, sich den Mund fusslig zu reden ohne Erfolg, und das Kind reagiert null, macht vielleicht genau das Gegenteil oder schaltet irgendwie „auf Durchzug“. Warum?
Verschiedene Ebenen fallen mir dazu ein:

Die erste Ebene:  Dass – meiner Beobachtung nach häufiger als man denkt – kleine Kinder, die unruhig sind, eigentlich erschöpft und müde sind; wenn es um müde Kinder geht, hilft statt vieler Worte zuallererst, mit Kindern Momente der Ruhe zu zelebrieren: ein Kind auf den Schoß zu nehmen, sich dazu selber gemütlich hinzusetzen und das Kind -wie in Beiträgen weiter oben beschrieben- durch liebevolles Halten zu beruhigen, ihm etwas zu Saugen (auch Schnulli oder Flasche helfen bei den Kleineren noch) zu geben,  oder einen Gegenstand, an dem es gerne mit den Fingern nestelt (ein Schuffeltuch oder den geliebten  Teddy, oder das Lieblings-Auto, oder die Puppe),  oder sich auch ohne viel Worte mit dem Kind in ein Bilderbuch versenken; sprich,  durch haltgebenden Körperkontakt und ruhiges Zusammensein erstmal wieder für Tagträumerei und Ruhe zu sorgen. Denn klar ist: Ein Kind, das eigentlich nicht mehr kann, kann sich auch bei nichts mehr lange konzentrieren. Denken Sie mit jüngeren Kindern wirklich oft genug daran, dass kleine Menschen, aber letztlich wir alle, mehr Momente des Tagträumens zelebrieren sollten, denn es hilft uns allen aus Erschöpfung und Nervosität, es hilft zu mehr Erholung, bei jüngeren Kindern hilft es im nächsten Schritt oft auch gleich noch in den Schlaf.

Die zweite Ebene: Wenn Kinder ab ca. eineinhalb bis drei oder vier Jahren in dem Alter sind, in dem sie ihr Ich entdecken, ihre Person deutlicher spüren und erleben wollen, dann sind sie drauf aus, zuallererst das zu tun, was sie selbst wollen – und gerade eben nicht das auszuführen, was die Eltern wollen. Dieses „Ich-Spüren“  ist ein Entwicklungsschritt, der im Kleinkindalter dran ist, der für Eltern aber durch den Eigensinn des Kindes immer wieder sehr anstrengend ist.
Kinder spüren besser, dass sie selbst Jemand sind, dass sie also eine eigene Persönlichkeit haben, wenn sie genau das tun, was ihnen selbst einfällt und gefällt, sie also ihre eigenen Ideen ausleben.

Die dritte Ebene: Ständig kann man beobachten, dass man Kinder generell, aber kleinere Kinder ganz sicher, eher zu etwas bewegen kann, indem wir sie weniger durch dauerndes Reden ermahnen und mit Appellen in ihre Ohren dringen, sondern wenn wir sie in ihre kindliche Begeisterung und Faszination bringen, denn dann kommt die Konzentration und Ruhe nahezu von allein. Statt zu viel und dauernd  „Nein“ und „Du sollst doch… “  zu sagen, kommen wir besser mit Kindern in ruhigeres Spiel oder Hantieren, wenn wir ihnen etwas erlauben, was sie ausgesprochen gerne tun, oder auch ihnen etwas zeigen, was deutlich anfängt, sie zu begeistern.
Beispiele und Anregungen? Man kann sie , bei gutem Wetter draußen, in erster Linie mit Wasser und mehreren kleineren Gefäßen auf jeder Terrasse, jedem Balkon, oder aber, wenn es wieder kühler wird, in der Küche an der Spüle läppern lassen. Man kann ihnen erlauben, mit allem Möglichem  Türme zu bauen, die man dann einstürzen lässt, den Spaß dabei zusammen genießt und man dem Kind erlaubt, immer wieder Neues zu bauen  und dadurch auszuprobieren, was alles übereinander gestapelt werden kann und ab wann die gestapelten Bauten dann doch kippen. Man kann kleine Höhlen bauen und dem Kind erlauben, dass es in seiner Höhle unterm Tisch mit jenen (nicht elektrischen) Küchenutensilien spielen darf, mit denen es gerade sowieso am liebsten hantiert. Man kann immer mal die unteren Küchenschränke leicht umräumen, so dass mal der eine untere Schrank und am nächsten Tag eine andere untere Schublade ausgeräumt werden darf, dabei ein Kind immer mal neue Kleinigkeiten findet, die es mit seinen Händen entdecken und faszinierend finden kann. Sprich: Man sucht gute Kompromisse, so dass man Erlebnisse ermöglicht, die ein Kind wirklich begeistern und in konzentriertes Hantieren verführen,  die aber doch nicht ständig unsere ganze Aufmerksamkeit brauchen, sondern uns Erwachsenen auch ermöglichen, bei  alledem etwas nebenbei zu tun.  Das Kind fängt mit Begeisterung und Hingabe an, bei etwas zu bleiben, zu spielen und wir tun unsere Dinge – ohne dauerndes Reden und Mahnen  entsteht mehr Ruhe, auf beiden Seiten.

Wenn es Sie häufig nervt und es Ihnen schwer fällt, sich in das Lebensgefühl und die Gedankenwelt jüngerer Kinder hinein zu versetzen – haben Sie Lust zu lesen? Bevor Sie weiter im Internet über Ihr Kind googeln, was mit ihm los sei, lesen Sie lieber Astrid Lindgrens „Die Kinder aus der Krachmacherstraße“ . Auf sehr lebensechte Weise wird hier ein Kleinkind mit der typischen Kleinkind-Logik, der typischen Art zu denken und der typischen kleinkindlichen Begeisterung und Faszination beschrieben: Lotta. Und herrlich realistisch, wie Lindgren immer erzählt, lassen sich die großen Geschwister manches einfallen, was Lotta beschäftigen könnte, damit sie  irgendwas zu tun hat und die Größeren in Ruhe spielen können, und es wird aus Sicht der Größeren beschrieben, was in Lotta alles vorgeht; genau wie im richtigen Leben ist Lottas Mama immer wieder deutlich genervt (zu der Zeit, als das Buch geschrieben wurde, war es meist Mama, die zu Hause war, aber stören Sie sich daran nicht, es ist bei diesen Geschichten ganz egal, ob Mama oder Papa zu Hause ist, es geht in den Erzählungen darum, wie Kinder erleben, denken, fühlen, spielen), und zwischendurch wird Mama richtig streng angesichts dessen, was Lotta täglich anstellt. Lesen Sie  – Sie werden viel Spaß haben und werden lebensnah und lebensecht, mit Schmunzeln spüren, wie Kinder, auch Ihre, in diesem Alter in der Welt sind.

Zu guter Letzt: JA, Sie brauchen genug  Zeit und Ruhe, um mit ausreichend guten Nerven durchzuhalten, was es täglich mit Ihren kleinen Kindern an Anstrengendem, aber ja auch Nettem, Anrührendem zu erleben gibt.
Daher:
Ihnen als Eltern steht  ausreichend Zeit mit Ihren Kindern zu, ebenfalls  ausreichend Einkommen, aureichend gute Bedingungen, jetzt und später, damit Sie als Familie nicht dauernd existentiell unter Anspannung und Stress stehen, denn das macht Erwachsene grundlegend nervös. Vertreten Sie sich politisch, damit Sie bessere Bedingungen bekommen, oder: lassen Sie sich vertreten. Ich füge Ihnen hier  noch die aktuelle Presse-Mitteilung des Deutschen  Familienverbandes zur jetzigen Rentendikussion an, denn JA – Sie als Eltern, die Sie im Moment die kleinen, aber später  erwachsenen Rentenzahler versorgen, Sie brauchen andere Rentenansprüche , als logische Folge für Ihre Versorgung der nächsten Generation –  denn es sind die Kinder heute, die später die Renten für alle finanzieren. Sie als Eltern sollten durch Ihre Fürsorge Rentenansprüche erhalten – damit Sie nicht zu früh zu stark in volle Erwerbsarbeit müssen, sondern die Arbeit mit und für Ihre Kinder mit besseren Nerven erleben, auch genießen können.
Bis zum nächsten Mal, herzlich
Ingrid Löbner

Druckfrisch: die Presse-Mitteilung des Deutschen Familienverbandes zur aktuellen Renten-Diskussion:

DFV-PM] Mütterrente: Ein halber und sehr kleiner Schritt
(Berlin). Beim Spitzentreffen im Kanzleramt wurde beschlossen, dass Mütter und Väter, deren Kinder vor 1992 geboren worden sind, zusätzlich einen halben Rentenpunkt pro Kind erhalten.

„Familien sind die eigentlichen Leistungsträger im Rentensystem und werden dafür im Alter arm gemacht. Die Einigung im Mütterrentenstreit ist bestenfalls ein halber und sehr kleiner Schritt auf dem Weg zu dringend notwendigen sechs Jahren Erziehungszeiten pro Kind für alle Eltern“, sagt Sebastian Heimann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Familienverbandes.
„Wer Kinder hat, erlebt nicht nur Lebensglück, sondern sichert mit deren Erziehung und Betreuung den Fortbestand des gesamten sozialen Sicherungssystems. Anders gesagt: Wer Kinder erzieht, sichert Zukunft. Das muss sich endlich auch in der Rente von allen Eltern widerspiegeln“, so Heimann.
Bis heute beklagt der Deutsche Familienverband (DFV) gravierende rentenrechtliche Gerechtigkeitslücken gegenüber Eltern. Eine nachhaltig familien- und leistungsorientierte Rentenreform setzt voraus, dass die Leistung Kindererziehung zu gleichwertigen Rentenansprüchen führt wie die Zahlung von Geldbeiträgen. Die Finanzierung der Rentenreform darf auch nicht in den steuerfinanzierten Familienleistungsausgleich ausgelagert werden, sondern muss innerhalb des Rentensystems erfolgen.
Dafür hat das Bundesverfassungsgericht bereits 1992 im vom DFV erstrittenen Trümmerfrauenurteil den Weg vorgezeichnet. Die maßvolle Umverteilung von Rentenansprüchen hin zu Familien mit Kindern ist mit dem Eigentumsschutz der Verfassung vereinbar – und notwendig.
Gegenwärtig stehen der Deutsche Familienverband und der Familienbund der Katholiken mit mehreren Verfassungsbeschwerden vor den Karlsruher Richtern und fordern eine Beitragsentlastung für Familien in der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung: www.elternklagen.de

Der Deutsche Familienverband ist die größte parteiunabhängige, überkonfessionelle und mitgliedergetragene Interessenvertretung der Familien in Deutschland.

Deutscher Familienverband e.V. • Bundesgeschäftsstelle • Herausgeber: Bundesgeschäftsführer Sebastian Heimann
Seelingstr. 58 • 14059 Berlin • Tel: 030 – 30 88 29 60
presse@deutscher-familienverband.de

 

Allgemein

Ist „Bullerbü“ nur eine schön erdachte Geschichte für Kinder?

Liebe Eltern,
nachdem mich der Arbeits-Alltag wieder hat, geht es mir wie Ihnen allen: meine Gedanken wandern zu meinen Ferien-Erlebnissen.
Wie ich hier beschrieb, besuchte ich das Land und den Ort, wo Astrid Lindgren und ihre Geschwister aufwuchsen, erlebte die wilde Natur Schwedens und das bäuerliche Gehöft von Lindgrens Eltern. Es war schön dort und doch war Lindgrens Heimat einst ein Gehöft, das aussah, wie viele bäuerliche Anwesen zu jener Zeit aussahen. Etwas Besonderes wurde der Ort nur, weil wir heute wissen, dass dort Kinder auf intensive Weise spielen konnten, so intensiv, dass die Erzählungen darüber Kinder (und Erwachsene) weltweit erreichen, sie berühren und in Kindern eine  Sehnsucht nach „Mehr von uns Kindern aus Bullerbü“ auslösen. Sind solche Sehnsüchte einfach nur Träume, von denen man sich verabschieden sollte, weil sie unrealistisch waren oder eben heute einfach vorbei sind ?

Es gibt Fachleute, die energisch dafür eintreten, dass wir den heutigen Kindern schnell in die Nüchternheit der heutigen Welt hinein helfen und wir ihnen kein Futter für ihre Kinder-Sehnsüchte nach Bullerbü geben sollten. Bullerbü habe es nie gegeben und Kinder müssten, je schneller umso besser, sich mit den ganz realen Gegebenheiten der Welt im Hier und Jetzt zurecht finden.
Ich widerspreche. Warum?
Bullerbü hat es gegeben, und die Sehnsucht von Kindern, so spielen zu dürfen wie die Kinder von Bullerbü ist berechtigt, denn ausgiebiges Spiel, möglichst unter befreundeten Kindern, hilft wie eh und je, also auch den heutigen Kindern enorm, psychisch und körperlich gesund zu bleiben.
Wie ich schon beschrieb: Lindgren wiederholte oft, dass ihre Erzählungen über die Kinder von Bullerbü (und nicht nur diese, sondern viele ihrer Erzählungen) sich aus ihren realen Erinnerungen nährten, wie sie als Kinder unter Erwachsenen spielen durften. In der Familie Ericsson-Lindgren heißt das kleine, rote Haus, in dem Astrid und ihre Geschwister aufwuchsen bis heute „Bullerbü“. Hier hat sich viel von Lindgrens Erzählungen tatsächlich abgespielt, hier nahm es seinen Anfang. Bullerbü war keinesfalls nur ein schön ausgedachter Traum, sondern war von jeher ein Erzählen von etwas, was für Kinder Wirklichkeit war.
Dass „Bullerbü“ wichtige Sehnsüchte und Bedürfnisse von Kindern beschreibt, bestätigt die Tatsache, dass Kinder weltweit und bis heute sich danach sehnen, so oder ähnlich spielen zu dürfen: Als Kind unter Kindern, zu denen man sich zugehörig fühlt; Tag um Tag ein „Spielen mit Fortsetzung“, mit sich weiter spinnenden Spiel-Ideen, unter Kindern frei, frei von der dauernden Aufsicht durch Erwachsene; und doch braucht es auch sie,  denn natürlich sind Erwachsene  -auch in Bullerbü-  wichtig als jene, die für Kinder sorgen („Wir fragten Mama ..“), die sich einmischen, die Kinderspiele beobachten und kommentieren (Eltern, aber auch Großeltern, der Großvater aus Bullerbü), für die man Dinge erledigen muss (Mithelfen in Haus und Hof), und mit denen man Schönes erleben kann (z.B. das jährliche Krebse-Fangen – etwas, das bis heute in den Familien Schwedens im Sommer zelebriert wird). Da Kinder sich so danach sehnen, ist berechtigt, es ernst zu nehmen, denn in Sehnsüchten drücken sich wichtige Bedürfnisse aus, was Menschen als junge Menschen brauchen, um sich ausgeglichen entwickeln zu können. Immer wieder werde ich Sie bestärken,  Kinder – Sehnsüchte als bleibend wichtig anzusehen und werde behilflich sein, was und wie wir davon vieles in unserer jetzigen Zeit für Kinder umsetzen können, denn viel mehr ist „machbar“ – natürlich nicht mehr auf den bäuerlichen Gehöften jener Zeit, aber durchaus in unseren aktuellen Lebenswelten.

Warum ich  so überzeugt bin? Fast täglich höre ich von Eltern, wenn sie mit ihren Kindern zu beratenden Gesprächen kommen, den Satz: „Hier endlich, bei Ihnen spielt dieses Kind; zu Hause spielt es so nicht, nervt es nur.“ Jedes Mal beobachte ich – und teile mit den Eltern diese Beobachtung gerne – dass Kinder dann konzentriert ins Spiel finden, wenn wir zu Beginn von etwas, was wir Erwachsenen vorhaben (hier: ins Gespräch finden),  zuallererst dem Bedürfnis eines Kindes, sich ins Spielen vertiefen zu dürfen, Raum geben. Man kann überall beobachten, dass Kinder konzentriert und ruhig verträumt werden (also in gewisser Weise ein Stück „Bullerbü“ plötzlich in ihnen entsteht), wenn wir zuerst der Frage nachgehen: „Was und womit würdest Du gerne hier spielen?“ Wenn wir diese Frage immer zuerst stellen und einem anwesenden Kind behilflich sind (besonders auch dann, wenn es alleine ist, es Zeit unter Erwachsenen, ohne andere Kinder aushalten soll), in Spiel-Ideen hinein zu finden, dann wird meiner Erfahrung nach jedes Kind ausgeglichen, ist in seinem Verhalten für Erwachsene nicht mehr nörgelnd anstrengend.
Oft sind es Kleinigkeiten, die ein Kind dazu braucht, aber wenn man fragt, worauf es Lust hat („Sollen wir Autos hervor holen? Oder Tiere? Willst Du die Puppe haben?“), bekommt man immer eine Antwort;  man ist behilflich, die Dinge herbei zu holen, äußert vielleicht noch eine erste Idee („Magst Du die Tiere füttern?“ „Brauchst Du noch etwas, um eine Straße zu bauen für die Autos?“ „Sollen wir schauen, wo die Puppen schlafen könnten?“) – und schon verschwindet das Kind in seine Phantasie.
Ich bin sicher, dass die Anerkennung des Bedürfnisses, dass ein Kind ein Kind sein und damit spielen, spielen, spielen will,  es ist, was wir überall einfach umsetzen können.  Helfen Sie sich und Ihrem Kind also zuallererst mit genau dieser Frage: „Was könntest Du hier spielen?“ Sie werden erleben, dass Ruhe und Konzentration sich ausbreiten und Sie infolge alles tun können, was Sie vorhaben.
Nicht nur dies, aber zentral diese Tatsache hat Lindgren für die Kinder weltweit erkannt und in ihren Erzählungen liebevoll beschrieben, wie sehr intensives Spielen für Kinder nährend ist.
Vielleicht fallen Ihnen viele Ihrer Spiel-Erinnerungen wieder ein, was Sie als Kind am liebsten taten? Sie gelten bis heute.
Mehr wieder beim nächsten Mal,
bis dahin herzlichst
Ingrid Löbner

Allgemein

Auf den Spuren von Pippi, Michel & Co.

