Muss man denn wirklich immer konsequent sein? Nein, man muss nicht. Denn Kinder dürfen ruhig merken, dass auch Erwachsene lebendige Wesen sind, die überlegen, eh sie entscheiden; und die sich auch umentscheiden, wenn sie merken, dass ein Kind gute, lebensfrohe Argumente hat, etwas anders zu wollen als es zunächst von den Erwachsenen entschieden wurde.
Es schadet Kindern also keinesfalls, wenn sich Eltern im einen oder andern Fall umentscheiden.
Manchmal muss man allerdings entschieden sein, z.B. wenn man merkt, dass ein Kind müde ist, zappelig und quengelig wird und jetzt einfach mal schlafen muss. Oder wenn man weiß, dass es jetzt -obwohl das Kind es unendlich gerne wollte – keinen Sinn mehr macht, dies oder jenes zu tun, weil die Kraft oder die Zeit für ein kleines oder größeres Vorhaben einfach nicht mehr reichen.
Immer wieder würde ich sagen, es geht nicht so sehr darum, konsequent zu sein; ich würde es immer besser finden, dafür einzutreten, dass man als Erwachsener in manchen Situationen entschieden sein muss. Und immer wieder fällt mir dann ein, Eltern zu empfehlen: „Seien Sie, wenn Sie sicher sind, dass es jetzt so ist wie es ist, entschieden, auch klar, aber warmherzig.“
Warmherzigkeit und Klarheit statt Konsequenz um jeden Preis
Warmherzigkeit schadet nie, dann kann man klar und (wenn Dinge jetzt sind wie sie sind und man sich keinesfalls umentscheiden wird) eindeutig sein. Die stete Warmherzigkeit hilft viel besser über die Enttäuschung weg, die ein Kind ertragen soll. Bestimmt, aber freundlich zu sein – das ist immer ein guter Zug – so kann man mit einer Enttäuschung besser umgehen lernen. Und man erfährt als Kind dabei, dass man zwar unterschiedlicher Meinung sein kann, aber dabei nicht eisern und nicht eisig werden muss. Das ist eine gute, zwischenmenschliche Erfahrung – für jegliches Zusammenleben, auch später, eben ein Leben lang. Dann meidet man kalte Menschen und bewundert auch später eisige Entschiedenheit keinesfalls.
Bis zum nächsten Mal
Ingrid Löbner