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Unser Kind ist so eifersüchtig – was tun?

Viele Eltern sind heutzutage schnell stark in Sorge, wenn ein Kind Eifersucht zeigt. Oftmals schildern mir Eltern, was sie alles unternehmen, wie sehr sie einzelnen Kindern viel an einzelner Zeit einräumen, sie sich zwischen ihren Kindern aufteilen, sich oftmals geradezu zerreißen, weil ein Kind sich eifersüchtig zeigt, sie als Eltern dann folgern, dass sie sich jetzt deutlich stark, mit enorm viel Zeit um dieses eine Kind kümmern müssen.

Eifersucht zwischen Geschwistern ist völlig normal

Die allererste, wichtigste Botschaft für Sie als Eltern:
So sehr man als Kind auch zwischendurch eifersüchtig auf Geschwister sein kann, Geschwister zu haben ist dennoch das, was nahezu alle Kinder sich sehnlichst wünschen. Trotz Ärger, trotz Streit zwischendurch mit ihnen, trotz Einschränkungen, die man durch sie miterlebt – es ist auf der Wunschliste von Kindern ganz oben, dass sie Geschwister haben wollen;  sehr häufig auch bei jüngeren Kindern (vor der Pubertät),  dass Mama und Papa doch bitte nochmal ein Baby bekommen sollen!
Ja, so spürt man schon als Kind – das Leben ist wunderschön, vielfach noch schöner, wenn sich Sehnsüchte erfüllen – und doch hat man dann natürlich immer Licht und Schatten, beides, das man erleben muss. Das Gute: Allein dadurch erleben Kinder wunderbar realistisch, wie das Leben nun einmal ist: Schön und zeitweise weniger schön – einfach immer beides.
Also dürfen Sie als Eltern jeden Tag drauf vertrauen, dass etwas Eifersucht ganz normal zu den Prozessen des Aufwachsens unter mehreren Kindern dazugehört und im alltäglich eintretenden, üblichen Rahmen von einem Kind auch zu verkraften ist, diese Erfahrung zu einer realistischen Einstellung zum Leben eben dazu gehört.

Little girl sad because of jealous younger sister to parents. focus on girlKindern lernen fürs Leben: Gönnen, Teilen, Rücksichtnahme

Ja, man muss in der Familie teilen mit den anderen Kindern. Ja, man muss es manchmal für kleine Momente aushalten, dass das andere Kind zuerst mit etwas dran ist, bei mehreren Kindern das Warten immer wieder auch länger dauern kann und man das wirklich aushält! Ja, man kann nicht immer alles bekommen, weil Alles für alle reichen muss – also lernt man ganz normal, dass etwas Einschränkung zu verkraften ist und man es trotzdem mit Geschwistern weiterhin schön hat – auch bei etwas Verzicht durch die Anwesenheit Anderer neben sich.
Erfahrungen, die eine gute, realistische Vorbereitung bedeuten auf das, was das Leben einem sowieso noch alles zumuten wird … (Das Leben auf diesem Planeten bietet für jeden nicht ständig unbegrenzt alles. Diese Tatsache ist etwas, was vielen Erwachsenen der reichen Länder immer noch schwer fällt, diese Tatsache heutzutage realistisch zu erleben und einfach auszuhalten. Wir Bürger der reichen Länder benehmen uns  – gemäß den Berichten von Verbänden, die sich um die Ressourcen unseres Planeten sorgen – weiterhin so, als hätten wir mehr als eine Erde zur Verfügung; wir muten einfach unseren Enkeln, den zukünftigen Generationen, später, die Einschränkungen zu).

Ein paar einfach Tipps für weniger Eifersucht und mehr gemeinsame Freude

Ein paar Dinge kann man beherzigen, damit Kinder mit eifersüchtigen Gefühlen nicht überfordert sind, sie dem Alter des Kindes entsprechend auch gut verkraftet und ausgehalten werden können:
Wenn ein neues Kind geboren ist, ist es für das nächst größere Kind schön (und bei mehreren Kindern, die alle eher noch kleinere Kinder sind, gilt das für alle Kinder, die Sie haben), dass es auch viel zu Hause sein darf und die Nähe und Geborgenheit, die das kleine Baby jetzt bekommt, miterleben kann. Dies mitzuerleben nährt im Kind ganz real das wichtige Gefühl:  „Unsere Eltern haben wirklich ausreichend Wärme für alle ihre Kinder“; zusätzlich lässt das Miterleben ein größeres Kind herrlich eintauchen in den Zauber, der von kleinen, neugeborenen (aber auch etwas größeren) Babys ausgeht. Diesen Zauber miterleben zu dürfen, das alleine gleicht vieles an möglicher Eifersucht aus.