Liebe Eltern,
dieses Jahr folgte ich einer Einladung von Freunden, sie einmal in ihrem Haus in Schweden, in Smaland zu besuchen.
Ich habe diese Einladung mit Freude angenommen und wir hatten zusammen eine wunderschöne Zeit.
Seit vielen Jahren war ich nicht mehr in Schweden und war ganz neu begeistert, wie überbordend reich an Wasser und Pflanzen die Landschaft Südschwedens ist, nicht zu vergessen die vielen großen Steine der letzten Eiszeit, die überall, wie von Riesen hingeworfen, in der Landschaft liegen. Angesichts dieser Verwunschenheit konnte ich sofort wieder nachempfinden, wie viele Sagen und Märchen die Menschen hier spüren und sich seit Jahrhunderten erzählen, die sich den Werken von  Schwedens weltberühmten Autorinnen etwa  Selma Lagerlöf und natürlich allen voran Astrid Lindgren wiederfinden. 

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Ich hatte die Gelegenheit, Astrids Lindgrens Elternhaus Näs, nahe der Stadt Vimmerby liegend, zu besuchen; und nicht nur Näs, sondern ebenfalls die keinesfalls spektakuläre Kleinstadt Vimmerby, die jedoch weltberühmt wurde, weil Astrid Lindgren ihren Meisterdetektiv Kalle Blomquist hier durch die Gassen streifen und seine wichtigen Beobachtungen anstellen ließ.
Es erfüllt einen mit Kribbeln und Spannung, wenn man sich genau auf jenen Wegen bewegt, über die Astrid Lingrens Füße als Kind ebenfalls gingen, und mir fielen beim Umhergehen  all ihre Geschichten ein, die sie als Schriftstellerin dazu niederschrieb und zu denen sie in Interviews  immer wieder sagte, dass alle ihre Erzählungen sich stark aus ihren realen Erfahrungen als Kind speisen.

Von Lindgren lernen, von Berlin bis Bullerbü

Sie hat, wie sie selbst sagte, oft und viel darüber nachgedacht, was ihre Kindheit auszeichnete und warum sie ihr Kindsein so genießen konnte. Und sie kam beim Nachdenken zu dem Schluss,  dass ihre Kindheit wesentlich von zwei Phänomenen geprägt war: Als Kind erlebten sie und  ihre Geschwister reichlich Geborgenheit durch ihre liebevollen Eltern (und durch die meist kinderlieben Knechte und Mägde, die mit auf dem Hof arbeiteten); dazu große Freiheit, nämlich viel, ausgedehnt und überall als Kinder spielen zu dürfen.

IMG_6135Überall – in den Scheunen und auf dem ganzen Gelände des Bauernhofes, in den umliegenden Wiesen und Wäldern, an den Bachläufen und Seen, und, und, und …. So vieles gibt es hier anzuschauen (und im beiliegenden Museum wird vieles dazu erklärt), was man aus den Büchern kennt: Die weißen Hühner, die Astrid Lindgrens Mutter besonders mochte und immer weiter züchtete, deren Hühner-Vorfahren in den Michel- Geschichten an selbigen Kirschen pickten, die Michel doch vergraben sollte, weil sie alkoholisch vergoren waren! Im Tischler-Schuppen kann man sitzen, der Astrid Lindgren die Inspiration gab, dass er Rückzugs-Ort von Michel wurde, wenn es allzu heiß um ihn und seine Einfälle herging; und man kann nachlesen oder durch Autoguide erzählt bekommen, dass viele Michel-Erlebnisse einen realen Hintergrund hatten in den Erzählungen von Astrids Vater, der – wie Michel – als kleiner Junge auf einem smaländischen Bauernhof groß wurde und ganz wie Michel dabei viel erlebt hatte.

Geborgenheit und Freiheit ist, was Kinder brauchen

Die Familie  Lindgren lädt die Besucher herzlichst und mit überaus freundlichen Worten ein, den Aufenthalt in Näs zu genießen, es den Kindern von damals gleich zu tun und reichlich zu spielen, zu balancieren und mit den Füßen im Bach zu plantschen. Lesen Sie selbst … Und, kaum zu glauben: Man kann Pippi Langstrumpfs Limonandenbaum bestaunen! Nein, hineinklettern kann man als Besucher nicht mehr, aber die Familie Ericsson-Lindgren trifft sich in Näs manchmal zu Familienfesten und dann finden die heutigen Kinder der Familie doch tatsächlich das eine oder andere Mal Süßes im Baum! Es gibt diesen Baum mit seinen Wundern also ganz und gar wirklich.
IMG_6105 KopieDas ist es, was einen beim Besuch von Näs so berührt: Das Liebevolle der Familie ist bis heute, in der Art, wie sie mit ihren vielen (Museums-) Gästen umgehen, immer weiter zu spüren. Ebenfalls die Freiheit, zu spielen und den Tag in Näs zwischen Scheunen, Bäumen, Gärten, auf allen Wegen zu genießen und das zu tun, was einem einfällt und gefällt. Denn eines wird klar: In der Alltäglichkeit, die die Gebäude und Wege haben,  spürt man beim Umhergehen nur zu gut, dass all das heute Bestaunte in der Zeit der Ericsson-Kinder ein ganz normaler, typischer Bauernhof in Smaland war. Noch dazu ist das Gelände heute umgeben von unserer Welt: Häuser und Wohnblöcke unserer Zeit. Und es wird einem beim Umhergehen klar, dass es tatsächlich und wirklich diese zwei „Dinge“ sind, die Kinder immer weiter brauchen, damit sie eine reiche und beseelte Kindheit erleben können, damit sie auch als Erwachsene in ihren Gefühlen reiche, beseelte und liebevolle Menschen bleiben können: Ausreichend viel Geborgenheit und dazu Freiheit, um echte Erfahrungen im wirklichen Leben zu machen und um spielen,  spielen, spielen zu können. Damit Sie nicht glauben, das sei nur auf einem großen Hofgelände möglich? Keinesfalls! Ich durfte das Wohnhaus von Astrids Eltern von innen besichtigen und hörte die Person, die uns die wenigen  und eher kleinen Räume zeigte, Folgendes erzählen:  Im, mit sehr schönen Möbeln eingerichteten Schlafzimmer der Familie (in dem übrigens ganz selbstverständlich die Kinder als jüngere Kinder mit in den Betten der Eltern schliefen!) durften Astrid und ihre Geschister, wann immer es ihnen einfiel (und wie Sie sich denken können, fiel es fiel den Kindern täglich ein), das Spiel  „Nicht den Boden berühren“ spielen. Sie finden es in den Lindgren-Büchern wieder! Das bedeutet, dass Astrid und ihre Geschwister auf sämtlichen, wirklich guten Möbeln täglich reichlich herumkletterten; ebenfalls in der (nicht großen) Küche reichlich umhersprangen und durch die, die Räume verbindenden Türen, viele Male das eher wilde Spiel „Kickse-Kickse-Huhh“ spielten – auch dieses Spiel kennen Sie aus den Lindgren-Büchern.

IMG_6137Lassen Sie Ihre Kinder ihre Welt entdecken und Räubertöchter und Lausejungen sein

Also: werden Sie großzügig und lassen Sie sich anstecken und geben Sie Ihren Kindern Liebe, dazu die Freiheit, draußen und drinnen Erfahrungen zu machen und zu spielen, dort, wo das Leben spielt und wo die Phantasie Ihrer Kinder sich ihre Nischen sucht.
Halten Sie sich getrost an Astrid Lindgren, die im Museum sinngemäß mit dem Worten zu hören ist: „Wenn man Kindern die Möglichkeit zu spielen nimmt, nimmt man ihnen die Lust zu leben.“
Wer weiß, was Ihr Kind eines Tages für sich und Andere an Wohltuendem aus seinen beseelten Erfahrungen als Kind jetzt  später als erwachsene Person  in unsere Welt trägt! Auf Menschen, die Liebe, Geborgenheit und Freiheit reichlich um sich her verströmen, wird unsere Welt immer weiter angewiesen sein .
Genießen Sie, wo immer möglich, neben all Ihrer notwendigen Arbeit auch Zeit fürs Verweilen, fürs Spiel und fürs Erzählen. Ich ließ mich in den vergangenen Tagen wohltuend von den Schweden im Allgemeinen anstecken – man erlebt sie im Alltag weniger hektisch und weniger getrieben.
Alle Bilder, die Sie hier sehen, sind Aufnahmen aus Vimmerby und Näs: die Einladung der Familie an die Besucher, den Limonadenbaum, die Schaukeln da und dort und nicht zuletzt: Balance-Akte, natürlich über ein Brennnessel-Beet – denn etwas Gefahr gehört bei Lindgren zum Glück bei allen Erlebnissen auch immer dazu… 😉
Bis zum nächsten Mal, herzlich
Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

SOMMER – warum Sie ihn mit Kindern durch und durch genießen sollten …

Liebe Eltern,
Sie haben gemerkt, dass auch ich vor lauter Sommer und sonnigen Gefühlen kaum Zeit finde, am PC zu sitzen, um hier neue Beiträge zu schreiben. Eigentlich ist es gut so, aber bevor ich in meine Sommerzeit verschwinde, will ich Ihnen noch ein kleine Nachricht hier hinterlassen. Genießen Sie den Sommer mit Ihren Kindern so intensiv wie  nur irgend möglich. Was Sie brauchen? Fast nichts! Für die kleineren Kinder reicht eine Schüssel mit Wasser, womit sie spielen dürfen; dazu geben Sie einige kleine Gefäße und Ihr Kleinkind plantscht mit den wenigen Litern Wasser draußen für wirklich sehr lange Zeit sehr versonnen (da ist das Wort Sonne gleich mit drin!) vor sich hin. 

Kinder brauchen nicht viel fürs perfekte Sommergefühl

Your Happy Couple Of Kids, Boy Gives Wheat Spikelets Girl. Children Are Sitting Near Lake, Outdoor At Park. Autumn And Summer Season. Happy Family Values. Children's Health Care

Für etwas größere Kinder haben Sie vielleicht eine kleine Wanne Wasser, die Sie in einem Winkel des Balkons, der Terasse oder des Gartens (wenn sie zu den Glücklichen gehören, die einen Garten haben) aufstellen können. Kinder lieben es, mit Ruhe und Muße  und einer kleinen Menge Wasser, dann meist mit ewigem Schütten von einem Gefäß ins andere versonnen vor sich  hin zu spielen. Wenn man sie nur lässt, nicht stört, und man ihnen die wenigen Utensilien dafür zur Verfügung stellt.
Wenn Sie können und die Kinder aus dem noch ganz zarten Kleinkindalter raus sind, Sie dazu in einer Gegend wohnen, in der es sich ohne riesigen zeitlichen Aufwand einrichten lässt: Gehen Sie mit Kindern raus auf Wiesen und an Bachläufe, denn dort stundenlang zu spielen ist noch viel aufregender als nur auf Terasse oder im Garten, kommt doch draußen Sand und Schlamm hinzu, außerdem das eine oder andere kleine Getier im Bach, und schon gibt es eine Menge zu erleben, zu beobachten und natürlich noch viel mehr zu matscheln. Erinnern Sie sich, wie wir das alle als Kinder sehr geliebt haben? Draußen zu sein, Lebewesen zu beobachten, mit Wasser, Sand und Schlamm zu spielen? Staudämme zu bauen, Rinnsale zu beobachten, dieses und jenes schwimmen zu lassen und bei alledem versonnen jegliche Zeit zu vergessen?
Gönnen Sie auch heutigen Kindern diesen Genuss, es sind Sinneseindrücke und sommerliche Wonnegefühle, die unter die Haut gehen und an die man sich ein Leben lang erinnert.

Ruhe, Zeit und Spiel machen Kinder rundum glücklich und gesund

Wie wir heute wissen, sind es die Erlebnisse, die UNTER die Haut gehen, die im kindlichen Gehirn unendlich viele Nervenbahnen bilden und damit das Gehirn des Kindes plastisch und fürs ganze Leben bleibend klug machen; einfach so, indem man versonnen spielen darf als Kind, in der Natur, unter offenem Himmel.
So einfach kann das Leben mit Kindern sein – und Sie finden Zeit (mit einem kleinen beobachtenden Auge auf die Kinder, die Sie im Schlepptau haben), um etwas zu lesen, mit Freunden zu babbeln oder auch nur in die sommerliche Gegend zu träumen. Bei interessanter Umgebung spielen Kinder stundenlang vor sich hin und brauchen uns Erwachsene kaum, lediglich als „versorgende Station“, als Hort der Sicherheit, sollten irgendwelche Gefahren drohen oder Hunger und Durst sich melden.
Was Sie brauchen ist etwas weniger Arbeit und etwas mehr Zeit – versuchen Sie, sich die zu nehmen.
So oft fällt mir auf, dass Kinder Zeit und Muße genießen, die man ihnen schenkt, weil es ihnen das wichtige Lebens-Gefühl gibt, dass sie ihren Eltern wichtig sind (natürlich gibt es zwischendurch auch andere Erwachsenen, die sich um die Kinder kümmern können). Das Gefühl, dass die eigenen Eltern oft genug da sind, stärkt die Beziehung zwischen Eltern und Kindern und ist eine wichtige Basis, damit die Nerven aller genug Kraft haben, der Umgangston miteinander infolge ruhiger und weniger gestresst, weniger angespannt ist. Versuchen Sie unbedingt, dass einer/eine von Ihnen beiden als Eltern oft genug ruhige Zeit mit den Kindern verbringt (was nicht meint, dass man dann dauernd mit den Kindern spielen sollte; nein, vielmehr ist gemeint, dass man selbst zu etwas Ruhigem, auch ruhiger Arbeit,  neben den spielenden Kindern her, kommt); ausreichend gemeinsame, ruhige Zeit stärkt die gute Laune aller und damit auch die gute Beziehung zueinander. Immer nur in Eile zu sein tut niemandem gut , aber strapaziert die Nervenkraft aller Familienmitglieder und mac ht den Umgangston gereizter.

Sommer – Zeit für Familie und VerSONNEnheit 🙂

Der Sommer macht es uns leicht, Versonnenheit zuzulassen – nehmen Sie die sommerliche Einladung an und gönnen Sie sich und den Kindern Mußestunden, am besten so oft wie möglich auch noch draußen. Die Zeit mit jüngeren Kindern ist schneller vorbei als Sie denken – Arbeiten können Sie noch viele Jahre; sich Zeit einrichten für versonnene Stunden mit den jüngeren Kindern können Sie nur jetzt; schneller als Sie meinen gehen die ersten Jahre vorüber und Ihre Kinder machen sich ohne Sie auf ihren Weg …

Sommerliche Freude wünsche ich Ihnen, tanken Sie Sonne und Lebensvergnügen auf und haben Sie es schön.
Ich verschwinde jetzt ebenfalls,  für einige Zeit nach draußen, in meine Ferien,
und grüße Sie herzlich, bis zum nächsten Mal hier
Ingrid Löbner

Allgemein

Ständige Unruhe – was nun? (2)

Liebe Eltern,
wie versprochen, schreibe ich hier in nächster Zeit immer wieder zum Thema der häufigen Unruhe jüngerer Kinder (bis zum Schulalter).
Wie in meinem letzten Beitrag angesprochen ist unser durchgetaktetes Leben, das sich für uns Erwachsene nach ständigen Zeitplänen richtet für jüngere Kinder meistens zu anstrengend. Kinder träumen sich mehr in die Welt als dass sie über die Art unserer erwachsenen Gedanken und gedanklichen Strukturierung schon mitleben können. Wie die Neurobiologie uns zeigen kann (Sie können Entsprechendes bei Gerald Hüther oder Manfred Spitzer nachlesen), brauchen Kinder diese Zustände des verspielten Träumens, der „tagträumenden Trance“, weil sich auf diese Weise starke, klare Nervenbahnen in ihrem Gehirn bilden können. (Wir alle brauchen solche Momente der Trance: wenn man nach konzentrierter Arbeit das Bedürfnis hat, gedanklich ganz abzuschalten, erstmal den „Kopf wieder frei bekommen will“, man nach Zuständen sucht, in denen man nichts aktiv denkt und die Seele baumeln lässt). Kinder sind auf Langsamkeit und Trödeln also angewiesen.

Man wusste das bis in die 1970-, 1980er Jahre hinein besser als heute und die Erwachsenenwelt nahm darauf mehr Rücksicht – Kinder durften auch noch als Schulanafänger überall später anfangen, weil man der Tatsache Rechnung trug, dass sie bei allem noch langsam sind und sich noch nicht gut nach unseren erwachsenen Uhren und oft sehr schnellen Zeitplänen richten können. Wenn Sie als Eltern beide arbeiten, versuchen Sie es so einzurichten, dass einer von Ihnen morgens langsamer machen kann, erst später losgehen  muss. Wenn Sie Ihren Kindern noch eine Freude machen wollen, arbeiten Sie beide nicht zu viel, damit ein Elternteil, oder Sie beide abwechselnd, viel trödelnd zu Hause sein können – Kinder lieben das. Wenn  Sie heutige Erwachsene fragen – ich tue das bei Fortbildungen und als Dozentin in jedem Kurs, also ständig und ganz regelmäßig – geben mir alle ständig dieselbe Antwort: Sie verbinden es mit wohltuenden Erinnerungen, wenn ein Elternteil viel Zeit fürs Dasein mit den Kindern zu Hause hatte, wenn einfach jemand „da“ war für das Kind/die Kinder.

Ja, ich höre und kenne Ihren Einwand: Sie müssen arbeiten. Ich weiß nur zu gut um die Probleme und den Druck unter dem junge Familien heute stehen und setze mich in meiner täglichen Arbeit und hier dafür ein, dass sich daran etwas ändert – Familien brauchen noch mehr Unterstützung und mehr Flexibilität für alle und mehr Ruhe für unsere Kinder. Zur wirtschaftlichen Problematik des Familieneinkommens lesen Sie hier meine früheren Beiträge, infolge dann ganz besonders das Buch von Jürgen Borchert  -Vorsitzender Richter a.D. des Sozialgerichts Hessen -: „Sozialstaatsdämmerung“. Borchert gibt in diesem Buch durch Fakten zur Familienpolitik Ihrem Gefühl recht: Als Familie würden Ihnen dringend steuerliche Entlastungen zustehen.

