Viele Kinder tun alles, um es zu umgehen, dass sie sich waschen sollen oder womöglich, noch schlimmer, gewaschen zu werden.
Malin holte die große Waschwanne, steckte Pelle ganz hinein und begann, ihn gründlich abzuschrubben.
„Die Ohren brauchst Du doch nicht zu waschen“, murrte Pelle, „die habe ich doch erst Samstag gewaschen.“
Malin aber erklärte, ihn mit solchen Ohren herumlaufen zu lassen, sei überhaupt nicht zu verantworten. „Morgen kommt vielleicht Tante Märta zum Kaffee, und wenn sie solche Ohren sieht … “
„Du sagst `vielleicht` – können wir dann nicht warten und erst mal sehen, ob sie wirklich kommt?“ schlug Pelle vor. `
So heißt es bei Astrid Lindgren in „Ferien auf Saltkrokan“. Wer sich erinnern möchte, wie sich als Kind das Draußensein anfühlte, ganz besonders im Sommer, der gönne sich das Vergnügen und lese einfach (vielleicht wieder?) dieses Buch. Wer „Ferien auf Saltkrokan“ liest, dem geht das Leben wieder unter die Haut, wie einst als Kind; man spürt wieder, wie intensiv das Leben in jeder Hinsicht war, als man einst Kind war.
Ja, das Leben auf der Haut spüren! Kinder wollen nicht nur möglichst viele Erlebnisse, die ihnen unter die Haut gehen, sondern sie wollen auch ganz konkret das Leben auf der Haut spüren.
Kinder spüren alles noch viel intensiver – lassen Sie ihnen ihren Raum und Rhythmus
Weil Kinder so intensiv mit allen Sinnen ihre Tage erleben, ihren Körper oftmals intensiver und noch viel deutlicher wahrnehmen als wir Erwachsenen, mögen sie es kein bißchen, wenn wir Erwachsenen sie dauernd in diesem Körpergefühl stören, sie waschen oder sonstwie sehr viel an ihnen herumputzen.
Kinder haben generell weniger Körperausdünstungen – daher schadet es gar nicht, wenn wir sie weitaus seltener waschen als uns Erwachsene; wir ihnen also die Wonne lassen, das Leben auf der Haut zu riechen und zu schmecken. Ganz besonders wenn es draußen lange hell ist, man schöne Abende genießt, vielleicht länger draußen und wach bleiben darf, und schließlich, mit Einbruch der Dämmerung dann im Bett die Sommersonne an den Armen riecht und auch noch ein paar Sandkrümel zwischen den Zehen spürt. Ach, auch Füße kann man getrost nur etwas abrubbeln – etwas Dreck hält Kinder bekanntlich regelrecht gesund. Also, höchstens Katzenwäsche täglich und nur selten Ganzkörperwäschen, denn: Es ist schön, als Kind mit allen Sinnen das Leben zu spüren.
Bis bald wieder
Ingrid Löbner