Je kleiner das zuvor geborene Kind noch ist, umso dringender sollte man es auch mit gleich viel Zeit wie das kleinere Baby um sich herum haben, weil ein noch kleines Geschwister, real körperlich, mit viel Zeit erleben muss, dass es tatsächlich weiterhin gleichermaßen erwünscht und umsorgt ist.
Aber auch etwas größere Geschwister genießen das Dasein mit einem Baby enorm.
Es stärkt größere Kinder (das geht früh los, schon ab einenhalb, zwei Jahren des größeren Kindes), wenn man sie in die Versorgung des Kleinen mit einbezieht.  Wenn Größere mitversorgen dürfen (und sei es, dass sie nur den Schnuller finden und bringen, den das Baby gerade braucht), werden sie stolz, dass sie schon „richtig“ großer Bruder, große Schwester sind und diese Erfahrung des Groß-Seins und des „etwas schon können, was das Kleine noch nicht kann“ stärkt deutlich das Selbstwertgefühl des größeren Kindes; genau das besänftigt mögliche Eifersucht.
Wenn man dazu kleine Privilegien haben darf (aber wirklich kleine, sie reichen vollkommen aus!), weil man schon etwas größer ist als der kleine Winzling (z.B. beim Einkaufen mitkommen und  mithelfen darf, oder abends, wenn das Baby „nur“ gestillt wird, nah dabei sitzen darf und man eine kleine Geschichte erzählt oder vorgelesen bekommt etc. etc.), dann kann man als Kind spüren, dass es gut ist, groß zu sein und zu werden, und man als Kind gar nicht immer nur neidisch sein muss.

Teilen üben und warmherzig und pragmatisch gemeinsam gute Lösungen finden

Bei Spielsachen ist es am besten, man führt früh ein, dass alle Sachen einfach für alle Kinder zum Spielen da sind; dass Spielsachen von vornherein weniger Eigentum bedeuten, sondern sie eben einfach Sachen zum Spielen für jegliche Kinder sind – das beugt vielem Streit vor. Lediglich Puppen und Kuscheltiere sind die „Kinder“ einzelner Kinder und müssen weniger geteilt werden (wobei auch Puppen und Kuscheltiere durch Geschwister „Tanten“ und „Onkels“ haben, was auch schon wieder schön ist und Einfälle bietet für gemeinsames Spielen …)
Was Eltern heute ebenfall oft vergessen: Es ist für Kinder schön, gemeinsam abends im selben Zimmer einzuschlafen, oft noch schöner, gemeinsam mit Geschwistern im selben Bett zu liegen!
Generell kann man besten Gewissens sagen: Kinder sind in den meisten Fällen nicht gerne alleine in Räumen, genau besehen brauchen sie die meisten Jahre ihres Aufwachsens kein eigenes Zimmer. Der eigene Raum, in dem man gerne alleine wohnt, bekommt erst dann stärkere Bedeutung, wenn man ein Erwachsener wird, bedeutet, etwa ab der Pubertät. Erst als Erwachsener prägt sich die ganze Persönlichkeit mit ihren stärkeren Ecken und Kanten aus, dann sehnt man sich zeitweise nach dem eigenen Raum.

Davor, während der langen Jahre als Kind, lieben Kinder es sehr (trotz allem Streit, den sie zwischendurch natürlich auch haben – keine Sorge, das ist normal im realen Zusammenleben unter kleinen wie größeren Kindern), dass ein oder zwei Kinder (in größeren Familien durchaus auch mehrere Kinder ) das Zimmer und die gemeinsame Atmosphäre teilen.
Warum? Im gemeinsam belebten Zimmer spielt sich wenig Einsamkeit, aber sehr viel Leben ab; ganz besonders auch reichlich Viel an kindlichem, unentwegtem Spielen und den dazugehörigen wunderbaren Spinnereien,  die vielen Momente des witzigen Zusammenseins unter Kindern; Erfahrungen, die man schnell vermisst, wenn man alleine sein soll als Kind. Viele von Ihnen kennen das, wie man stundenlang gespielt hat unter Kindern im selben Zimmer, oder was man sich unter Geschwistern vor dem Einschlafen noch alles ausgedacht und erzählt hat. Oder wie sonderbar es war und wie sehr man seine Geschwister vermisste, wenn man plötzlich irgendwo alleine, ohne sie bleiben sollte.

Fragen Sie mal bei Kindern aus größeren Familien nach, wie sehr sie es als Kinder genossen haben, dass sie immer jemanden zum Spielen und Spinntisieren hatten, sie Einsamkeit nicht kannten; auch bei Streit es gut war, dass man Räume zusammen  erlebt hat und man jemanden vertraut und nah hatte; und zwar jemand, der auch Kind war.
Seien Sie pragmatisch als Eltern, machen Sie sich weniger Sorgen – Kinder streiten mal, aber vertragen sich schnell wieder. Das grundsätzliche Gefühl: „Unsere Eltern haben uns alle gleichermaßen gern und uns auch alle gerne weiterhin viel um sich herum, in ihrer Nähe“ , dieses Gefühl ist lange wichtig;  aber genau diese Erfahrung reicht im Alltag auch aus, um Geschwister zu stärken und zu nähren.
Sie erinnern sich ? Genau …

Bis bald wieder
Ingrid Löbner

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