Mehr Unterstützung, mehr Flexibilität und mehr Geld für Familien

Familien brauchen mehr Geld und bezahlen zu viele Steuern und Abgaben. Das Buch liest sich sehr gut, machen Sie sich kundig, organisieren Sie sich in Familienverbänden und wehren Sie sich gemeinsam, gehen Sie öffentlich auf die Barrikaden! Gemeinsam sind Sie stärker als als eine Familie alleine.
Halten Sie zeitliche Anforderungen für jüngere Kinder immer etwas weicher, flexibler, denn das nimmt viel Stress und Streit heraus im Leben mit jüngeren Kindern. Sagen Sie nicht: „In fünf Minuten hast Du Dich angezogen, alle Spielsachen aufgeräumt  usw. ….“
Fangen Sie weicher an, sagen Sie eher: „Bald gibt es Frühstück (Mittag/Abendessen …), so langsam denk dran, dass Du Dich anziehen wolltest -morgens- oder -abends-, dass Du Deine Puppen ins Bett bringen wolltest / die Tiere, mit denen Du spielst noch gefüttert werden müsssen und in den Stall sollten/ Deine Autos langsam in die Garage unter Deinem Bett gefahren werden sollten“ – und gehen Sie davon aus, dass ein Kind nur langsam aufhört sich auszutrödeln, dass Sie natürlich noch ein-, zweimal an diese Dinge erinnern, bis es dann langsam klappt. Und beim Anziehen morgens oder beim trödelnden, verträumten Essenstempo abends – helfen Sie einfach immer wieder mit.

Kinder in Ihrer Langseimkeit annehmen und unterstützen

Es st nicht übertrieben, jüngeren Kindern in ihrer Langsamkeit zu helfen, ihnen mit „sanften“ Zeitvorschlägen immer wieder entgegen zu kommen. Das kommt ihrer Träumerei entgegen (die sie um ihrer kindlichen Hirn-Entwicklung wirklich brauchen) und es entzerrt unser ewiges, für alle nervaufreibendes Antreiben.
Wenn Sie eher schnell leben müssen, weil Ihr Beruf das erfordert – vielleicht können Sie sich mit ein, zwei anderen Familien, die auch jüngere Kinder haben, zusammen tun und können immer wieder sich gegenseitig so die Kinder abnehmen und sich dadurch gegenseitig zeitlich aushelfen. So, dass ein Elternteil mehr Zeit einräumt und dafür die Kinder aller Familien in zeitlichen Engpässen übernimmt. Dann müssen die (meisten) Erwachsenen schnell los, aber die Kinder dürfen bei einem der Erwachsenen noch langsam machen. Gemeinsam, als mehrere Familien die Kinder zu versorgen, das macht sowieso sehr viel mehr Freude und Spaß, als es als Kleinfamilie alles alleine zu stemmen.
Gemeinsam sind wir immer besser und stärker – und alle haben mehr Begegnungen,mehr Witz und Spaß im alltäglichen Leben. Und meistens entstehen aus solchen gemeinsamen Anforderungen tief verlässliche Freundschaften – für die Erwachsenen, für die Kinder, davon profitieren Sie ein Leben lang. Viel Freude gemeinsam, langsam, das
wünsche ich Ihnen.
Bis zum nächsten Mal, herzlich
Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Ständige Unruhe – was nun?

Liebe Eltern,
ein dauerndes Thema, wozu ich häufig befragt werde ist, wenn Kinder einen nervös machen, weil sie chronisch unruhig sind.
Viele Kinder werden zappelig und unruhig, weil sie im Moment überfordert sind – oftmals, weil sie eigentlich eine Runde schlafen sollten, aber nicht leicht in den Schlaf fallen. Aber oftmals auch, weil sie in kurzen oder längeren Momenten in unseren Tagesabläufen überfordert sind. Bei Überforderung gehen Kinder sehr schnell in die Unruhe – es ist ihre kindliche Art, auf  ein „Zu Viel“ zu antworten. 

Kind weint und hält sich am Bein der Mutter fest schreitWeniger machen, mehr Trödeln

Was hilft? Zuallererst: Spielen, spielen, spielen. Außerdem: Viel Zeit am Tag für das Kind einräumen, um zu trödeln und tagzuträumen.
Kinder sind verträumt in der Welt. Unsere vollen Tage lassen hierfür für ein Kind aber sehr oft zu wenig Zeit. Durch die hohen und oftmals auch wenig familienfreundlichen Anforderungen der heutigen Arbeitswelt, sind Erwachsene viel im zeitlichen Stress; ständig müssen wir los oder noch da oder dort hin. Wenn Kinder angetrieben werden müssen, widerspricht das ihrer kindlichen Natur, ihrer kindlichen Langsamkeit. Kinder können nicht so sich durch die Tagesabläufe beeilen, wie wir das können. Das lässt sich nicht ändern.
Am besten wäre, man müsste mit kleineren Kindern wenig irgendwo hin, und am allerbesten, sie müssten wenig nach unseren erwachsenen Zeitplänen leben – denn genau das können jüngere Kinder einfach noch schlecht.
Was alles hilft, um  die Tage zu entschleunigen, auch dazu hier immer wieder noch mehr. Aber was man immer versuchen kann und sollte: Kindern so oft und so reichlich wie nur irgend möglich Gelegenheit zu ausgedehntem Spiel zu geben.

Großer Spass mit kleinen Ideen

Aber wie kann das gelingen, gerade bei vollen und durchgetakteten Tagen? Ein erstes Beispiel heute (weitere Beispiele folgen in den nächsten Wochen in weiteren Artikeln):
Wenn ein Klein-oder Kindergartenkind nervös und zappelig ist, dann kann man es meist schon  zum Spielen „verführen“, indem man es ein wenig in der Küche an der Spüle, oder im Bad am Waschbecken mit Wasser spielen lässt. Wasser hat auf Kinder magische Anziehungskraft. Vielleicht haben Sie im Sommer auch einen Balkon oder eine Terasse, der/die sich eignen, dass ein Kind dort, außerhalb der Wohnung etwas mit diversen Gefäßen und Wasser spielen kann. Das Hin-und Herschütten von Flüssigkeiten macht Kindern Freude und beruhigt sie. Da Kinder auf das Spiel mit Wasser sehr aus sind, sind sie auch mit zugehörigen Absprachen hoch kooperativ. Sobald Kinder etwas, was sie begeistert, wirklich tun dürfen, dann halten sie zugehörige Regeln auch meistens sehr gut ein. Man kann ausmachen, wo das Wasser hinkommen darf (in die Gefäße und in die zur Verfügung stehenden Becken – aber nicht auf den Boden ….) und wohin es nicht geschüttet und gegossen werden darf.  Sie werden beobachten, dass Ihr Kind sich an Ihre Vorgaben hält, dann, wenn sein Mithelfen beim Einhalten dieser Regelungen die Voraussetzung ist, dass es richtig lange mit Wasser spielen darf. Langes, verweilendes Spielen mit etwas, was ein Kind fasziniert, hat immer wohltuende, beruhigende Wirkung.

Gerne beschreibe ich Ihnen hier immer wieder, welche kleinen Momente im Alltag  auch noch behilflich sein können, dass Ihr Kind in jedem Alter in beruhigendes Spielen finden.
Für heute dies als erste kleine Anregung – und ein „Tschüß“ bis zum nächsten Mal

Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Wie lange darf der Schnuller ein Kind trösten?

Liebe Eltern,
immer wieder stellen Eltern sich (und mir) diese Frage:
Soll man den Schnuller möglichst früh abgewöhnen, oder: Wie lange darf ein Kind denn nach seinem Schnulli verlangen?

Das viele Saugen hilft kleinen Kindern, sich zu beruhigen. Wenn sie noch klein sind und gestillt werden, spricht überhaupt nichts dagegen, das Wort „Stillen“ in seiner doppelten Bedeutung wirklich ernst zu nehmen: Also nicht nur bei Hunger, sondern generell bei Weinen oder Unruhe als Mama das Kind an die Brust zu nehmen und bei sich saugen zu lassen. So bekommt ein Kind alles, was es braucht: Geborgenheit, Nähe, Wärme, Mama`s Zuwendung. Beim Stillen darf es diesem zentralen Bedürfnis umfassend auf allen Ebenen nachgeben, nämlich seiner Mama nahe zu sein und an ihr zu saugen.
Manche Babys lassen sich das auch nicht nehmen und lassen sich mit nichts anderem beruhigen, sondern bestehen drauf, nur bei ihrer Mutter zu saugen – sie nehmen also keinen Ersatz, keinen Schnuller.Oft aber sind es die Mütter, die sagen: Ganz so viel Saugen wird mir etwas zu viel, immer wieder muss mein Kind sich zwischendurch mit Ersatz begnügen – und sie geben ihrem Baby einen Schnulli.

Baby fährt in den UrlaubSeien Sie pragmatisch!

Pragmatisch, wie das Leben immer wieder bewältigt werden muss, gerade in der Zeit mit kleinen Kindern, machen wir  hier keine Grundsatz-Diskussion draus, sondern nehmen wir es so, wie Eltern oder Kind es entschieden haben: Die einen Kinder wollen ausschließlich gestillt werden, andere nehmen auch und auch gerne zwischendurch einen Schnuller. Aber, was dabei deutlich wird: Neben dem Bedürfnis eines Babys viel saugen zu dürfen, geht es auch um das Bedürfnis nach Geborgenheit, Nähe, Wärme, Trost.
Und hierin liegt die Antwort auf diese Frage, ob und wie lange das Kind einen Schnuller haben darf.
Wenn ein Kind das Säuglingsalter hinter sich hat, aber immer noch ein Kleinkind ist, kann man sagen: Das Bedürfnis, viel zu saugen ist noch nicht wirklich vorbei. Das Bedürfnis nach Nähe und Trost in kritischen Momenten genauso wenig, das wissen wir intuitiv.
Was macht ein Kleinkind also in kritischen Situationen, wenn es müde wird, wenn es sich weh getan hat, wenn es aus anderen kritischen Momenten heraus Trost braucht? Es will „gestillt“ werden, sprich: Wenn es an den Schnuller gewöhnt ist, dann schreit es in diesen Situationen nach ihm, es will saugen und will sich durchs Saugen beruhigen; meistens (nicht immer) will es auch auf den Arm und will Nähe und Trost durch einen vertrauten, geliebten Erwachsenen. Wenn das gerade nicht möglich ist, dann will es zumindest den Schnulli. Am verträumten Blick des Kindes sehen wir, wie es sich durchs Saugen innerlich beruhigt, sich auch etwas in sich zurück zieht.
Der Schnuller ist das Hilfsmittel, um sich zu beruhigen, um in kritischen Situationen, und wenn es gerade nicht anders möglich ist, sich alleine, sich selbst zu trösten.
Wenn der Schnuller nicht NUR gegeben wird, gilt: So lange der Schnulli nicht ausschließlich schnöder Ersatz ist, sondern das Kind genug Nähe und Geborgenheit durch geliebte Menschen bekommt, darf der Schnulli natürlich auch mithelfen, dass ein Kind in Momenten von Müdigkeit, Schmerz, Streit, Ärger etc.  durch Saugen Trost findet;  und dies darf die ganze Kleinkindzeit über so sein, bis sich das Bedürfnis kleiner Menschen, sich auch durch das Saugen zu beruhigen, allmählich verliert.

Wohldosierter Beruhigungsanker, aber kein Ersatz für Zuwendung, Zeit und Nähe

Nach der Säuglingszeit macht man es am besten so, dass das Kind den Schnuller nur in kritischen Momenten bekommt, dann aber -so lange man wie gesagt auch dran denkt, dass es eigentlich noch oft um Nähe und Trost durch liebevolle Arme geht- durchaus noch reichlich.
Das heißt umgekehrt: So lange es gerade keine kritischen Momente gibt, kann ein Kind jetzt durchaus auf den Schnuller verzichten, dann sollte der Schnuller nicht dauernd in den Mund, sondern kann getrost an einem Platz warten, bis er gebraucht wird.
Wenn ein Kind häufig nach dem Schnuller verlangt, sollten wir Erwachsenen uns immer fragen, ob ein Kleinkind ausreichend gute, zugewandte Zeit und damit verbundene, stressfreie Ruhe mit seinen Haupt-Bindungspersonen hat. Ein sehr starkes Bedürfnis nach Saugen am Schnuller drückt oft aus, dass an dem umfassenden Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit bei den meist geliebten Personen noch wichtiger Bedarf besteht. So berichten manche Tageseltern oder Erzieher/innen, dass von ihnen gehütete Kleinkinder nach 3 bis 4 Stunden den weiteren Tag dann nur noch mit Schnuller bewältigen. Hier zeigt ein Kind, dass es dringend wieder bei seinen Haupt-Bindungspersonen auftanken möchte, also zügig wieder Zeit mit seinen Eltern braucht, um sich seinem Alter entsprechend wieder sicher und geborgen zu fühlen. Wenn also das Saugen am Tag überhand nimmt, steht die Frage im Raum, ob ein Kleinkind mit der Abwesenheit, also mit  Länge der Zeit, sich bei seinen Haupt-Bindungs-Personen, den Eltern, wieder versichern und körperlich-psychisch  verbinden zu können, derzeit überfordert ist. Dann geht es nicht nur um die Frage: Darf es den Schnuller haben oder nicht? Sondern ebenso sehr um die Frage: Muss es in seinem Kleinkindalter zügiger zurück zu einem Elternteil, um sich innerlich wieder sicher und geborgen zu fühlen?

Wenn der Schnuller nur in kritischen Situationen wie  geschildert ab und zu kurz gebraucht wird, heißt im Kleinkindalter (also bis ca. drei Jahre) die Antwort: Ja, ein Kind darf den Schnuller noch haben.Ab drei bis vier Jahren kann ein Kind dann in kritischen Momenten auch ohne Schnuller auskommen. Ab drei bis vier Jahren haben die meisten Kinder die innere Reife, sich ohne Saugen trösten zu lassen, bzw. sich immer mal wieder auch ganz selbst zu beruhigen.
Bis zum nächsten Mal, herzlich,
Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Eltern und Kinder brauchen Freunde

Liebe Eltern,
Wenn ich krank bin und im Bett liege, dann denke ich seit Jahren jedes Mal: Wie gut, dass ich gerade krank sein darf und keine kleinen Kinder versorgen muss! Und mir fällt ein, was ich von einem Projekt aus einer der Städte weiß, in denen ich arbeite und was ich noch aus unserer Zeit weiß, als unsere Kinder klein waren: Wenn man weiter weg von der eigenen Familie wohnt (aber natürlich auch sonst) ist es für Eltern enorm wichtig, Freunde zu haben, mit denen zusammen man die jeweils kleinen Kinder versorgt. 

In jener Stadt kamen Eltern auf die Idee, einen „Eltern-Krankheits-Vertretungs-Dienst“ einzurichten. Die Sehnsucht schlechthin, oder?
Eltern haben sich so untereinander organisiert, dass, wenn jemand von ihnen krank ist, sie/er bei den anderen anrufen und drum bitten kann, dass die eigenen Kind(er) zumindest stundenweise zu den Freunden kann (können) und dort versorgt werden, so dass kranke Mütter/Väter zumindest Teile des Tages bei Krankheit wirklich ausruhen und sich erholen können. Super, oder?
Entstanden ist diese Idee in einem der vielen Elterntreffs, die wir in jener Stadt initiiert haben: Einen Raum bereit gestellt für Eltern als „Elterntreff – Treffpunkte im Wohnviertel“. Ein fester Ort, an dem Eltern andere Eltern kennen lernen, gemeinsam Zeit verbringen, die Kinder spielen lassen, selbst bei Kaffee oder Tee mit den anderen Eltern ins Gespräch kommen können, so dass Freundschaften entstehen und Eltern aus der Einsamkeit des Wohnens und Lebens mit dem eigenen Kind herauskommen.
Wenn Sie in Ihrer Wohngegend solche Elterntreffpunkte nicht haben, vielleicht sprechen Sie mal jemanden am Spielplatz an, ob Sie nicht ab und zu etwas gemeinsam unternehmen mögen? Oder, vielleicht unkomplizierter für Sie: Sie organisieren sich mit anderen Eltern über Social Media oder machen einen Aushang am Schwarzen Brett Ihres Supermarktes, dass Sie andere Eltern suchen für gemeinsame kleine Treffen und Unternehmungen?

Portrait of happy family with daughters outdoors in sunny fall day

Vernetzen und organisieren Sie sich mit anderen Eltern, das macht das Leben mit Kindern so viel leichter

Fast nichts halte ich für Eltern so wichtig, als dass sie sich mit anderen Eltern befreunden und die Kinder gemeinsam hüten bzw. sie sich gegenseitig immer wieder abnehmen. JA , weil man –  z.B.  – als Eltern auch mal krank ist!  Aber auch sonst gibt es im Alltag genug Anlässe (Einkäufe, wichtige Erledigungen, aber auch einfach mal einen Moment Ruhe für sich brauchen, etc. etc.), bei denen man froh ist, wenn man schnell und unkompliziert andere Eltern fragen kann, ob sie einen bezüglich Kinder-Versorgen für ein, zwei oder mehr Stunden entlasten.  Kleine (natürlich liebend gerne auch große!) Freundschaften unter Eltern bewähren sich ungemein – denn Kinder versorgt und hütet man am besten als Familie nicht alleine, sondern gemeinsam mit anderen Familien. Es ist viel angenehmer, weil entlastender, wenn man Kinder als „Herde“, also zusammen versorgt!
Der wunderbare Nebeneffekt dabei ist, dass Kinder weitaus vergnügter, ausdauernder und damit besser spielen, wenn sie nicht allein sondern zu mehreren sind – man hat mit mehreren Kindern viel weniger Arbeit, als mit einem Kind alleine, denn Kinder beschäftigen sich wunderbar untereinander! Als Erwachsener ist man also raus aus dem „Beschäftigungs-Programm“ für ein Kind.

Mehr Flexibilität, weniger Stress und wie immer mehr Gelassenheit für alle

Plötzlich sind Sie als Elternteil mit mehreren Kindern nur noch zuständig dafür, dass den Kindern nichts passiert und dafür, dass die Kleinen ab und zu etwas in den Schnabel geschoben bekommen, Butterbrote und etwas zu Trinken wirken Wunder, sollte die kleine Herde Hunger bekommen.
Also, machen Sie ab heute die Kinder-Versorgung nicht mehr in der privaten Einsamkeit, weder als der Elternteil, der mehr am Tag zu Hause ist, noch als Elternpaar an den Wochenden; und erst recht nicht einsam, sollten Sie alleinerziehender Elterteil sein!
Machen Sie sich auf die Suche nach mehr Kontakten und finden Sie sich mit anderen Eltern zusammen.
Sie als Erwachsene haben plötzlich mehr Zeit: Entweder mal nur für sich. Oder aber  zusammen, weil sie gemeinsam mit Anderen die Zeit verbringen: So entstehen interessante Gespräche unter den Erwachsenen oder wunderbare gemeinsame Klön-und Trödel-Zeiten; und bei den Kindern entsteht diese wunderbar Zeit des langen Zusammen-Spielens. Je mehr Kinder viel Zeit zusammen verbringen, umso besser finden sie miteinander ins Spiel – bestens auf allen Ebenen für das gute kindliche Lebensgefühl und (Überraschung!) für die gesamte Entwicklung von Kindern. Super entlastend für die Eltern.
Was hält Sie noch? Wagen Sie den Aushang am Supermarkt  – denn anderen Eltern geht es wie Ihnen! Alle im Viertel sehnen sich nach mehr Kontakt, das kann ich Ihnen aus meiner Erfahrung  der Eltern-Beratung definitiv versichern. Niemand ist mit Kindern gerne viel alleine. Wagen Sie getrost den ersten Schritt – und verbringen Sie Ihre Kinder-Jahre mit anderen Eltern. Gemeinsam macht es viel, viel mehr Spaß!
Ach, noch ein Tipp: Manche Eltern halten bereits Ausschau nach netten anderen Erwachsenen im Kurs zur Geburts-Vorbereitung … Je früher gemeinsam und als „Herde“, desto leichter wird alles für Sie.
Viel Freude mit Ihren Kindern und denen der anderen Eltern,
das wünsche ich Ihnen herzlichst.

Bis zum nächsten Mal wieder,
herzlich Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Warum Ruhe und Muße für Kinder so wichtig sind – und wie das gelingt

Liebe Eltern,
nun noch ein weiterer Beitrag zum Thema Ruhe, Muße und Tagträumen kleiner Kinder – da das Thema Unruhe und Schlaflosigkeit das große Thema ist, das so viele Eltern beschäftigt wie meine Beratungsarbeit zeigt. Völlig zu Recht, denn: Dauernde Anspannung und Nervosität im Leben mit Kindern macht schlechte Stimmung und zehrt an den Nerven. Gute Nerven, und Ruhe sind aber aus meiner Sicht das Wichtigste was Eltern für ein Glückliches und gelassenes Zusammenleben mit Ihren Kindern brauchen. 

Ausreichend Zeit für Schlaf und ausreichend Zeit zum Spielen

Im Wesentlichen sind es diese zwei Faktoren, die das Leben mit Kindern gelassener und ruhig werden lassen. In diesem Beitrag nun noch einmal der Fokus auf Ruhe und Schlafen – das Thema Spielen kommt dann in einem meiner nächsten Posts hier wieder an die Reihe.

Im letzten Beitrag habe ich beschrieben, wie Sie als Eltern mit Ihren Kindern kleine „Ruhe-Inseln“ (neben der zuvor beschriebenen Ruhe-Insel des Rücken- Tragens) einrichten können, um  ins Tagträumen und mehr Ruhe zu finden.  Dieses Tagträumen ist ein wichtiger Zustand, weil er dem Kind quasi das „kleine Gebüsch“ ermöglicht, das vor dem, bildlich gesprochen,von ihnen gefürchteten „Dschungel des Schlafs“ liegt. Dösen, Tagträumen, Muße, wenn man das gemeinsam als wohltuend und schön erlebt, ermöglicht das dem Kind den Übergang, sich überhaupt in den Schlaf fallen lassen zu können.

Wenn ich, wie beschrieben, Eltern oft das Auf-den Schoß-nehmen und Halten der kindlichen Füße zeige, erlebe ich viele, die sich schwer tun, ihr nervöses, im Raum umhergeisterndes Kind etwas zu nötigen, bei ihnen auf dem Schoß zu bleiben. Die Frage, die sich feinfühlige, dialog-orientierte Eltern heute stellen, ist: „Darf ich denn mein Kind so festhalten, so nötigen, etwas zu tun, was es nicht freiwillig tun will?“

Soll ich mein Kind zur Ruhe „zwingen“ – ist das nicht genau das Gegenteil davon was wir alle wollen?

Eine gute Frage, denn  -zum Glück-  heißt heute eine Grund-Einstellung in der Erziehung, dass wir die Bedürfnisse von Kindern hören und auch auf sie eingehen. Wenn das Kind aber umhergeistern will – wieso darf und soll ich es jetzt daran hindern? Über diese Frage habe ich oft nachgedacht. Wann ist man berechtigt, ein Kind gegen seinen Willen zu nötige
Es ist die Beobachtung der Kinder, die mich zur Antwort geführt hat:

Kleine Kinder neigen aus ihrer unendlichen Neugierde heraus dazu, trotz Müdigkeit immer weiter die Welt zu erkunden. Wenn sie müde sind, keine Kraft mehr haben, führt das aber zu nur noch unruhigem, nervösem Explorieren, das in keinerlei  Spiel mehr führt. Wenn ich das täglich so sehe, kommt mir immer folgendes Bild in den Sinn:

Das Ganze wirkt auf mich, als würde das kleine Kind wie ein kleines Boot ohne Steuermann auf dem großen Meer, auf den starken Wellen der Neugierde umhergewirbelt. Was braucht ein kleines Boot, das nur noch wackelt und schaukelt? Die Antwort ist eindeutig: Man muss dieses kleine, von den Wellen gebeutelte Boot zwischendurch ins Schlepptau eines großen Bootes nehmen, denn sonst wird das zu anstrengend –  ein Kind quengelt und nörgelt entsprechend.

Close up of young father holding his newborn baby son in his arms

Seien Sie der Ruhe-Anker für Ihre Kinder

Kinder spüren bei Müdigkeit häufig nicht mehr, was ihnen jetzt helfen würde. Weil das so ist, brauchen sie im Zustand von Müdigkeit und Überforderung noch Eltern, die ihnen durch Orientierung helfen, um sich auf  „hoher See“, den Wellen ihrer Neugierde nicht nur im Kreis zu drehen. Im Bild gesprochen ist naheliegend, was wir tun müssen: Wir werfen ein Tau zu, das das Kind verankert, es in ruhiges Fahrwasser zieht. Dieses Tau sind unsere Hände, die das Kind auf den Schoß hieven, die seine Füße halten, damit sie nicht loslaufen, es ist insgesamt unser haltender Körperkontakt, der ein Kind aus dem Wirbel herausholt ins ruhige Gewässer des Dösens, des Tagträumens, der Muße.

Da man IMMER beobachten kann:
– wie Kinder sich durch beruhigenden, klaren Kontakt selbst besser wahrnehmen,
– wie ihre Hände statt nach außen zu allen möglichen Sachen, zu ihrem eigenen Körper gehen, sie ihre Hände in die Mitte, meist zum Mund führen, oder sie mit ihren Händen ihre Beine und Füße anfassen,
– ihr Körper auf dem Schoß der Eltern seine Anspannung loslässt, sie körperlich weich und anlehnend werden,
– sie dabei den typisch kindlichen, verträumten Blick bekommen,
kann man zusehen, wie ihnen dieses  Gehaltenwerden hilft, ins  Tagträumen zu finden.
Endlich entsteht eine Atmosphäre, in der sie Spannung loslassen, auf dem Körper eines Elternteils ihr „schaukelndes Boot“ aufgeben, sich dem Tau der Eltern überlassen, ihre Überforderung los-  und ruhigwerden.

Die Antwort auf obige Frage ist also aus meiner Sicht eindeutig:
JA –  ein Kind in diese Ruhe zu leiten ist erlaubt, denn auf den „starken Wellen der Unruhe“ wird nur allen Angst und Bang,es entsteht Genervtsein und Unruhe, die sich gegenseitig verstärken. Eltern verlieren ihre Kraft, häufig auch die Lust, mit ihrem Kind noch viel zu machen, alles geht ihnen nur noch auf die Nerven. Kinder verlieren ihre Konzentrationsfähigkeit.

Aus meiner Sicht ist nichts auf Dauer so wichtig wie die elterliche Energie und Lust, Kinder angemessen zu versorgen. Also MÜSSEN Eltern bei müden Kindern den Überblick über die Situation, die Steuerung übernehmen, müssen sich selbst anlehnen, sich gemütlich wohlig hinsetzen und ihr Kind mit ins Boot nehmen.  Keine Sorge – Kinder nehmen das nicht übel. Wenn sie ruhiger werden, spüren sie, wie schön es ist. Dann werden sie auch wieder kooperativer – die gute Stimmung trägt alle. Im Moment erstmal wohin?  JA – Richtung mehr Träumen und Schlaf! Beides schafft die Voraussetzung, dass in unserem Gehirn starke, ruhige Strukturen entstehen – das fördert unser gemütliches Zusammensein und nebenbei gleich auch noch die Klugheit – was wollen wir mehr?

Also, Stress lass nach …  auf sämtlichen Ebenen … probieren Sie es aus, ich freue mich auf Ihre Anregungen und Kommentare!
Bis zum nächsten Mal, herzlich

Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Einfache Wege zu noch mehr Ruhe und Gelassenheit

Liebe Eltern,
da Unruhe und Schlaflosigkeit kleiner Kinder die häufigsten Gründe sind, derentwegen Eltern bei mir Hilfe und Rat suchen, möchte ich heute (nach dem Rücken-Tragen) einen weiteren Weg beschreiben, der Ihnen und Ihrem Kind hilft, in mehr Ruhe und Tagträumerei zu finden.

Unruhige Kinder, unruhige Eltern, unruhige Kinder …

Eines ist wichtig zu wissen: Viele kleine Kinder gehen bei Müdigkeit eher ins Zappeln, in unruhiges „Umhergeistern“: So wird dies und jenes Spielzeug wird vom Kind angefasst, aber mit nichts wird mehr wirklich konzentriert gespielt. Da kleine Kinder so unglaublich neugierig sind (was ihr gutes Recht ist und was im ausgeruhten Zustand ein wunderbares Phänomen ist, denn genau durch diese Neugierde lernen sie ja unendlich viel), fällt es ihnen schwer,  bei Müdigkeit Ruhe zuzulassen; nein, nur ja keine Ruhe! Viel eher gehen sie in Richtung  dauernden Hantierens und Explorierens. Das Problem ist nur leider, bei Müdigkeit führt das zu dauernder Unruhe und einer gewissen Nervosität. Genau das strengt die Erwachsenen enorm an: Ihrem kleinen Kind sind sie dann dauernd auf den Fersen, hindern es daran, allen Unfug anzustellen, der ihm einfällt, schimpfen, wehren, sagen dauernd „Nein, nein, Du sollst das doch lassen… „, das Kind quengelt, schreit, zappelt, sperrt sich … und so reiben Eltern und Kind sich aneinander auf. Ein sich gegenseitig verstärkender Kreislauf!

Was können Sie als Eltern konkret tun?

Zuerst: Denken Sie bei kleinen Kindern schnell genug daran, dass sie bei Quengeln entweder hungrig, sehr oft aber auch einfach müde sind, sehr oft auch einfach beides.
Nach 2 Stunden Wachsein, ist ein Kind, das etwas jünger oder etwas älter als ein Jahr ist, bereits wieder müde, das ist ganz normal. Vielleicht mag es noch nicht gleich schlafen, aber Folgendes hilft ungemein, in Richtung Schlafen zu kommen: Wenn man dem Kind behilflich ist, dass es ins Trödeln und Tagträumen findet. Tagträumen, Dösen, Trödeln kann man als das „kleine Gebüsch“ vor dem großen „Dschungel des Schlafs“ bezeichnen ( in den wagen sich kleine Kinder ja oft nicht so ohne weiteres hinein.)

From above photo of girl slipping on mother's lap.

„Die Ruhe-Insel“

Wenn Sie merken, dass Ihr Kind nichts mehr mit Muße und eigener Konzentration tut, sich wahrscheinlich auch bereits einmal am Kopf gerieben hat, dann gönnen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind eine „Ruhe-Insel“, und die geht so:
Setzen Sie sich sehr gemütlich und angelehnt auf Ihr Sofa oder einen bequemen Sessel, am besten so, dass Sie zum Fenster hinaus träumen können; und nehmen Sie Ihr Kind klassisch auf den Schoß, also seinen Rücken an Ihren Bauch. Nehmen Sie seine Füße habhaft (meint: Mit gut haltendem Zupacken) in Ihre beiden Hände und achten Sie darauf, dass Ihr Kind allmählich seine Beine nicht streckt, sondern sie anwinkelt (etwas sanfter Nachdruck hilft, wenn Sie die Füße liebvoll, klar, beherzt warmherzig in Ihren Händen halten). Sie werden erleben, dass Ihr Kind seine Hände unwillkürlich zum Mund führt und daran saugt, oder aber auch nur irgendwie mit seinen Händen an seinem Mund herum macht – ein deutliches Zeichen seiner eigenen Wege in seine Selbstberuhigungs- Fähigkeiten.

Die eigenen Hände in die Körpermitte zu führen (später: Hände falten oder übereinander legen), bei kleinen Kindern auch noch zum Mund führen, dies beruhigt uns  Menschen jeden Alters. Wenn Ihr Kind diese Geste eher nicht zulässt, geben Sie ihm einen kleinen Gegenstand, mit dem es gerne herumnestelt (irgendetwas Banales, woran es gerne herummacht, und sei es die Packung TempoTaschentücher, die so schön knistert).
Dieses In-der Körper-Mitte mit beiden Händen herumnesteln (oder eben am Mund saugen, auch das Saugen an einem Schnuller kann helfen), unterstützt Kinder enorm, dasss  sie Ruhe und Müdigkeit zulassen. Man kann deutlich beobachten (wenn man gegenüber sitzt), wie der Blick des Kindes mehr und mehr in die Ferne geht (der Ausblick aus einem Fenster ist daher hifreich), wie kleine Kinder beginnen, tagzuträumen, zu dösen. Auch wenn es nicht gleich schlafen mag, helfen solche gemeinsamen „Ruhe-Inseln“ einem kleinen Kind enorm, aus seiner überdrehten Nervosität wieder herauszufinden, sich selbst wieder zu spüren und bei sich zu sein.

Ruhe finden und aushalten muss man lernen

Mit sich selbst Ruhe genießen zu können, ist eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt als kleiner Mensch allmählich das Einschlafen aus sich heraus zuzulassen, schließlich auch das Selber-Einschlafen lernen zu können. Wie gesagt: Das genüssliche Tagträumen ist das kleine Gebüsch, das das Kind kennen lernen sollte – bevor es sich überhaupt in den Dschungel Schlaf selbst, ohne allzu viel Hilfe,hinein wagt …
Machen Sie solche kleinen Einheiten des gemeinsamen Tagträumens in entsprechend klarer, gemütlich sitzender Haltung immer wieder den Tag über – Sie werden beobachten, dass Ihr Kind statt ins Aufgedreht-Sein und nervöse  „Umhergeistern“ viel mehr zu sich kommt und es sein Ruhig-Werden zulässt und zu genießen beginnt.
Sie selbst tanken auch auf, indem Sie nach Draußen, in den Himmel, vielleicht auch in Bäume und Büsche schauen.

Handy weg und gemeinsam mal wirklich NICHTS tun!

Lassen Sie Ihr Handy beiseite – denn das stört die Erfahrung des Tagträumens – und hilft weder Ihnen noch Ihrem Kind, ins Dösen und zur eigenen Ruhe zu finden, beides genussvoll zu erleben. Handys zu bedienen, bedeutet gleich wieder Anspannung, die spürt das Kind und quengelt los …
Wenn Sie ein größeres Kind haben, das beschäftigt sein will, kann es sich mit seinen Spielsachen in unmittelbarer Nähe aufhalten (z.B. die Autos -in seiner Phantasie- auf der Autobahn auf dem Sofa fahren lassen oder mit einer Puppe/einem Teddy genau so dasitzen und selbige auf dem Schoß halten und mit ihnen  babbeln, sie füttern und versorgen; oder man kann ebenso ganz ruhig gemeinsam nebenher ein Buch mit dem größeren Kind anschauen.
Wagen Sie diese Erfahrung mehrmals am Tag – Sie werden feststellen, dass Ihr Kleinkind weniger zappelig ist, mehr seine Müdigkeit wahrnimmt, auch allmählich deutlicher zeigt, dass es jetzt Ruhe, am besten allmählich auch Schlaf braucht. Für alle in der Familie wird es dadurch angenehmer, weil Ruhe genüsslich erlebbar wird.

Und natürlich: Sollte Ihr Kind Hunger haben, kann es zuallererst was zu essen bekommen und dabei oder danach wie beschrieben bei Ihnen auf dem Schoß sitzen und ins Tagträumen finden.Viele Eltern erzählen mir, dass ihr Leben mit kleinem Kind durch diese „Ruhe-Inseln“ viel, viel weniger anstrengend wurde.

Angenehme Tagträume wünsche ich Ihnen …. Vielleicht sehen Sie wieder – wie einst als Kind – Gestalten in den Wolken, oder gehen mit den Wolken auf kleine Reisen …?
Herzlich Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Was tun, wenn das Baby einfach nicht aufhört zu schreien?

Liebe Eltern,

die frühe Eltern-Kind-Beziehung und das Thema Schreibabys ist seit vielen Jahren ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit in der Schreibaby-Ambulanz.  In der vergangenen Woche erschien ein großer Artikel zu meiner Arbeit aber vor allem auch was man als Familie tun kann, um gemeinsam wieder in Ruhe und Gelassenheit für alle zurückzufinden in der Stuttgarter Zeitung. Lesen Sie den Artikel auch hier, ich freue mich auf Ihre Kommentare und Anregungen!

Sei doch endlich ruhig

Ganz herzliche Grüße,
Ihre Ingrid Löbner

 

Allgemein

Weihnachten – möglichst viel Genuss, Muße und Vorlesen …

Liebe Eltern,
was ist es, woran wir uns am meisten erinnern, was für uns als Kinder in der Weihnachtszeit schön war? Wenn es aus der Küche gut roch, weil gebacken wurde, wenn wir mit den Eltern Zeit fanden, um schöne Kleinigkeiten, auch Geschenke zu basteln und wenn – das war wahrscheinlich für uns alle etwas vom Gemütlichsten – wenn die Erwachsenen Zeit fanden, eine Kerze anzündeten und uns vorlasen.

Wenn Sie Ihren Kindern eine Freude machen wollen, schalten Sie immer wieder die heutigen Medien aus, machen Sie es sich zusammen gemütlich und lesen Sie vor. Für die Jüngeren gibt es bei „Madita“ von Astrid Lindgren schöne Geschichten zur Winterzeit, für die etwas Größeren „Weihnachten in Büllerbü“, und natürlich für Groß und Klein die vielen Sagen und Märchen, die wir alle kennen und die besonders in den Wintermonaten, wenn es draußen länger dunkel ist, ihre ganz besondere Atmosphäre verbreiten.

happy family funny kids are preparing the dough, bake cookies in the kitchen

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Wenn man die Bücher wieder aufschlägt, die man selbst gerne hatte und daraus den Kindern etwas vorliest, dann werden ganz von selbst viele Erinnerung  lebendig, welche Atmosphäre, Gepflogenheiten und Ereignisse man als Kind rund um das Weihnachtsfest besonders liebte – und man hat ganz von selbst Ideen, was man alles machen kann, um es zusammen schön zu haben zu Spielen, zusammen zu Essen und zu Backen und einfach zusammen viel gemütliche Zeit zu verbringen. Denn alles, was einem einst unter die Haut ging, das ist dann ganz schnell wieder lebendig.

Fröhliche Weihnachten wünsche ich Ihnen allen – und alles Gute fürs neue Jahr. Dann kommen hier auch wieder kleine Fortsetzungen zum Alltag, zu Ruhe und Muße mit jüngeren Kindern, aber jetzt erstmal wird gefeiert, haben Sie es schön …!
Das wünsche ich Ihnen von Herzen,
Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Wie lässt Unruhe und Zappeln bei kleinen Kindern nach?

Liebe Eltern,
heute eine erste Fortsetzung zur Frage, wie Sie sich und Ihrem Kind dabei helfen können, dass Zappeln und dauernde Unruhe nachlassen.
Von traditionellen Gesellschaften kennt man eines nicht: Dass kleine Kinder dauernd bespielt und bespaßt, quasi aktiv von Erwachsenen unterhalten werden müssen. Was wird dort anders gemacht als bei uns?

Traditionelle Gesellschaften machen etwas sehr Kluges: Kleine Kinder werden dort über Monate, ja, meist bis zum Alter von etwa zwei Jahren, auf dem Rücken getragen. Was ist daran so klug?

Das Rückentragen ist eine zentrale Möglichkeit, dass kleine Kinder eindeutiger zur Ruhe kommen.Ein kleines Kind sehnt sich nach Nähe und Kontakt zu seinen nächsten Bindungspersonen, in aller Regel den Eltern. Indem es auf dem Rücken von Mama oder Papa „wohnen“ darf, hat es wichtige Dinge, die ihm in seine Ruhe helfen:

„Für sich sein“ und gleichzeitig „dabei sein“!

Es ist bei allem und immer dabei, erlebt mit, sieht, was Mama (Papa) gerade macht. Auf dem Rücken getragen ist es aber auch „für sich“ – denn so auf dem Rücken sitzend, kann es Mama/Papa zwar spüren und erleben, aber nicht dauernd mit ihnen ins Zwiegespräch gehen. Genau dieses „Für sich Sein“ fördert in einem Kind das Erleben, dass man zwar zusammen und dabei doch jeder gleichzeitig in seiner eigenen Welt sein kann: Mama/Papa erledigen, was zu erledigen ist, als kleines Kind schaut man etwas zu, nimmt aber immer mal seine Hände zum Mund und nuckelt dran herum, oder nestelt etwas an einem Bändel, den das Jäckchen hat, das man trägt, oder nestelt an einer Haarsträhne von Mama herum, oder, oder, oder, oder macht gar nichts und träumt nur vor sich hin.Indem es in körperlichem Kontakt ist und doch in dieser Weise für sich ist entdeckt ein Kind, dass man in Ruhe ein wenig vor sich hin spielen oder eben nur tagträumen kann.

Geborgenheit

Es ist diese parallele Erfahrung des „Sich Spürens“ und gleichzeitig  des „Für sich Seins“, die kleinen Kindern enorm hilft, das ruhige Bei-sich-Sein, das ruhige Spiel mit den eigenen Händen oder einem kleinen Gegenstand zuzulassen und als wohltuend zu erleben. Auf diese Weise nah bei den Eltern doch für sich zu sein, damit macht ein Kind die stärkende Erfahrung, dass man eben nicht dauernd etwas miteinander machen muss, nicht dauernd bespaßt und bespielt werden muss, um es gut zu haben. Dadurch erlebt ein Kind: „Ich kann schon ein klein wenig die Ruhe mit mir selbst genießen und bin doch nicht ganz allein.“  Genau diese doppelte Erfahrung beruhigt ein Kind und ermöglicht seine Zufriedenheit. Es entdeckt erste Wege ins eigene Spiel. Probieren Sie es aus – Sie werden merken, es hilft wunderbar in Ihre gemeinsame Ruhe und Zufriedenheit, Zappeln, Quengeln, dauerndes Verlangen nach aktivem Kontakt zueinander lassen nach. Weitere Möglichkeiten und Wege zur gemeinsamen Ruhe beim nächsten Mal;  jetzt gehe auch ich erstmal wieder eine kleine Runde in meine Tagträumereien.
Herzlich Ihre  Ingrid Löbner

Allgemein

Zeit, Muße, mehr Schlaf – wonach wir uns alle sehnen ….

Liebe Eltern,
gestern gelang es mir, alle Arbeit zu Hause in Ruhe zu tun, und trotz vieler Hausarbeit blieb in der Ruhe Zeit, ein wenig adventliche Vorbereitungen zu treffen. Obwohl ich nichts Außergewöhnliches erlebte, sondern nur „Alltägliches“ erledigte  (Dinge aufräumen, Essen kochen, die Küche machen, die Post durchschauen, kurze Gespräche mit Freunden am Telefon und mit Nachbarn an der Tür etc. etc.), hatte ich ein herrliches Lebensgefühl und einen äußerst zufriedenstellenden Tag und als ich mich fragte warum, war meine Antwort klar: Es lag an der Muße, der Ruhe, die mir gelang, in Ruhe alles zu erledigen, allen Stress zu lassen, zu vermeiden.

Die nachbarschaftlichen Begegnungen schließen jetzt immer wieder auch Gespräche mit geflüchteten Menschen ein, die in unserem Dorf angekommen sind und jetzt den mitteleuropäischen Alltag miterleben. Wie oft fragen sie uns, ob wir nicht zum Tee kommen, ob wir Zeit haben für einen kleinen Plausch, für ein Essen, für einen Abend Gespräch. Wie oft lehne ich bedauernd ab, weil ich da oder dort hin muss, dies oder jenes zu erledigen habe, weil die vielen beruflichen oder sonstigen Verpflichtungen mich rufen. Einer der syrischen Familienmenschen (er spricht nach zwei Jahren Lernen schon ausgezeichnetes Deutsch) fragt mich immer wieder: „Wie lebt ihr? Ihr habt so wenig Zeit füreinander, das ist schade! Mir fehlen bei euch die Gespräche mit Nachbarn sehr.“ Und immer wieder antworte ich „Ja, Du hast recht. Das ist der große Nachteil unserer boomenden Wirtschaft – wir haben keine Zeit mehr füreinander.“

Parents and son with proud and happy faces play together. Young family spends time in playroom. Love and family games concept. Mom, dad and boy on light background, defocused

Je mehr Muße tagsüber, desto mehr Ruhe nachts

Parallel fällt mir immer der Satz ein, den unser Vater zitierte, wenn er aus seinem genussvollen Frankreich-Urlaub zurück kam: „Die Deutschen leben, um zu arbeiten; die Franzosen arbeiten, um zu leben.“ Die Europäische Union (Deutschland vorne dran) arbeitet darauf hin, dass in allen Ländern die Siesta abgeschafft wird; man könnte sagen, sie tut es nach dem Motto: „Wo kommen wir denn hin, wenn so viel Ruhe über Mittag zelebriert wird? Da muss man sich wohl nicht wundern, dass man in den betroffenen Ländern zu nichts kommt …?“. Die Schlaf-Forschung sagt etwas ganz anderes, nämlich: Der tiefe, erholsame Nachtschlaf (und infolge die Konzentration am Tag bei aller Arbeit) wird durch Ruhepausen und Schläfchen am Tag gestärkt.  Unser Körper muss oft genug am Tag zur Ruhe kommen, um nachts erholsam und tief ruhen zu können. Sie alle können das in Ferienzeiten spüren: Oft ist man schon nach dem Frühstück wieder müde, und je mehr man es zulässt, am Tag tatsächlich solchem Schlafbedürfnis nachzugeben, umso tiefer schläft man in der Nacht. Schlafstörungen kann man unter anderem dadurch heilen, indem man tagsüber mehr Ruhe, mehr Pausen, mehr Schläfchen zelebriert. In Deutschland sind Schlafstörungen ein häufig verbreitetes Problem und wir könnten es ändern, indem wir mehr Muße zuließen.

In der Beratung von Eltern mit kleinen Kindern sind die Probleme rund um das Thema Schlafen die häufigsten Anliegen. Fast alle Kinder, die mitkommen, spielen kaum ruhig, sondern sind leicht nervös, eher zappelnd, sind, die Eltern ständig fordernd, in meinem kleinen Arbeitszimmer unruhig auf Achse. Das erste, was ich Eltern dazu sage und was ich ihnen zeige ist, wie sie ihrem Kind helfen, dass es mehr Tagträumen, mehr Trance, mehr verspielte Ruhe zulassen kann. Und sehr zahlreich melden Eltern mir zurück, dass ihr Kind dadurch endlich ins ruhige Spielen hinein fand, dass endlich das Nervös-Sein nachließ, die unruhige, kindliche  Zappelei deutlich weniger wurde. Und: Dass das Kind selbst mehr Müdigkeitszeichen zeigte und Eltern samt Kind dadurch plötzlich die Müdigkeit und damit das Bedürfnis nach Ruhe wahrnahmen und dem zeitnah, häufig genug am Tag nachgaben. Für uns Menschen gilt: Das Tagträumen, die ruhige Trance zuzulassen ist die Voraussetzung, um sich schließlich überhaupt in den Schlaf fallen lassen zu können.

Schlafendes Kind

Kindern Gelassenheit vorleben

Was Sie alles in kleinen Schritten dafür tun können – das beschreibe ich Ihnen beim nächsten Mal, nach und nach. Jetzt mache ich erstmal Pause bei einer Tasse Tee und wünsche Ihnen, dass Sie die kommenden Wochen häufiger so einrichten können, dass Ihnen oft genug mehr  adventliche Ruhe gelingt und Sie diese Zeit genießen, vielleicht mit reichlich Kerzenschimmer und schönen kleinen Geschichten zum Erzählen oder Vorlesen? Wenn wir genauer hinsehen, dann hängt Genuss letztlich weniger an großen Geschenken füreinander, aber sehr an der Ruhe und Zeit, die wir zusammen finden. Wir alle wissen, dies ist in unserer unruhigen Zeit leichter gesagt als getan; aber vielleicht lassen Sie doch das eine oder andere Losgehen und „Erledigen draußen“ ausfallen und gönnen sich einfach weniger Sachen aber mehr Ruhe und Genuss zu Hause, miteinander ?

Ich wünsche uns das allen sehr  und grüße Sie herzlich
bis zum nächsten Mal
Ingrid Löbner

Allgemein

Zu anhänglich – zu langsam?

Liebe Eltern,
ich werde oft von Eltern gefragt, ob es normal sei, wenn ein Kind mit ein, zwei oder drei Jahren noch viel bei den Eltern sein will, sich eher scheu nur auf andere einlässt, geschweige denn alleine dort bleiben will.
Ja, das ist ganz normal, machen Sie sich keine Sorgen. Vielmehr bleiben Sie gelassen und freuen Sie sich einfach über dieses Bedürfnis nach Nähe. Denn. schneller als Sie denken werden Ihre Kinder groß und geht diese Zeit vorbei.

Jedes Kind ist und fühlt anders

Menschen sind sehr verschieden, die einen gehen gerne und viel unter andere Menschen, die anderen sind damit eher zurückhaltend und eher vorsichtig. Menschen sind einfach unterschiedlich in ihren Wesenszügen  und dies schon von klein an.
Noch etwas ist heute, da sich viele Eltern aufgefordert fühlen, ihre Kinder früh loszuschicken, wichtig nicht zu vergessen: Die meisten kleinen Kinder nabeln langsam ab und sind in den ersten Jahren um ihrer Entwicklung willen stark auf intensive Verbindung zu ihren am meisten geliebten Menschen angewiesen. Kleine Kinder gehen starke Bindungen ein, sollen sie eingehen, und sie tun dies meistens am stärksten zu ihren Eltern (denn die kennen sie am besten).
Machen Sie sich also keinerlei Sorgen, wenn Ihr Kind viel um Sie herum sein möchte, nicht alleine irgendwo bleiben will oder hingebracht werden will; auch noch viel in Ihrer Nähe spielen will – alles ganz normal. Durch diese gelebte Verbundenheit sorgen kleine Kinder dafür, dass ihre starken Gefühle zu ihren geliebten nächsten Menschen reichlich Nahrung bekommen. Sie fordern uns durch ihre Anhänglichkeit auf, dass sie wirklich starke Wurzeln ausbilden können – und diese Wurzeln durch starke Gefühle sind die beste Voraussetzung, um langfristig neugierig zu sein, dann Entdeckungen zu machen, somit durch Neugierde und Entdeckungsdrang ihre Intelligenz zu entwickeln.

Papa ist der Beste

Bleiben Sie gelassen, verlangen Sie nicht zu früh zu viel

Aber eben – es geht erstmal mit starker Zuneigung los und diese braucht gemeinsame Zeit. Genau dafür treten Kinder ein mit ihrer Anhänglichkeit.
So lange Eltern ganz normal, immer wieder und regelmäßig soziale Kontakte pflegen zu weiteren Familien-Angehörigen, zu Freunden, Eltern also ein bereicherndes Sozialleben leben und ihre Kinder das miterleben, müssen sie sich keinerlei Sorgen machen, wenn Ihr Kind als Kleinkind nicht alleine in Gruppen bleiben will. Heißt: So lange Sie sich als Familie nicht einigeln, wächst die Fähigkeit Ihres Kindes, soziale Kontakte zu Anderen allmählich ebenfalls einzugehen, dies wächst ganz normal mit.

Dieser Tage sprach ich mit einer Mutter, deren Kind die ersten drei Jahre extrem anhänglich war und ohne Mama nirgends bleiben wollte. Sie lachte, als wir darüber sprachen wie das damals war und lachend sagte sie dann: „Heute ist er ein gestandener junger Mann und ist extrem selbstständig!“ Und wir waren uns einig: Mit starken Wurzeln wachsen Kindern ganz allmählich tolle Flügel. Seien Sie sicher – zweifeln Sie nicht an Ihrem Kleinkind, wenn es gerne und die meiste Zeit in Ihrer Nähe sein will – auch Ihr Kind will die Welt entdecken und keinesfalls auf Dauer auf Ihrem Schoß bleiben – aber das dauert und  es geht anders, als wir oft annehmen, bzw. als es heute da und dort vermittelt wird.

Viel Vergnügen bei allem, was Ihnen im Zusammen-Sein einfällt und
bis zum nächsten Mal, herzlich
Ingrid Löbner

Allgemein

Armutsrisko Kinder – der deutsche Skandal

Liebe Eltern,
im Rundbrief des Deutschen Familienverbandes ein weiteres Mal die wichtige Nachricht an die Bürger dieses Landes: 21 % der Kinder leben ständig in Armut, weitere 9% der Kinder in Deutschland müssen immer wieder existentiell prekäre Situationen erleben. Das heißt: etwa ein Drittel der Kinder, genauer gesagt Erwachsene mit ihren Kindern, also FAMILIEN erleben existentiell keine anhaltend sichere Situation.

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Hier das klare, deutlich informierende Zitat aus der Rundmail des Deutschen Familienverbandes:

„Kinderarmut ist gleichzeitig immer Familienarmut. Abermals zeigt eine Studie, wie dringend es ist, die politischen Weichen endlich auf den richtigen familienpolitischen Kurs zu stellen“, sagt Siegfried Stresing, Vizepräsident des Deutschen Familienverbandes. „Dass ein Land wie Deutschland seit vielen Jahren ein erhebliches Problem mit Kinderarmut hat, ist in erster Linie einer familienblinden Sozialversicherung geschuldet, die Familien millionenfach in die Armut treibt. Bis heute findet die Politik nicht den Mut, diesbezügliche Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts konsequent umzusetzen, um Familienarmut zu verhindern.“

Bereits 2001 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass es mit dem Gleichheitssatz des Grundgesetzes nicht zu vereinbaren ist, dass diejenigen, die Kinder erziehen und betreuen mit demselben Geldbeitrag in der Sozialversicherung belastet werden, wie diejenigen, die keine aktive Verantwortung für Kinder tragen.

„Der fehlende Kinderfreibetrag in den Sozialversicherungszweigen der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung ist einer der wesentlichen Gründe dafür, warum wir bei der Lösung der Kinder- und Familienarmut nicht vorankommen“, sagt Stresing.

Nach Berechnungen des Deutschen Familienverbandes („Horizontaler Vergleich“) ist bereits für ein Ehepaar mit zwei Kindern die Steuer- und Abgabenlast so hoch, dass die Familie trotz Kindergeld unter das von der Verfassung vorgesehene Existenzminimum fällt. Je mehr Kinder Eltern zu versorgen haben, desto dramatischer wirken sich familienblinde Sozialversicherungsabgaben auf das Familieneinkommen aus. Eine fünfköpfige Familie mit einem Jahreseinkommen von 35.000 Euro liegt beispielsweise 7.000 Euro unter dem gesetzlichen Existenzminimum.

„Trotz harter Arbeit sehen sich die meisten Eltern nicht in der Lage, ihre Kinder mindestens oberhalb der Grenze des existenzminimalen Lebensstandards zu erziehen, weil der Gesetzgeber Verfassungsvorgaben kontinuierlich ignoriert. Dieses Problem zu lösen, muss eine der wichtigsten Aufgaben der künftigen Bundesregierung sein“, so Vizepräsident Stresing.“

Zunehmende Armut und gesellschaftliche Schlechterstellung von Familien beenden!

Wir dürfen diese Situation nicht weiter als gegeben hinnehmen. Es ist schlicht krasse Ungerechtigkeit, dass diejenigen, die Zeit brauchen und täglich ihre Energie und jegliches Geld in die Sorge für ihre Kinder, also für die nächste Generation einer Gesellschaft aufbringen, in den Abgaben so hoch belastet werden, dass viele von Ihnen von vornherein gegenüber kinderlosen Menschen existentiell gefährdet sind.
Das Kindergeld ist keine Familienförderung, sondern gibt Eltern nur zum kleineren Teil etwas von dem Geld zurück, was sie zuvor durch Steuern und Abgaben gegenüber Kinderlosen deutlich zu viel bezahlt haben.
Sprechen Sie jetzt mit den Abgeordneten Ihres Wahlkreises, machen Sie Druck, dass die chronische Benachteiligung von Ihnen als Eltern, diese Schlechterstellung von Familien ein Ende findet.
Einzelne Abgeordnete rieten vor der Bundestagswahl, dass das beste Mittel gegen Kinderarmut sei, dass beide Eltern voll arbeiten.
Wenn der Familienarmut nur dadurch entgegen getreten wird, dass Eltern noch mehr arbeiten und damit beide Elternteile kaum mehr Zeit finden für ihre Kinder ( anstatt dass beide Elternteile ein Recht auf Teilzeit bei späterem Recht auf Rückkehr in Vollzeit hätten), dann wird Eltern bleibend noch mehr an Last zugemutet, jedoch ändert sich NULL an der zu hohen Besteuerung der elterlichen Einkommen.
Was mit der Ganztagsarbeit beider Elternteile einher geht ist, dass Familien dauerhaft unter hoher Belastung und damit ständig im täglichen Stress im Familienleben stehen. Daran sollten wir etwas ändern, denn dauerhaft mehr Arbeit für beide Elternteile lädt Ihnen am meisten auf, die Sie bereist vielfältig belastet sind.
Es ist keine zu hohe Forderung, für mehr Familienzeit bei gleichzeitig weniger hoher, steuerlicher Belastung einzutreten, vielmehr bedeutet das: Eintreten für eine längst fällige Gerechtigkeit für Familien mit Kindern.
Seien Sie ganz nüchtern und stehen Sie für sich ein, Sie haben mit Ihren Kindern berechtigte  Ansprüche gegenüber jenen, die keine Kinder versorgen und unterhalten.

Herzliche Grüße für diese Woche

Ingrid Löbner

Allgemein

Fair teilen …?

Liebe Eltern,
seit einigen Wochen kommt diesen Sommer über eine interessante Sendereihe auf SWR2 : „Die teilende Gesellschaft“ (www.swr2.de/wissen);  es geht um alle möglichen Formen des Teilens in menschlichen Gesellschaften. Unter anderem ging es in einer Sendung um die Frage der fairen Verteilung staatlicher  Gelder an Familien.
Sie finden diese besondere Sendung der Sendereihe unter:

https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/die-geteilte-gesellschaft-unfair-geteilt/-/id=660374/did=19974264/nid=660374/9dtrgi/index.html

Auch in dieser Sendung wird deutlich, dass Eltern finanziell mehr zusteht, sowie, dass es weiterhin so ist, dass Reichtum in erster Linie vererbt wird, er kaum erarbeitet werden kann.
Vor einer starken Woche wurde gewählt – eine neue Regierung wird sich bilden und unter den daran beteiligten Partnern  die Eckpunkte der Politik für die nächsten vier Jahre aushandeln.
Es wäre gut, wenn sich Ihre Abgeordneten für Sie einsetzen, sich bei den bevorstehenden  Koalitionsverhandlungen  für Ihre Interessen stark machen, damit Familien um der gesellschaftlichen Gerechtigkeit willen weniger stark besteuert werden.
Wir sollten nicht weiterhin von „Kinderarmut“ , sondern ehrlicher Weise von „Familienarmut“ sprechen.
Machen Sie sich getrost stark für Ihre Kinder und Ihre familiären Interessen – es steht Ihnen zu.
Es darf nicht sein, dass Menschen mit mittleren und unteren Einkommen ihre Kinder nicht mehr ausreichend aus eigener Kraft (notwendiger Weise auch mit Rücklagen für Not-Situationen) unterhalten und ausbilden können.
Wir wissen heute, dass existentielle Sorgen Menschen eher in die Arme extremer politischer Akteure treibt. Wenn wir möchten, das der Zusammenhalt in unserer Gesellchaft bleibt, besser noch: gestärkt wird, ist wichtig, Armut zu bekämpfen und einen starken Mittelstand in einer Gesellschaft breit zu fördern.
Treten Sie mit Mut für sich ein – es ist Ihre Lebenssituation in den nächsten Jahren, die Ihrer Familie. Viel Erfolg …!
Herzliche Grüße
Ingrid Löbner

Allgemein

Lady Di – und was wir alle als Eltern von ihr lernen können :)

Liebe Eltern, 

im August waren es 20 Jahre, dass Lady Diana an den Folgen des schweren Autounfalls in Paris starb. Weit über zwei Milliarden Menschen verfolgten einige Tage später ihre Beerdigung, weltweit wurde heftig um sie getrauert.
Mir war sie früh als sehr mutige Frau aufgefallen, bereits zu einer Zeit, als sie von vielen noch als schlicht naive, junge Erzieherin (manche nannten sie auch ein junges, unerfahrenes „Dummchen“) betrachtet wurde. Warum schaute man sie als „junges Ding“, irgendwie als eben unerfahrenes „Herzchen“ an? Dabei kann man aus meiner Sicht als Eltern viel von ihr lernen. Und ich neige wirklich überhaupt nicht zu gefühlsduseliger Klatschpresse-Leserei. 

Mutterliebe

Empathie und Elternliebe statt starres Protokoll

Zu jener Zeit gab das Protokoll im Hochadel – übrigens in sämtlichen Königs-Häusern Europas –  noch vor, dass die Erwachsenen ihr königliches Leben leben, auf (Dienst-)Reisen gehen, ihre Kinder aber dann lange Zeit bei Nannys zu Hause zu bleiben haben.
Diana widersetzte sich diesem strikten Protokoll und weigerte sich, ihre Kinder über lange Zeit Dritten zu überlassen. Ich erinnere mich gut, wie sprach- , ziemlich spöttisch und eher verständnislos die Kommentare waren, dass diese junge Frau entgegen allem Protokoll mit ihren kleinen Kindern reisen wollte. Wie kam sie denn auf so eine Idee? Als Adlige hatte man das doch nicht nötig, schließlich konnte sie doch sämtliche Privilegien an der Seite des zukünftigen Königs genießen und die Kinder-Plage zu Hause lassen? Warum wollte sie es partout ? So verwundert äußerte man sich Anfang der 1980er-Jahre noch.
Ich sehe die Bilder im Fernsehen aus dieser Zeit noch vor mir, wie sie als Erste eines Königshauses mit ihrem kleinen Sohn aus dem Flugzeug trat, bei der  langen Reise ans andere Ende der Welt, nach Australien. William war auf ihrem Arm und als erstes königliches Kind ab sofort einfach dabei – Diana ließ nicht zu, dass ihr Sohn sie über lange Zeit vermissen würde. Als noch kaum öffentlich über Gefühle und Sehnsüchte kleiner Kinder und über die Wichtigkeit ihrer Bindungen zu ihren ersten  Bezugspersonen gesprochen wurde, forderte Diana die Rücksichtnahme genau darauf kurzerhand ein und wagte es, der Tradition eines weltweit bedeutsamen Königshauses öffentlich die Stirn zu bieten. Sie war gerade mal 21, 22 Jahre alt!
Ich fand ihr Einfordern und Handeln nur mutig und hatte ab da vor ihr echte Hochachtung – auch wenn andere sie nur ein „unerfahrenes Mädchen“ nannten.

Geliebt werden und Kind sein dürfen, wichtiger als alles andere

Gestern sendete der NDR eine Dokumentation, in der ihre Söhne reichlich (die meiste Zeit mit Strahlen in ihren Gesichtern) erzählten, wie schön es war, ihr Kind zu sein, sie zur Mutter zu haben. Dass Diana darauf aus war, viel Zeit mit ihnen zu haben, dass sie gute Laune versprühte, zu Schabernack, Spiel und Späßen aufgelegt war und sie sie als ihre Jungs Kinder sein ließ, mit allem Spiel, auch mit reichlich Dummheiten, die  für sie nun mal dazu gehörten. Sie verstand und vermittelte ihnen, dass Kinder nicht nur wohlerzogen und angepasst sein können, sondern einfach kindlich sein wollen mit allem, was für Kinder (ob adlig oder nicht …) sein muss. Sie bestärkte ihre Söhne darin, Kind zu sein. Parallel hierzu nahm sie sie wohl auch sehr früh mit zu den Unterprivilegierten der Gesellschaft, besuchte mit ihnen die Aids-Kranken (zu einer Zeit, als Aids noch als reine Schwulenkrankheit angesehen wurde), oder Obdachlose, war mit ihnen bei Notleidenden, und ließ sie (um William zu zitieren), das „ganz normale“ Leben, mit allen Tiefen, außerhalb der Palastmauern miterleben.
Beide, William und Harry erzählen davon, wie stark sie bis heute ihre Liebe spüren, dass sie dieses Gefühl, in ihren wohl-erzogenen, aber gerade mit ihren kindlichen, auch frechen Seiten stark geliebt worden zu sein, durch ihre Mutter bis heute in sich spüren. Und natürlich kam auch Trauer zu Wort, dass es ein Schock war, diese Mutter plötzlich verloren zu haben.

Liebe, Zuneigung und Mitgefühl machen Eltern zu echten Vorbildern

Mich beschäftigte beim Zuhören und Zusehen einmal mehr die Frage, was es alles war, dass Diana schließlich weltweit bewundert wurde. Von wegen  „naives Dummchen“.
Es war einerseits ihr Strahlen, ihre offensichtliche Schönheit. Ganz sicher bin ich aber, dass es besonders ihr Mut war, dass sie sich weigerte, sich wegen Äußerlichkeiten –  in ihrem Fall wegen der höfischen, adligen Tradition, um des Protokolls willen („So ist das bei Hofe, im Adel, schon immer!“) – zu beugen, sondern sie  sich leeren, herzlosen Einstellungen widersetzte. (Nicht nur bezüglich ihrer Kinder, auch bezüglich der adligen Gepflogenheit, dass alle Prinzen von Wales eine Mätresse haben und die Ehefrau das eben zu dulden habe).
Diana stand zu ihrem Erleben und Empfinden – obwohl auch sie, bis zum Krankwerden  Selbstzweifel hatte –  und stand königlich dafür ein. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihre Kinder sie brauchen, davon wich sie nicht ab, egal was Traditionen, Protokolle, Vorgaben und das Leben der Anderen um sie herum sagten.
Sie stand für Gefühl und Mitgefühl, lebte beides mit ihren Kindern, nährte sie dadurch und zeigte ihnen, worauf es zuallererst ankommt im Leben.
Schließlich wurde sie weltweit darin geachtet, und  – obwohl ihr der Titel „königlich“ aberkannt worden war durch die Scheidung –   wurde sie mit ihrem Eintreten für Mitmenschlichkeit und Mitgefühl, mit ihrer Warmherzigkeit zur Königin für viele. So wie sie war, wurde sie weltweit stark geliebt.

Was Eltern von Diana lernen können – und wie das Kinder glücklich macht

Meine Gedanken gestern während ich den Söhnen zuhörte: Alle Eltern sollten es Diana gleich tun.
Alle Mütter, alle Väter sollten für sich eintreten, sollten sich für ihre Gefühle entscheiden (egal was unser „Protokoll“ des modernen Lebens sagt, was als Norm vorgegeben wird, was alle machen, was wir um des guten Rufes willen, um unseres Ansehens in der Gesellschaft, oder wegen unserer Existenz oder Akzeptanz  zu tun oder zu lassen haben ..!).
Mütter und Väter sollten es wagen, sich zu bekennen: Dass ihre Kinder in ihrer Sorge an erster Stelle stehen; Eltern sollten ihre königliche Energie ernst nehmen und für die Gefühle ihrer Kinder, deren Sehnsucht nach Bindung eintreten, sollten  dem aktuell gültigen, bürgerlichen Protokoll widersprechen!
Dieser Tage pfeifen es die Spatzen von den Dächern, und ein Dr.Eric Schweitzer aus dem Präsidium der Industrie-und Handelskammer unserer Republik sagte es im Morgenradio (SWR) vor wenigen Tagen rundheraus, so ungeschönt und klar wie selten: Deutschland habe Fachkräfte-Mangel. Die Frauen müssten in die volle Erwerbsarbeit, die Kinder-Betreuung müsse dringend auch ab frühem Alter der Kleinen ausgebaut werden.
Bei Hofe heißt das Protokoll: Empfänge und internationales Reisen, für die Kinder zuallererst Erziehung nach adliger Etikette.

Stellen Sie Ihre Kinder an die erste Stelle – nicht die Erwartungen um Sie herum!

In den bürgerlichen Kreisen heißt das Protokoll inzwischen: Schnell und früh, äußerst zügig in die Erwerbs-Arbeit zu gehen; das ist aktuelle Norm, an die sich alle im Land halten sollen.  „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ heißt die bürgerliche „Etikette“ und für die Kinder wird es „Frühe Bildung“ genannt.
Ob bei Hofe oder im bürgerlichen Leben: Es geht bei beiden Protokollen nicht um  zentrale Bedürfnisse von Kindern. Ob adlig oder bürgerlich, alle Kinder haben nachweislich zuallererst eine Erfahrung am nötigsten: Dass sie tagaus tagein das Gefühl bekommen, stark geliebt zu werden; und dass sie ihrer Sehnsucht nachgeben dürfen, nämlich möglichst reichlich Zeit mit ihren Eltern zusammen zu sein, ihre nächsten Lieben viel täglich erleben zu können. Das ist es, was Kinder klug, stark, emotional und auch intellektuell intelligent macht (genau nachzulesen, warum das so ist, bei Prof. Dr. G. Hüther : „Jedes Kind ist hochbegabt“).

Seien Sie als Eltern Könige der Herzen 🙂

Dass man zeitweise und zwischendurch etwas Hilfe durch eine Nanny braucht, das wäre es, worauf alle Eltern, ob adlig oder bürgerlich gewisse Stunden in der Woche immer Anspruch haben sollten, denn ALLE brauchen auch Hilfe beim Versorgen ihrer Kinder.
Wir sollten also nicht ausschließlich die herzlich strahlende Diana für ihre Warmherzigkeit und ihren Mut bewundern, sondern wir alle sollten unsere königlichen Züge entdecken. Für Kinder  in den ersten Jahren ihres Aufwachsens sind alle Eltern  „Königin“ und „König“.
Kinder haben Sehnsucht, und wie Diana wären wir mutig, uns öffentlich und rundheraus für die Sehnsucht unserer Kinder stark zu machen, also zu widersprechen, was uns derzeit das moderne Protokoll vorgibt: also nicht mehr die Kinder die meiste Zeit den Nannys zu überlassen (weil das die Wirtschaft und die derzeitige Familienpolitik so will), sondern Gefühle ernst zu nehmen, für Warmherzigkeit einzutreten und unsere königliche Rolle im Leben kleiner Kinder wahrzunehmen.

Übrigens: Es gehört (nicht nur bei Diana) für alle dazu, dass sie in der elterlichen Arbeit existentiell gesichert werden müssen. Für jegliche Eltern gilt: Dass sie, die für Kinder sorgen, das Sorgerecht und das Recht auf existentielle Absicherung haben. Dass wir für eine gerechtere Familien-, Steuer-und Renten-Politik eintreten (nachzulesen bei J. Borchert oder R.Stadler) , die es nicht zulässt, dass Eltern arm werden, wenn sie Zeit mit ihren Kindern brauchen und daher nicht beide ganztags außer Haus arbeiten können.

Lassen wir uns vom Mut und der Warmherzigkeit einer Frau anstecken, trotz aller Zweifel (unter denen sie als Prinzessin genauso wie wir reichlich litt) und wagen wir es, dem derzeit vorgegebenen Protokoll zu widersprechen.
Ich wünsche Ihnen und mir, dass durch Ihre Zuneigung und Ihr gemeinsames Vergnügt-Sein Ihre Kinder ein Strahlen und eine emotionale Sicherheit in sich tragen, dass sie sich in einem positiven Lebensgefühl von klein an geadelt fühlen und sie ihren Mitmenschen warmherzig begegnen –  genau wie William und Harry …

Stehen Sie zu Ihrer Warmherzigkeit,  haben Sie Mut, beides adelt …
Bis bald wieder (mit etwas Pause, da ich ab heute ein wenig in die Ferienzeit abtauche),
Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Der Kampf ums anständig Essen – und warum er keinen Sinn macht

Viele Eltern fragen sich diese Frage, hören außerdem von allen Seiten: Sorgt dafür, dass Dein Kind beim Essen Regeln akzeptiert, bring ihm früh bei, dass beim Essen und mit Essen nicht gespielt wird und so weiter und so fort … Heute will ich Ihnen erklären, warum dieser so frühe Kampf um Regeln und anständiges Essen nur Stress aber überhaupt keinen Sinn macht. 

kids eat pizza and pasta at cafe. children eating unhealthy food indoors

Zunächst einmal ist es mit Rigorosität ja sowieso meist nicht getan, außer Stress und Streit, man erreicht letztendlich nichts. Und die Kälte darin ist im Umgang mit Kindern sowieso eine eher probelmatische Einstellung.

Aber einfach ist das alles auch nicht – denn kleine Kinder haben einen hohen Bewegungsdrang und können tatsächlich weniger gut  stillsitzen als Erwachsene. Zudem fassen sieauch noch alles an, um es im wahrsten Sinn des Wortes durch Greifen zu begreifen.

Was nun? Darf das Kind also alles? Muss man Herummatschen und Herumzappeln bei Tisch mit Kindern dulden?
Es hilft, erstmal zu wissen, dass sich das alles je nach Alter eines Kindes verändert und unterschiedlich angehen und einrichten lässt.

Kinder erleben (und genießen) mit den Händen

Kleinere Kinder (bis zu zwei, zweieinhalb Jahren) wollen wirklich das Meiste gerne noch mit der Hand fühlen, oftmals auch vieles lieber aus der Hand essen – das hilft ihrem Appetit deutlich auf die Beine. Mit reichlich „Spüren“ macht Essen Freude und eine zeitlang sind Eltern gut beraten, sich auf etwas weniger Gepflegtheit und dem „Mehr mit den Händen machen dürfen“, einzustellen. Das hört ganz von selbst bald wieder auf.
Dann kommt die Zeit, in der Kinder viel Freude haben (diese Freude beginnt früh und wird neben „Essen mit den Händen“ parallel gepflegt), wenn sie ebenfalls ihre Geschicklichkeit mit Löffeln, Gabeln, Messern üben, wie sie es bei den Großen sehen;  lassen Sie ein Kind zumindest mit Löffel und Gabel früh üben – der Eifer dabei freut Ihr Kind und lässt es zusehends geschickt werden, hält es in Konzentration, auch mehr Ruhe durchs ernste Üben, somit auch lieber und etwas länger bei Tisch.

Regeln mit Lust und Laune ganz spielerisch lernen

Mit etwa vier Jahren haben dann Kinder große Freude an Regeln und nun kommt die Zeit, in der sie Regeln lernen, vertreten und drauf achten, dass alle sich dran halten. Jetzt ist die Zeit, immer mal auch die schönen Sitten bei Tisch mit Kindern zu üben. Jetzt tun sie es liebend gerne, ermahnen auch die Großen: „Papa, man darf nicht mit vollem Mund reden…“ und haben Spaß dran, wenn wir mit ihnen „feine Sitten“  z.B.  durch ein echt „Feines Essen unter feinen Leuten“ spielen. Alle ziehen sich fein an, der Tisch ist besonders fein gedeckt und alle spielen zusammen „feine Gesellschaft“. Sie staunen, wie genau Kinder beobachtet haben, wie feine Leute wirklich vornehm essen; wenn man sich dann noch entsprechend fein anredet „Frau Rosenbaum, bitte reichen Sie mir doch mal das Gemüse…“ , „Aber gerne, Herr Lilienkron, ich wüsst nicht, was ich lieber tät …“ – dann werden schwuppdiwupp die guten Sitten bei Tisch spielerisch gelernt. Kichern und  Lachen muss man dabei auch und so macht alles einfach Spaß  – und Eltern sind eine Sorge los! Fangen Sie also mit dem Lernen der Regeln bei Tisch dann an, wenn Kinder das Alter für Regeln haben, nicht zu früh, denn dann strengt es Sie zu sehr an und allgemeines Generve greift um sich – dabei lernt man Gewünschtes eher schlecht. Mit Freude, Kichern und Spaß geht es viel leichter.

Seien Sie großzügig, ersparen Sie sich Stress – es lohnt sich nicht!

Zum Bewegungsdrang: Kleine Kinder bleiben eher ruhiger beim Essen, wenn sie auf den Schoß von Mama oder Papa dürfen; wenn sie müde sind, dann von den Eltern eher auch mehr denn weniger gefüttert werden. Und wenn es nicht mehr geht, darf ein Kind aufstehen, spielen, sich – während die anderen noch fertig essen – mit etwas beschäftigen, das es in verträumte Ruhe bringt; meiner Ansicht nach, dann ruhiges Spielen durchaus auch bei Tisch. Denn: Als Kind will man bei den anderen sein, Teil der „kleinen Herde“ sein; wenn es dabei hilft, dass mehr Träumerei und Ruhe einkehren kann, ist das immer ein gutes Anliegen. Dann fährt ein Auto etwass leiser brummend schon mal auf dem Tisch entlang, bis alle fertig sind. Nicht zu streng sein  – Spielen hilft oft in Trance und Entspanntheit und ist ein gutes Anliegen eines Kindes. Erst später, wenn Kinder deutlich größer sind, kann man erwarten, dass Kinder eine Zeit gemeinsam mit allen längere Zeit bei Tisch bleiben können und das genießen.
Rituale des gemeinsamen Anfangs und des Endes helfen immer, dass man gemeinsam in etwas mehr Ruhe findet – dies schon früh, denn Kinder lieben Rituale wie „Sich die Hände geben“ , dazu schöne, immer wieder gleiche Tisch-Verse zu sprechen.

 

Pädagogik der kleinen Kompromisse

Eine Regel bewährt sich sehr, sobald es mehrere Kinder sind: Alle Kinder dürfen zusammen aufstehen, wenn alle Kinder fertig sind mit Essen. Lediglich auch hier gilt: Kleine Krabbelkinder, die auf den Boden wollen, um ein wenig los zu krabbeln, weil sie solch große Freude dran haben, dass sie sich jetzt selbst bewegen können, die dürfen dann einfach schon früher auf den Boden, denn sie können manchmal nicht so lange warten, bis größere Kinder bei Tisch fertig sind. Aber solche Ausnahmen für Kleine verstehen größere Kinder nur zu gut. Sagen Sie einfach: Mia (oder Jonas …) ist noch zu klein, sie kann die Regel noch nicht einhalten, sie darf einfach los. Später kann sie es dann auch.“ So verstehen Kinder, dass Regeln an das jeweilige Können angepasst werden und wir nie zu stur sind. Das stärkt und bestärkt in Kindern Einfühlungsvermögen und Warmherzigkeit.  Gnade vor Recht – das ist immer gut im Zusammenleben untereinander!
Guten Appetit und bis bald,
Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Unser Kind ist so eifersüchtig – was tun?

Viele Eltern sind heutzutage schnell stark in Sorge, wenn ein Kind Eifersucht zeigt. Oftmals schildern mir Eltern, was sie alles unternehmen, wie sehr sie einzelnen Kindern viel an einzelner Zeit einräumen, sie sich zwischen ihren Kindern aufteilen, sich oftmals geradezu zerreißen, weil ein Kind sich eifersüchtig zeigt, sie als Eltern dann folgern, dass sie sich jetzt deutlich stark, mit enorm viel Zeit um dieses eine Kind kümmern müssen.

Eifersucht zwischen Geschwistern ist völlig normal

Die allererste, wichtigste Botschaft für Sie als Eltern:
So sehr man als Kind auch zwischendurch eifersüchtig auf Geschwister sein kann, Geschwister zu haben ist dennoch das, was nahezu alle Kinder sich sehnlichst wünschen. Trotz Ärger, trotz Streit zwischendurch mit ihnen, trotz Einschränkungen, die man durch sie miterlebt – es ist auf der Wunschliste von Kindern ganz oben, dass sie Geschwister haben wollen;  sehr häufig auch bei jüngeren Kindern (vor der Pubertät),  dass Mama und Papa doch bitte nochmal ein Baby bekommen sollen!
Ja, so spürt man schon als Kind – das Leben ist wunderschön, vielfach noch schöner, wenn sich Sehnsüchte erfüllen – und doch hat man dann natürlich immer Licht und Schatten, beides, das man erleben muss. Das Gute: Allein dadurch erleben Kinder wunderbar realistisch, wie das Leben nun einmal ist: Schön und zeitweise weniger schön – einfach immer beides.
Also dürfen Sie als Eltern jeden Tag drauf vertrauen, dass etwas Eifersucht ganz normal zu den Prozessen des Aufwachsens unter mehreren Kindern dazugehört und im alltäglich eintretenden, üblichen Rahmen von einem Kind auch zu verkraften ist, diese Erfahrung zu einer realistischen Einstellung zum Leben eben dazu gehört.

Little girl sad because of jealous younger sister to parents. focus on girlKindern lernen fürs Leben: Gönnen, Teilen, Rücksichtnahme

Ja, man muss in der Familie teilen mit den anderen Kindern. Ja, man muss es manchmal für kleine Momente aushalten, dass das andere Kind zuerst mit etwas dran ist, bei mehreren Kindern das Warten immer wieder auch länger dauern kann und man das wirklich aushält! Ja, man kann nicht immer alles bekommen, weil Alles für alle reichen muss – also lernt man ganz normal, dass etwas Einschränkung zu verkraften ist und man es trotzdem mit Geschwistern weiterhin schön hat – auch bei etwas Verzicht durch die Anwesenheit Anderer neben sich.
Erfahrungen, die eine gute, realistische Vorbereitung bedeuten auf das, was das Leben einem sowieso noch alles zumuten wird … (Das Leben auf diesem Planeten bietet für jeden nicht ständig unbegrenzt alles. Diese Tatsache ist etwas, was vielen Erwachsenen der reichen Länder immer noch schwer fällt, diese Tatsache heutzutage realistisch zu erleben und einfach auszuhalten. Wir Bürger der reichen Länder benehmen uns  – gemäß den Berichten von Verbänden, die sich um die Ressourcen unseres Planeten sorgen – weiterhin so, als hätten wir mehr als eine Erde zur Verfügung; wir muten einfach unseren Enkeln, den zukünftigen Generationen, später, die Einschränkungen zu).

Ein paar einfach Tipps für weniger Eifersucht und mehr gemeinsame Freude

Ein paar Dinge kann man beherzigen, damit Kinder mit eifersüchtigen Gefühlen nicht überfordert sind, sie dem Alter des Kindes entsprechend auch gut verkraftet und ausgehalten werden können:
Wenn ein neues Kind geboren ist, ist es für das nächst größere Kind schön (und bei mehreren Kindern, die alle eher noch kleinere Kinder sind, gilt das für alle Kinder, die Sie haben), dass es auch viel zu Hause sein darf und die Nähe und Geborgenheit, die das kleine Baby jetzt bekommt, miterleben kann. Dies mitzuerleben nährt im Kind ganz real das wichtige Gefühl:  „Unsere Eltern haben wirklich ausreichend Wärme für alle ihre Kinder“; zusätzlich lässt das Miterleben ein größeres Kind herrlich eintauchen in den Zauber, der von kleinen, neugeborenen (aber auch etwas größeren) Babys ausgeht. Diesen Zauber miterleben zu dürfen, das alleine gleicht vieles an möglicher Eifersucht aus.

Je kleiner das zuvor geborene Kind noch ist, umso dringender sollte man es auch mit gleich viel Zeit wie das kleinere Baby um sich herum haben, weil ein noch kleines Geschwister, real körperlich, mit viel Zeit erleben muss, dass es tatsächlich weiterhin gleichermaßen erwünscht und umsorgt ist.
Aber auch etwas größere Geschwister genießen das Dasein mit einem Baby enorm.
Es stärkt größere Kinder (das geht früh los, schon ab einenhalb, zwei Jahren des größeren Kindes), wenn man sie in die Versorgung des Kleinen mit einbezieht.  Wenn Größere mitversorgen dürfen (und sei es, dass sie nur den Schnuller finden und bringen, den das Baby gerade braucht), werden sie stolz, dass sie schon „richtig“ großer Bruder, große Schwester sind und diese Erfahrung des Groß-Seins und des „etwas schon können, was das Kleine noch nicht kann“ stärkt deutlich das Selbstwertgefühl des größeren Kindes; genau das besänftigt mögliche Eifersucht.
Wenn man dazu kleine Privilegien haben darf (aber wirklich kleine, sie reichen vollkommen aus!), weil man schon etwas größer ist als der kleine Winzling (z.B. beim Einkaufen mitkommen und  mithelfen darf, oder abends, wenn das Baby „nur“ gestillt wird, nah dabei sitzen darf und man eine kleine Geschichte erzählt oder vorgelesen bekommt etc. etc.), dann kann man als Kind spüren, dass es gut ist, groß zu sein und zu werden, und man als Kind gar nicht immer nur neidisch sein muss.

Teilen üben und warmherzig und pragmatisch gemeinsam gute Lösungen finden

Bei Spielsachen ist es am besten, man führt früh ein, dass alle Sachen einfach für alle Kinder zum Spielen da sind; dass Spielsachen von vornherein weniger Eigentum bedeuten, sondern sie eben einfach Sachen zum Spielen für jegliche Kinder sind – das beugt vielem Streit vor. Lediglich Puppen und Kuscheltiere sind die „Kinder“ einzelner Kinder und müssen weniger geteilt werden (wobei auch Puppen und Kuscheltiere durch Geschwister „Tanten“ und „Onkels“ haben, was auch schon wieder schön ist und Einfälle bietet für gemeinsames Spielen …)
Was Eltern heute ebenfall oft vergessen: Es ist für Kinder schön, gemeinsam abends im selben Zimmer einzuschlafen, oft noch schöner, gemeinsam mit Geschwistern im selben Bett zu liegen!
Generell kann man besten Gewissens sagen: Kinder sind in den meisten Fällen nicht gerne alleine in Räumen, genau besehen brauchen sie die meisten Jahre ihres Aufwachsens kein eigenes Zimmer. Der eigene Raum, in dem man gerne alleine wohnt, bekommt erst dann stärkere Bedeutung, wenn man ein Erwachsener wird, bedeutet, etwa ab der Pubertät. Erst als Erwachsener prägt sich die ganze Persönlichkeit mit ihren stärkeren Ecken und Kanten aus, dann sehnt man sich zeitweise nach dem eigenen Raum.

Davor, während der langen Jahre als Kind, lieben Kinder es sehr (trotz allem Streit, den sie zwischendurch natürlich auch haben – keine Sorge, das ist normal im realen Zusammenleben unter kleinen wie größeren Kindern), dass ein oder zwei Kinder (in größeren Familien durchaus auch mehrere Kinder ) das Zimmer und die gemeinsame Atmosphäre teilen.
Warum? Im gemeinsam belebten Zimmer spielt sich wenig Einsamkeit, aber sehr viel Leben ab; ganz besonders auch reichlich Viel an kindlichem, unentwegtem Spielen und den dazugehörigen wunderbaren Spinnereien,  die vielen Momente des witzigen Zusammenseins unter Kindern; Erfahrungen, die man schnell vermisst, wenn man alleine sein soll als Kind. Viele von Ihnen kennen das, wie man stundenlang gespielt hat unter Kindern im selben Zimmer, oder was man sich unter Geschwistern vor dem Einschlafen noch alles ausgedacht und erzählt hat. Oder wie sonderbar es war und wie sehr man seine Geschwister vermisste, wenn man plötzlich irgendwo alleine, ohne sie bleiben sollte.

Fragen Sie mal bei Kindern aus größeren Familien nach, wie sehr sie es als Kinder genossen haben, dass sie immer jemanden zum Spielen und Spinntisieren hatten, sie Einsamkeit nicht kannten; auch bei Streit es gut war, dass man Räume zusammen  erlebt hat und man jemanden vertraut und nah hatte; und zwar jemand, der auch Kind war.
Seien Sie pragmatisch als Eltern, machen Sie sich weniger Sorgen – Kinder streiten mal, aber vertragen sich schnell wieder. Das grundsätzliche Gefühl: „Unsere Eltern haben uns alle gleichermaßen gern und uns auch alle gerne weiterhin viel um sich herum, in ihrer Nähe“ , dieses Gefühl ist lange wichtig;  aber genau diese Erfahrung reicht im Alltag auch aus, um Geschwister zu stärken und zu nähren.
Sie erinnern sich ? Genau …

Bis bald wieder
Ingrid Löbner

Allgemein

Kinder brauchen nicht viel fürs Sommerferienglück!

Liebe Eltern,

soeben, an einem gemütlichen Sommerabend, habe ich mir eine Radiosendung Südwestrundfunk (SWR) angesehen, die zeigte, wie das Ferienmachen für Familien in den Anfängen des Tourismus im Südwesten aussah. Alte Autos waren zu sehen, vollgepackt, mit denen Familien aus nördlichen Bundesländern in ihre Ferien in die südlichen Bundesländer zockelten. Ferien im Zelt am Bodensee oder in einfachen Wohnwägen, oder in den ersten Fremdenzimmern mit minimaler Ausstattung in den Bauernhäusern im Schwarzwald.

Junge springt vom Steg in den See

Erwachsene in der Sendung, die schilderten, mit welchen (Sommer-)Gerüchen ihre Erinnerungen verbunden sind, mit wie wenig Komfort alles einher ging, aber welches Glück es bedeutete, als Familie auf diese Weise einige Zeit in die Ferien fahren zu können – meist immer wieder an dieselben Orte, auch oftmals zu denselben Menschen. Dass regelrechte Freundschaften entstanden sind (die oft bis heute bestehen) zwischen den gastgebenden Familien und den Gästen; Erwachsene, die erzählten, dass sie als Kinder der gastgebenden Familie gleich schon glücklich waren, wenn sich Gäste mit Kindern anmeldeten  – und wie dann tagelang, unbeaufsichtigt, herrliche, unendliche Stunden des gemeinsamen Spielens unter „Stadt-“ und „Land-Kindern“ stattfanden.

Alle, die erzählten, schmunzelten über die Einfachheit des Zusammenlebens damals, mit wie wenig sich Gäste (und Gastgeber) zufrieden gaben;  und alle strahlten noch immer, wenn es um die Erinnerung an die wunderbaren menschlichen Begegnungen ging, unter allen Kindern und unter allen Erwachsenen.

Gemeinsame Zeit, Spiel und andere Kinder machen die Ferien perfekt, auch ganz ohne Luxus

Es scheint, dass herrliche Ferien weitaus weniger von Komfort oder großen Distanzen abhängig sind als wir immer wieder meinen, aber sehr abhängig sind von schön verbrachter gemeinsamer Zeit, unter Kindern fürs ausgedehnte  Spielen, unter Erwachsenen für ihre Gespräche über alles, was Erwachsene schon immer in ihren unterschiedlichen Lebenswelten bewegte und heute gleichermaßen bewegt.
Die heute noch strahlenden Gesichter der Erzählenden, wie sie verblüffende Ferien-Details (z.B. wie die Damen unter den Gästen das warme Wasser aufs Zimmer gebracht bekamen und die Herren sich durchaus noch im Hof am Brunnen wuschen) in herrlicher Einfachheit zu den „alten“ Bildern im Film erzählten, dieses Strahlen sprach Bände …
Gut, dass wir es auf diese Weise nicht vergessen: Es braucht ganz offensichtlich wirklich nicht den Komfort im Äußeren, um bleibende, wunderschöne Erlebnisse mit Anderen zu teilen und sich gerne dran zu erinnern. Alles andere war nicht wichtig …

Wir kennen das alle auch, oder?
Bis bald wieder,

Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Weniger Prinzessinnen und Prinzen, mehr Räubersöhne und -töchter!

Liebe Eltern, 

täglich werde ich von Eltern zu Rate gezogen, weil ihre kleinen Kinder nicht mehr schlafen, weil sie mit vier, fünf Jahren fleißig an ihren Nägeln kauen, manche entwickeln erste Tics, andere kleben abends an ihren Eltern und weichen keine Handbreit von ihren Hosenbeinen … Wenn die Eltern und ich, wir uns im Gespräch gemeinsam anschauen, wie die heutigen Tagesabläufe der Familien mit jüngeren Kindern (im Alter von 0 bis 6 Jahren, also noch VOR der Schulzeit) aussehen, dann wird in fast allen Fällen deutlich: Heutige Tage moderner Familien müssen rund laufen, morgens geht es zeitig los, die Kinder werden früh in die diversen KiTas verteilt, die Eltern eilen zur Arbeit, nachmittags kommt der eine früher, der andere später zurück, werden die Kinder aus den KiTas geholt, und dann in den einen oder anderen Kurs gebracht: Schwimmunterricht, Ballettstunden, Musikgarten für kleine Kinder usw. usf. . Alle und alles müssen funktionieren – nur eines funktioniert nicht mehr recht: Die Kinder finden nicht in ruhiges Spiel, in tiefen Schlaf, in Muße und verträumtes Verweilen, in echte Konzentration.

Wenn ich bei Eltern die vollen Tage  samt vollem Kurs-Programm in Frage stelle, kommt meist die Antwort: „Aber heute ist das üblich, andere machen noch viel mehr … Sie glauben gar nicht, wie wir angeschaut werden, wenn wir mehr und nur zu Hause sind und einfach spielen ….“
Tja, die Beratungsstunden zu mehr Konzentration und Schlaf kleiner Kinder wären nicht ständig so voll und ausgebucht, wenn das alles wirklich kein Problem wäre!

Mixed race kids are playing outsideSeien Seien Sie realistisch und lebensklug: Lassen Sie Ihre Kinder einfach Kind sein!

Glauben Sie all den Eltern eher weniger, die NOCH mehr leisten als Sie, glauben Sie lieber Ihren Kindern und Ihrem Alltags-Erleben:
Kinder, die nicht schlafen, nicht konzentriert und verträumt spielen, die an ihren Nägel kauen oder häufig quengeln, extrem „klebrig“ sind – sie sind definitiv am Rande ihrer nervlichen Belastung, und da hilft zuallererst eines: Weniger tägliches Funktionieren, mehr Muße und Spiel unter Kindern.
Soeben saß ich zum Ende meines Arbeitstages an einem kleinen Fluss, dessen Ufer wunderschön renaturiert wurde. Jetzt kann man wieder barfuß ins Wasser und über die großen Steine im Fluß balancieren, kleine Steine ins Wasser werfen, Dämme bauen, mit dem Sand am Flussufer dies und jenes bauen … Es ist hell und noch warm – und einige Kinder sind draußen und spielen. Ein gar nicht großer Abschnitt Flußlauf in einer kleinen Stadt  – bedeutet plötzlich wieder großen Reichtum für die Kinder, deren Lust am Verweilen und verträumten Spielen mit Wasser, Sand, Büschen, Bäumen (Ausprobieren, wie hoch man klettern kann, wunderbar!) ganz offensichtlich zunimmt.

Manchen sieht man an, dass sie häufig hier sind und mit großer körperlicher Sicherheit in diesem kleinen  Paradies täglich ihre kleinen oder großen Abenteuer erleben. SO bekommen Kinder ein gutes Körpergefühl, eine große Sicherheit in Körperbalance und Kraft, bei Spielen mit Dingen aus der Natur, alleine oder mit anderen Kindern,  und bei allem das Rauschen des Wassers im Ohr und sein Dahinfließen vor Augen  – das tut nebenbei noch ihrer inneren Ausgeglichenheit gut. Unserer erwachsenen Ausgeglichenheit ja auch – nicht umsonst sitzen auch wir Großen nach der Arbeit gerne an solchen Flussläufen.

Kinder wollen wild und versonnen Spielen, statt irgendwelche Kurse und Förderung!

Anstatt alle unsere Kinder durch reichlichen, täglichen Unterricht, Kurse und frühe Bildung zu unseren individuellen, modernen Prinzen und Prinzessinnen zu machen, wären einige Fliegen mit einer Klappe geschlagen, wenn wir unseren Kindern mehr und wildere Orte zum Spielen einrichteten und sie bei ihrem Spiel in Ruhe ließen, sie also mehr Räuberdasein erleben dürften.
Ich wiederhole mich hier – aber heute begann mein Arbeitstag mit einer besorniserregenden Nachricht:
Die Gaben von Ritalin nehmen weiterhin stark zu – auch viele Erwachsene sind auf Dauer-Medikation mit Ritalin angewiesen. (Nachrichten auf SWR2 am 20.7.2017, morgens 9.00 Uhr). Da ich täglich auch mit den seelischen, nervlichen Nöten Erwachsener zu tun habe, kenne ich dieses Leid, wenn Erwachsene körperlich und seelisch aufgrund blank liegender Nerven nicht mehr können. Ich wünsche unseren Kindern eine solche Zukunft nicht, sie ist schwer.

Noch etwas kam heute in den Nachrichten: Kate und Prinz William sind mit ihren Kindern in Deutschland. Williams Mutter, Prinzessin Diana fiel Anfang der 1980-er Jahren damit auf und dabei heftig aus dem königlichen Protokoll, dass sie dafür eintrat, dass ihre Kinder zuallererst ihre Liebe brauchen (sie weigerte sich, ohne ihre kleinen Prinzen auf lange Reisen zu gehen, sie alleine bei Nannys zu lassen);  und dass die kleinen Prinzen so gut wie nur irgend möglich normale, verspielte Kindheiten haben sollten. Nicht zuletzt für diese warmherzigen Gesten ihren königlichen Kindern gegenüber, jenseits des damaligen höfischen Protokolls, wurde sie weltweit geachtet und stark geliebt.
Vielleicht mögen Sie heute noch eine schöne Geschichte lesen? Dann schauen Sie mal in Astrid Lindgrens „Märchen“ (Oetinger Verlag, Hamburg) und lesen Sie vor Ihrem Einschlafen die Geschichte von der Prinzessin, die nicht spielen wollte.

Seien Sie glücklich, wenn Sie noch Kinder haben, die aus Brombeeren Käse machen können und aus Blättern leckeren Spinat für die Puppen kochen … Zweifeln Sie nicht – wir brauchen mehr Räubertöchter und -söhne als Prinzessinnen und Prinzen – ganz sicher! Räubertöchter und -söhne haben unendlich viele Spielideen, waghalsige Einfälle und Unternehmungen, werden dabei klug und ganz nebenbei körperlich auch noch herrlich robust – was ihnen ein Leben lang Spaß bringt und ihre Gesundheit auf allen Ebenen erhält, nachweislich!
Bis bald wieder,
herzlich Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Sommer! Sonne auf der Haut, Sand zwischen den Zehen …

Liebe Eltern, 

uns Erwachsenen mag es manchmal zu heiß oder zu trocken draußen sein – für Kinder sind Sommertage ein einziges Glück.Erinnern Sie sich auch, WIE schön es war, stundenlang draußen spielen zu können? Die Sommer-Gerüche in der Nase, das Summen der Insekten, das Zwitschern der Vögel im Ohr?

Die Zeit, in der man auch die anderen Kinder aus der Nachbarschaft um die Ecke, immer, draußen antraf und man stundenlang alle möglichen Straßenspiele spielte? „Kaiser, wieviel Schritte schenkst Du mir?“, Fangen, Verstecken, Gummitwist-Hüpfen (ja, ich weiß, das waren nur wir Mädchen…), Ballspiele aller Art, Federball; oder weit weg streunen, Feuer machen, Lägerchen anlegen, kleine Banden bilden, sich necken, streiten, aber immer wieder zusammenfinden, weil es natürlich doch schön war, einfach stundenlang zu spielen …  Und das Beste: An den langen Sommerabenden, länger draußen bleiben zu dürfen, und wenn es schließlich doch Zeit fürs Bett war, dann waren die Erwachsenen großzügig und es reichte die Katzenwäsche; im Bett roch  man die Sonne auf der Haut und spürte die Krümel Erde und Sand zwischen den Zehen … und freute sich auf den nächsten Tag, um weiter zu spielen, da, wo man tags zuvor mit den anderen Kindern zusammen aufgehört hatte.

sunset in Prst Sjlland Danmark

Seien Sie großzügig im Sommer mit den Zubettgehzeiten!

Wenn Sie Kindern einen großen Gefallen tun wollen, dann lassen Sie solche „Sommer-Ewigkeits-Zeiten“ reichlich zu. Wie schon gesagt: fragt man heutige Erwachsene, was sie als besonders schön aus ihrer Kindheit erinnern, dann kommen gerade solche Schilderungen. Von „Kursen“, zu denen man nachittags hin sollte, um in diesem oder jenem früh gefördert zu werden, hat mir bei der Frage „Was war schön für Sie als Kind?“ noch nie jemand je erzählt. Aber vom Draußensein und stundenlangen Spielen mit anderen Kindern, bei Sonne und Wind, da und dort im Viertel, oder besser noch weit weg, damit die Erwachsenen sich keinesfalls einmischen konnten, davon allerdings erzählen alle Erwachsenen … Also, liebe Eltern, melden Sie Ihre Kinder nicht früh in Kursen an; und wenn Sie es doch getan haben, melden Sie sie bald wieder  ab, damit viel, viel Zeit für versonnenes Spielen bleibt. Das, woran wir uns gerne erinnern aus unserer Kindheit, das war einst wichtig, ging uns nahe und hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir uns auf allen Ebenen gut entwickelt haben.
Zu allem Glück kommt hinzu: Es sind immer weiter diese „sonnigen“ Erlebnisse, die Kinder froh und gesund auf allen Ebenen sein lassen; sie gehen ihnen unter die Haut und machen sie parallel auch noch klug, in jeder Hinsicht. Der Sommer sorgt vor! Was für ein Glück!
Genießen Sie es …
Mit sonnigen Grüßen, bis bald
Ihre Ingrid Löbner

Allgemein

Mehr Zeit und Ruhe für Familien – nicht weniger!

Liebe Eltern,

Ein weiteres Mal wird dieser Tage in den Medien gelobt, dass das Elterngeld Wirkung zeige: Beide Eltern arbeiten früh wieder VOLL – trotz Kindern – und verlieren so den Anschluss an die Arbeitswelt nicht. Ein Erfolg, vermeintlich. Aber wer denkt hier eigentlich an den Stress der Familien und vor allem an die Kinder selbst?

Als Beraterin, die tagaus tagein nahezu nichts anderes tut, als mit Eltern über die Unruhe (angefangen bei den Babys, die exzessiv schreien, bis zu den noch kleinen Kindern, die nicht in den Schlaf und auch nicht ins Spielen finden) ihrer Kinder zu sprechen, geht mir bei solchen Nachrichten immer als erstes durch den Kopf: „Ist das wirklich was Familien brauchen – egal wer von beiden wieviel arbeitet – wer denkt hier wirklich an die Kinder?“

Mein klare Empfehlung dazu liebe Eltern: Lasst Euch nicht so antreiben! Vertraut Eurem Gefühl mehr als allen Proklamationen der derzeitigen Politik!

Nahezu alle Eltern, mit denen ich die Schwierigkeiten ihrer kleinen Kinder bespreche, sagen mir, dass ihr Gefühl ihnen sagt, dass sie mehr Ruhe und noch viel mehr Zeit tagsüber für ihr kleines Kind brauchen. Väter und Mütter gleichermaßen sagen mir so oft, dass ihr Gefühl sagt, dass es unter einem Jahr für sie noch zu früh ist, ihr Kind schon früh morgens, oftmals für viele Stunden außer Haus in eine KiTa zu bringen. Dass ihr Gefühl so ist, dass ihre Kleinen eigentlich noch größer werden müssten.  Das Schöne daran: Dieses elterliche Gefühl passt genau zu dem, wass wir zu den Entwicklungsschritten kleiner Menschen wissen. Kleine Kinder müssen sich stark gebunden fühlen, müssen bei den nächsten Lieben (das sind in aller Regel, logisch, ihre Eltern) verwurzelt fühlen und sich stark geliebt fühlen; langsam nabeln sie sich dann von diesen „Haupt-Bindungs-Personen“ ab, bekommen erste, kleine „Flügel“ und gehen dann gerne, ohne Unruhe und nächtliche Schlaflosigkeit, ins Spiel zu anderen Kindern. Aber diese Prozesse brauchen ZEIT!

Es geht offensichtlich nicht um die Bedürfnisse kleiner Kinder, sondern  um die Bedürfnisse der Wirtschaft.

Derzeit werden Eltern, Väter wie Mütter gleichermaßen, möglichst früh wieder an die Arbeitsplätze zurück geholt, weil der Fachkräftemangel hoch ist. Es geht bei all dieser Politik nachweislich nicht um die Bedürfnisse kleiner Kinder, sondern nachweislich um die Bedürfnisse der Wirtschaft. (Mehr und sehr Genaues hierzu finden Sie im Buch von H.Renz-Polster: „Die Kindheit ist unantastbar“, Beltz-Verlag)
Kinder werden vor allem dann klug und im Leben wohl orientiert, wenn sie sehr geliebt  werden (das machen meist die Eltern sehr gut), wenn sie in Ruhe und mit gutem Gespür für sich selbst und ihr aktuelles Lebensgefühl beantwortet und ernst genommen werden. Dann sind sie in ihrer Kleinkind-Ruhe und gleichzeitig voller Neugierde. So entstehen im Menschen beides: Psychische Stabilität und die Freude am Entdecken,  das heißt bei Kindern: Freude am Spielen.

Reiner Effizienzgedanke statt echter Flexibilität, positivem Wandel und wirklich familienfreundlicher Arbeitspolitik

Anstatt dieses Wissen zur menschlichen Entwicklung ernst zu nehmen und für Menschen, die Kinder haben, Arbeitsverträge einzuführen, die ihnen Zeit geben und lassen (die Beamten bekommen solche Verträge, dort geht es!), werden die Eltern auf das Drängen der Wirtschaft eingestimmt und angetrieben, sich entgegen allem Gefühl früh von ihren Kindern zu trennen. Das gilt für Väter und Mütter gleichermaßen.
Liebe Eltern, seien Sie mutig, wehren Sie sich, widersprechen Sie dieser überall angepriesenen Entwicklung. Sie finden Details und viele Tipps zum Alltag im Leben mit kleinen Kindern in meinen beiden Büchern: „Gelassene Eltern-glückliche Kinder“ und „Erziehen mit Mut und Muße“. Vielfältigste Hintergrund-Informationen zur derzeitigen Politik finden Sie wie oben beschrieben bei Herbert Renz-Polster, außerdem bei Rainer Stadler „Vater, Mutter, Staat“,  zu finanziellen Nöten von Familien, zur extrem ungerechten Besteuerung von Familien  bei Jürgen Borchert: „Sozialstaatsdämmerung“.

Diese Autoren sind durchweg Menschen, die politisch eher links und keinesfalls in der rechten Ecke stehen, die aber die derzeitige Entwicklung mit bestem Fachwissen und mit Kenntnis ihres Fachgebiets deutlich hinterfragen, die konsequent die Frage stellen: Wo ist die Quelle all dessen, was derzeit überall proklamiert wird?  In jedem der Bücher wird die Frage gestellt: Warum sollen sich die Eltern und ihre kleinen Kinder plötzlich so sehr beeilen? Was ist eigentlich los?  Wem wird hier gedient? Warum wird so dermaßen aufs Tempo gedrückt? Wessen Interessen werden gestärkt? Die der Kinder sicher nicht.

Hören Sie nur auf sich, auf Ihre Familie, auf Ihr Gefühl – nur das zählt!

Machen Sie sich kundig und bleiben Sie Ihrem Gefühl treu: Machen Sie mit Ihren Kindern langsam und genießen Sie Ihr Zusammensein. Und seien Sie sicher: Das genau macht Ihr Kind bleibend ruhig und in seinem Innern sicher und stark, außerdem, das ist das Tolle: Genau so werden Kinder auch noch intelligent. Klasse, oder?
Herzlich
Ingrid Löbner

Allgemein

Ungerechte Familien- und Steuerpolitik: Eltern weiterhin klar im Nachteil

Liebe Eltern,

heute in den Nachrichten: Jedes sechste Kind in Deutschland lebt an der absoluten Armutsgrenze, jedes fünfte Kind ist von Armut betroffen, die Eltern jedes siebten Kindes können akute finanzielle Notsituationen nicht aus eigener Kraft bewältigen. Diese Zahlen sind alarmierend und bedeuten schlicht und ergreifend das, was Kenner der Familienpolitik schon lange anprangern: Familien mit Kindern sind in Deutschland finanziell zu stark belastet und müssten dringend steuerlich elementar entlastet werden.

Geldbrse

Steuerentlastung und Förderung von Familien sind weiterhin viel zu gering

Die Verbrauchssteuern sind hoch, das bedeutet, dass mit jedem Einkauf für mehrere Mitglieder einer Familie die Eltern elementar deutlich höher belastet sind, als  Menschen ohne Kinder; dazu sind Verbrauchssteuern Steuern, die keine Rücksicht auf die Höhe des Einkommens nehmen. Ich möchte Ihnen als Eltern empfehlen: Machen Sie sich kundig  darüber, wie hoch Sie, als diejenigen, die für die junge Generation einer Gesellschaft sorgen, tatsächlich vom Staat zur Kasse gebeten werden; und gehen Sie auf die Barrikaden, äußern Sie sich zu diesen Ungerechtigkeiten laut, öffentlich. Besorgen Sie sich –  verfasst vom ehemaligen Vorsitzenden Richter des Sozialgerichts Hessen, von Jürgen Borchert  –  das Buch „Sozialstaatsdämmerung“. Durch seine sehr genaue Darstellung finden Sie detailliert alle Informationen zur aktuell übermäßigen Besteuerung und Abgabenlast von Eltern. Mit diesen, im Buch deutlich aufgeführten Tatsachen seien Sie entschieden und treten Sie Ihren Abgeordneten deutlich auf die Füße.

Seien Sie nicht länger leichtgläubig – durch Kindergeld und Familienlastenausgleich wird Ihnen in unserem Land noch lange nicht angemessen Ihre reale Finanzlast ausgeglichen. Seien Sie widerspenstig und reell, nehmen Sie diese alarmierenden Verhältnisse nicht länger hin. Sie haben für Ihre tägliche Arbeit und Sorge für Ihre Kinder weitaus mehr von Ihrem Einkommen verdient.
Herzlich, bis zum nächsten Mal
Ingrid Löbner